Die wesentlichen Einflussfaktoren auf das Working Capital beruhen auf dem Geschäftsmodell, der Wettbewerbssituation und den spezifischen Branchenanforderungen. Konkret bedeutet dies, dass sich z. B. durch die Abnehmersituation (geringer oder hoher Wettbewerb), das Portfolio (wenige standardisierte oder viele individuelle Produkte) und der Wertschöpfungstiefe (geringe oder hohe Fertigungskomplexität) wesentliche Unterschiede hinsichtlich einer angemessenen Höhe des Working Capital ergeben.

 
Praxis-Beispiel

Dienstleister – Anlagenbauer mit Projektgeschäft – Serienfertiger

Bspw. hat ein Dienstleistungsunternehmen gegenüber einem Produktionsunternehmen vergleichsweise geringe Bestände (i. d. R. Verbrauchsmaterial) und legt damit den Fokus eher auf die Forderungen. Aber auch für produzierende Unternehmen zeigen sich wesentliche Unterschiede. So hat das Thema Bestände für einen Anlagenbauer mit Fokus auf Projektgeschäft, der kundenspezifische Produkte meist langfristig und mit hohem Materialeinsatz fertigt, einen höheren Stellenwert, als für den Serienfertiger mit einem Fokus auf klassisches Produktgeschäft. Letzterer kann mit einer hohen Stückzahl und einem hohem Standardisierungsgrad auch eine hohe Planbarkeit erreichen und daher mit deutlich geringeren Beständen operieren.

Insgesamt ist keine allgemeingültige Aussage zu einem guten oder schlechten Wert für die Working Capital Quote (Anteil des Working Capital am Umsatz) sinnvoll, da in jedem Fall weitere Faktoren zu berücksichtigen sind. Zwar können anhand von Branchendurchschnitten erste Erkenntnisse gewonnen werden, doch für eine fundierte Bewertung sind weitere Kenngrößen heranzuziehen. Daher kann bei der Ableitung von Handlungsfeldern und Maßnahmen zur Optimierung kein Pauschalansatz angewendet werden. Ein niedriges Working Capital bewirkt einerseits eine geringe Kapitalbindung und geringe Kapitalkosten, aber andererseits können diese Vorteile durch Opportunitätskosten aufgrund von schlechter Lieferperformance schnell wieder aufgezehrt werden. Die Betrachtung des "optimalen" Working Capital adressiert dabei hauptsächlich die monetäre Wirkung, eine weitergehende Betrachtung muss jedoch auch die Auswirkungen auf Unternehmensstrategie und Geschäftsprozesse im Auge behalten.

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