Änderungen im Mengengerüst oder im Fertigungsablauf

Da Plankalkulationen über die Planperiode hinweg konstant gehalten werden sollten, entsteht der Bedarf nach zusätzlichen Kalkulationsarten, welche ganz unterschiedlichen Auswertungsinteressen folgen können. Entsprechend vielfältig sind die Varianten und Bezeichnungen, aus denen nur drei herausgegriffen werden sollen. So zeigen

  • Sollkalkulationen die Auswirkungen eines unterjährig aktualisierten Planmengengerüsts (Anpassungen in Stücklisten bzw. Arbeitsplänen) bei gleichen Wertansätzen wie für die Plankalkulation,
  • Angebotskalkulationen die Auswirkungen aktualisierter Planmengengerüste und Preise für Einsatzfaktoren, z.B. als aktualisierte Verhandlungsgrundlage für den Vertrieb,
  • Nachkalkulationen die Auswirkungen des Ansatzes von Istverbräuchen an Einsatzfaktoren und Fertigungsleistungen, wobei hierbei noch zwischen Wertansätzen zu Plan- und Istkosten unterschieden werden kann.

Ein wichtiger Sonderfall der Sollkalkulation in der Serienfertigung ist die so genannte auftragsbezogene Sollkalkulation:[1] Durch manuelle Pflege oder den Einsatz von Betriebsdatenerfassungssystemen wird pro Fertigungsauftrag das dem aktuellen Produktionsvollzug entsprechende Planmengengerüst in der Kalkulation berücksichtigt. Bei der Rückmeldung jedes vollzogenen Fertigungsschrittes wird durch Angabe der von der Qualitätssicherung als „gute Menge” anerkannten Ausbringung die Solleinsatzmenge, sei es an Rohstoffverbrauch oder Bezugsgrößenverbrauch, vorgegeben und mit den Plan- bzw. Festpreisen bewertet. Änderungen können sich hierbei sowohl durch Änderungen im Einsatzmaterial als auch durch Änderungen im Fertigungsablauf (z.B. Verwendung einer anderen Maschine) ergeben, also durch Änderungen der auftragsbezogenen Stücklisten bzw. Arbeitspläne.

Die Sollkalkulation ist die Voraussetzung für den noch auszuführenden auftragsweisen Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich, denn diesen Sollwerten werden im Zuge der Istkostenaufbereitung die Istwerte aus der Materialabrechnung oder der betrieblichen Leistungserfassung gegenübergestellt.

Istkostenaufbereitung

Als Nachkalkulation wird die – nach erfolgter Leistungserbringung durchgeführte – Ermittlung der Herstell- bzw. Selbstkosten einer Leistungseinheit auf Basis der tatsächlich entstandenen Kosten bezeichnet. Die Berechnung bzw. Erfassung der einzelnen Kostenpositionen erweist sich nicht selten als schwieriges Unterfangen und ist von den jeweiligen Fertigungsbedingungen abhängig. Meist können Einzelkosten anhand von Entnahmescheinen oder Fremdrechnungen erfasst werden; bei den Gemeinkosten kommen Zeiterfassungen und zur Bewertung Plan- bzw. Istkostensätze der Kostenstellenrechnung zum Tragen.

Abbildung 4 zeigt nochmals zusammenfassend die Mengen- und Wertansätze der Plan- bzw. Nachkalkulation, welche die Basis für die Gegenüberstellung darstellen. Letztere wird, je nach Fertigungstyp, als Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich bzw. Herstellkosten-Soll-Ist-Vergleich bezeichnet. Aufgrund der Anlehnung des Modells QUATTRO an die Serienfertigung wird nur auf Erstere im Weiteren eingegangen.[2]

 
  Plankalkulation Nachkalkulation
Mengengerüst
  • Materialverbrauch entspr. Stücklisten
  • Materialverbrauch entspr. tatsächl. Entnahmen
 
  • Fertigungszeiten entspr. Arbeitsplänen
  • Istfertigungszeiten entspr. erfasster Zeiten
Wertansätze
  • Festpreise für Material
  • Durchschnittspreise für Material
 
  • Plankostensätze für Fertigungsleistungen
  • Plan- bzw. Istkostensätze für Fertigungsleistungen

Abb. 4: Mengen- und Wertansätze von Plan- und Nachkalkulation

[1] Vgl. auch Medicke, 1988, S. 300.
[2] Zu einer umfassenden Darstellung nach Fertigungsverfahren vgl. insbesondere Medicke, 1988.

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