An den oben genannten Beispielen lässt sich bereits absehen, dass die klassischen Sektoren-Cluster nicht mehr funktionieren. Händler sind zugleich Finanzierer. Handwerker sind Energie- und Fördermittelberater. Versicherungsunternehmen sind Berater für die Altersvorsorge. Lebensmittel-Lieferanten sind Gesundheitsberater. Der Steuerberater wird zum Finanz-, Unternehmens- und Verbraucherberater. Für die Unternehmensleiter mit traditionellem Branchenverständnis bedeutet das: Es gilt, sich über den Branchenrand hinaus zu informieren und diesen ständig zu erweitern und zu prüfen, welche neuen Geschäftsfelder passen, wie die Personalentwicklung dazu aussehen muss und welche digitalen Innovationen realisierbar sind.

Das Cluster der neuen Geschäftsfelder lässt sich am besten mit diesen neuen Begriffen abbilden:

  • Plattformen/Portale: Der Begriff „Plattform“ bezeichnet ein Geschäftsmodell, das sich nicht auf das Management einer Wertschöpfungskette bezieht, sondern Marktakteure miteinander verknüpft. Plattformen bringen Angebot und Nachfrage so zusammen, dass diese frei interagieren können (also z. B. Waren oder Dienstleistungen anbieten oder nachfragen).

    Sie können Plattformen für Ihr Unternehmen nutzen:

    • für die Suche nach Mitarbeitern (Jobbörsen)
    • für die Suche nach potenziellen Geschäftspartnern oder Nachfolgern (XING, LinkedIn, Jobbörsen)
    • für die Suche nach geeigneten Beratern (spezialisierte Rechtsanwälte, Gutachter, Unternehmensberater)
    • für die Suche nach freien Mitarbeitern (Freelancer, webdesigner)
    • für die Beschaffung von Vorprodukten (Großhandels-Plattformen)
    • für die Suche nach Lieferanten (Alibaba)
    • für die Suche nach Gewerbe-Immobilien
    • für die Suche nach Informationen (Haufe-Lexware-Portal)

    Alle diese Leistungsangebote stehen auch ihrem Unternehmen offen. Sie sind also gut beraten, wenn ihr Unternehmensprofil auf den wichtigsten Plattformen vertreten ist.

  • Smart City: Von der selbststeuernden Straßenbeleuchtung bis hin zu neuen Mobilitäts-Konzepten, vom digitalen Bürger-Service bis zum ökologisch optimierten Abfall-Konzept. Aber auch Parkplatz-Apps, die freie Parkmöglichkeiten ins Navigationssystem laden, gehören zu diesem Konzept. Als Vorreiter in Sachen Smart City gilt die spanische Stadt Santander. In der Stadt sind 12.000 Sensoren installiert, die nahezu jeden Aspekt erfassen. Straßen, Lampen, Müllcontainer und Wasserleitungen sind mit elektronischen Fühlern ausgestattet. Rathaus, Firmen und Dienstleister können diese Daten zur Erledigung ihrer Aufgaben nutzen. Überall gibt es eigene Busspuren. Die Ampeln schalten automatisch auf grün, wenn sich ein Bus nähert. Problem: Smart City ist ein großer Wachstumsmarkt – bisher funktionieren solche Projekte nur mit enormen staatlichen Subventionen. In Santander spart man durch optimiertes Kosten-Management aus dem digitalen Informationssystem rund 25 Prozent der bisherigen Betriebskosten. Insofern können Anbieter von Dienstleistungen und Services für öffentliche Haushalte davon ausgehen, dass dieser Wachstumsmarkt über kurz oder lang auch Umsatz und Gewinn bringen wird. Nach UN-Schätzungen wird der jährliche Umsatz mit Smart-City-Lösungen weltweit von 36 Mrd. US-Dollar in 2016 auf ein Volumen von rund 88 Mrd. US-Dollar in 2025 steigen.
  • Smart Home: Der Begriff umfasst alle Themen rund ums Wohnen und das "Zu Hause". Das sind z. B. digitale Heizungs- und Sicherheitseinstellungen, Video-Überwachung per Smartphone oder automatische Jalousien, die im Urlaub ferngesteuert werden. Es geht um selbsttätige Putzhelfer (Staubsauger, Fensterputzer) und neue Gadgets, die die tägliche Hausarbeit erleichtern, sowie Apps, die den Energieverbrauch optimieren. Smart Home steht aber auch für völlig neue Lebenskonzepte – variable Wohnraumkonzepte, neue Baumaterialien, Funktionsmöbel, die variabel einsetzbar sind oder Video-Kunst statt herkömmlicher Raumausstattung. Vieles, was machbar ist, ist bereits im Bill Gates Musterhaus auf dem Microsoft-Firmengelände in Redmond verwirklicht. Allerdings hat sich dessen "Cyberhouse" aus dem Jahr 2000 längst schon wieder überholt. Auch hier geht es um Daten: Im Idealfall sollen sämtliche im Haushalt produzierten Informationen und Daten (Verbrauchswerte, technische Daten wie Temperatur, Raumluftverhältnisse usw.) jederzeit abrufbar sein und per Cockpit gesteuert werden können. Aktuelle Musterbeispiele sind das Haus der Gegenwart auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau in München oder das Inhaus in Duisburg, ein Projekt der Fraunhofer-Gesellschaft für Wohn- und Nutz-Immobilien.
  • Smart Family: Unter Smart Family werden alle Technologien, digitalen Produkte und Dienstleistungen zusammengefasst, die im Zusammenhang mit der Familie und dem Familienleben eine Rolle spielen – von der digitalen Spielekonsole über den Time-Manager zur Optimierung des familiären Zusammenlebens bis hin zu Hobby-Ausstattungen – Skate-Boards, die sich Routen merken, Apps, die Herz-Kreislauf-Werte aufzeichnen und gefährliche Situationen selbst erkennen – und sportlicher Kleidun...

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