Der Begriff des Working Capital Managements beinhaltet die Planung, Steuerung und Optimierung des Working Capital als Saldogröße kurzfristigen Vermögens abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten. Die damit verbundenen Ziele, Prozesse und Aktivitäten können dabei von 2 sehr unterschiedlichen Standpunkten aus definiert werden:

  1. Working Capital Management als Liquiditätssicherung
  2. Working Capital Management als Liquiditätsfreisetzung

Aus dem Blickwinkel der Liquiditätssicherung ist das Working Capital ein Gradmesser für die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und dessen fristenkongruente Finanzierung. Ein positives Working Capital bedeutet, dass die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten durch Vermögensteile gedeckt sind, die im gleichen Zeitraum in Liquidität umgewandelt werden können. Je höher das Working Capital ist, desto wahrscheinlicher kann ein Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Daraus leitet sich die fristenkongruente Finanzierung als Kernaufgabe des Working Capital Managements ab.

Aus Sicht des 2. Standpunktes wird das Working Capital als das durch die operative Geschäftstätigkeit gebundene Umlaufvermögen betrachtet, das durch verzinsliches Kapital zu finanzieren ist. Dabei wird es als gebundenes, nicht zinsbringendes oder "totes" Kapital gewertet, das sowohl die verfügbare Liquidität als auch die Kapitalrendite eines Unternehmens reduziert. Das Working Capital sollte daher so gering wie möglich, wenn nicht idealerweise sogar negativ sein. Ein negatives Working Capital ergibt sich, sofern das in Vorräten und Forderungen gebundene Kapital durch die Lieferanten finanziert wird, d. h., dass die Lieferverbindlichkeiten höher sind als die Summe der Vorräte und der Forderungen gegenüber Kunden. In diesem Verständnis beinhaltet das Working Capital Management 3 Kernaufgaben:

  • die Reduzierung der Vorrats-Position,
  • die Reduzierung der Forderungs-Position sowie
  • die Erhöhung der Verbindlichkeiten-Position.

Working Capital Management zur Freisetzung nicht zinsbringenden Kapitals

Das nachfolgend skizzierte Working Capital Management folgt primär der Perspektive der Liquiditätsfreisetzung. Es wird jedoch in einen breiteren Kontext des Wertsteigerungsmanagements eingebunden, um Fehlsteuerungen einer isolierten Working Capital Sicht zu vermeiden. Der Optimierung/Reduktion des Working Capital sind nämlich dahingehend Grenzen gesetzt, wenn sie zu Lasten der Liquiditäts- und Versorgungssicherheit oder des Unternehmenserfolgs gehen. So lassen sich z. B. Kundenforderungen und damit das Working Capital durch Factoring, Gewährung von Skonti oder die forcierte Abwertung überfälliger Forderungen zu Lasten des Unternehmensgewinns relativ einfach reduzieren. Derartige trade-offs sind mit Sicht auf die angestrebte Wertsteigerung des Unternehmens jedoch nur positiv, wenn sie ganzheitlich sinnvoll sind.

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