Aufgrund dieser typspezifischen Verteilung der variantenabhängigen Kosten einerseits und der mengenbasierten Verrechnung andererseits kann man auch von einer "Typ-Mengen-orientierten Gemeinkostenrechnung (TMOGK)" sprechen. Dadurch wird den eingangs gestellten Forderungen nach mehr Transparenz und Verursachungsgerechtigkeit in mehrfacher Hinsicht entsprochen.

Kosteneinsparpotenziale werden aufgezeigt

Allein die Kenntnis, was eine Variante kostet, wird die Diskussion über die Rentabilität einzelner Varianten anstoßen, was insbesondere für Kleinserienprodukte gilt. Es werden damit Anreize gegeben, das Produktportfolio und dessen Vielfalt zu begrenzen. Gleichzeitig hilft die Variantenkostenrechnung, Kosteneinsparpotenziale zu quantifizieren, die sich mit Wegfall einer Variante ergeben.

Kosten werden variantenverursachungsgerecht zugeordnet

Des Weiteren ermöglicht die Variantenkalkulation eine verursachungsgerechte Verteilung von Gemeinkosten. Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit einem heterogenen Produktspektrum. Denn mit der Variantenkalkulation werden variantenabhängige Gemeinkosten nicht mehr einzelkostenabhängig (traditionelle Zuschlagskalkulation) auf die Produkte verrechnet, sondern analytisch über das "TMOGK"-Verfahren (Stichwort: Abteilungs-Varianten-Verfahren) verteilt. Varianten mit hoher Betreuungsintensität werden entsprechend hohe Gemeinkosten zugeordnet; auf Produkte mit geringerer Betreuungsintensität werden entsprechend geringere Gemeinkosten verrechnet. Diese verursachungsgerechte Kostenverteilung ist in der Prozesskostenrechnung unter dem Begriff Allokationseffekt bekannt.

 
Praxis-Beispiel

Allokationseffekt

Variante 4711: 14,50 Pj, 1.069.500 EUR Variantenkosten, 120.000 Stück

Variante 4714: 7,25 Pj, 640.708 EUR Variantenkosten, 120.000 Stück

Damit Variantenkosten pro Stück:

Variante 4711 = 1.069.500 EUR : 120.000 Stück = 8,91 EUR/Stück

Variante 4714 = 640.708 EUR : 120.000 Stück = 5,33 EUR/Stück

Aufwandsbedingte Differenz (Allokationseffekt): 3,58 EUR pro Stück

Ebenso erreicht man bei Anwendung des TMOGK-Verfahrens den sogenannten Degressionseffekt. Dieser bewirkt eine kalkulatorisch exakte Abgrenzung zwischen groß- und kleinstückzahligen Erzeugnissen, indem man die gesamten Kosten einer Variante durch deren Stückzahl dividiert.

 
Praxis-Beispiel

Degressionseffekt

Variante 4711: 14,5 Pj, 1.069.500 EUR Variantenkosten, 120.000 Stück

Variante 4712: 14,5 Pj, 1.069.500 EUR Variantenkosten, 15.000 Stück

Damit Variantenkosten pro Stück:

Variante 4711 = 1.069.500 EUR : 120.000 Stück = 8,91 EUR/Stück

Variante 4712 = 1.069.500 EUR : 15.000 Stück = 71,30 EUR/Stück

Mengenbedingte Differenz (Degressionseffekt): 62,39 EUR/Stück

Die gewünschte verursachungsgerechte Kalkulation von Varianten und die angestrebte Kostendifferenzierung werden somit sichergestellt. So offengelegten Kostenunterschiede zwischen den einzelnen Varianten stoßen i. d. R. eine Diskussion über die Variantenrentabilität und damit über das Angebot einzelner Varianten an. Es werden weitere Anreize gegeben, über die Komplexität des Produktprogramms nachzudenken und Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu begrenzen oder erst gar nicht am Markt anzubieten. Insofern ist gerade die Variantenkalkulation für das Variantenmanagement ein unentbehrliches Instrument; nur mit ihrer Hilfe kann das Management für die eingangs beschriebenen Probleme steigender Prozesskosten aufgrund steigender Variantenzahl ausreichend sensibilisiert werden.

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