Welche Kosten und Erlöse fallen an?

Dieser Schritt ist entscheidend für die Aussagekraft einer Investitionsbeurteilung, da hier wesentliche Annahmen zu treffen sind.

  • "Wie viel Prozent werden wir uns durch die neue eLösung tatsächlich einsparen?", oder
  • "Haben wir für die Schulung unserer Mitarbeiter die Kosten in ausreichender Höhe angesetzt?"

sind nur einige der Fragen, die hier immer wieder aufkommen. Von großer Bedeutung für die finale Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist die Unterteilung der Kosten in laufend und einmalig.

Erfahrungskurve berücksichtigen

Im Bereich der Nutzenermittlung muss stets zwischen direkt messbarem monetären Nutzen und (nur) indirekt messbarem nicht monetären Nutzen unterschieden werden. Würde die Investition in eine eCatalog-Lösung bspw. 15 % der Prozesskosten für Bestellungen verringern, so würde es sich dabei um eine direkt messbare Prozesskosteneinsparung handeln. Auch ist bei der Nutzenermittlung der Erfahrungskurveneffekt zu berücksichtigen, da die möglichen Potenziale durch die implementierte IT oft erst zeitverzögert wirksam werden und für einen realistischen Wirtschaftlichkeitsausweis zu Beginn eher geringere Einsparungswerte anzusetzen sind.[1]

Eine höhere Ausfallsicherheit oder qualitativ bessere Prozesse (weniger Medienbrüche) sind direkt nicht zu messen und nur indirekt über einen Pauschalsatz oder auf Basis von Erfahrungswerten einzubringen. Einzige Ausnahme: Die bisherigen Probleme sind zeitlich eindeutig bezifferbar und durch die neue Lösung zu vermeiden oder zu verringern. Sofern Kenngrößen wie Mitarbeiter- oder Lieferantenzufriedenheit der eLösung bzw. die Wirkung auf angrenzende Unternehmensbereiche miteinbezogen werden sollen, kann auf Scoringmodelle zurückgegriffen werden.

Wirkungsketten erlauben die Darstellung indirekter Einflüsse

Sofern von Entscheiderseite eine weitere Detaillierung des Einflusses von nicht direkt messbaren Aspekten gewünscht ist, kann die Wirtschaftlichkeits- und Nutzenanalyse um das Instrument der Wirkungskette erweitert werden (s. Abb. 5). Damit ist es möglich auch nicht direkte und somit nicht kurzfristig wirksam werdende Nutzenaspekte einer Investition in eSourcing-Lösungen aufzuzeigen. Im dargestellten Beispiel führt eine einheitliche Prozessbeschreibung in erster Linie zur Klarheit und einem zweifelsfreien Verständnis über die Beschaffungsabläufe, und erst indirekt über schnellere und fehlerfreie Prozesse zu Kosten- und Zeiteinsparungen.

Abb. 5: Wirkungskettendiagramm[2]

Da zu viele Wirkungsketten unübersichtlich und nicht nachvollziehbar werden, muss man sich bei der Wahl der qualitativen Faktoren, welche mit einer derartigen Darstellung argumentiert werden, auf die wesentlichen beschränken.

[1] S. Schweiger/Ortner/Tschandl, 2007, S. 73.
[2] S. Kesten/Schröder, 2007, S. 14.

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