Allgemeiner Ablauf der liquiditätsplanbasierten Sanierungsfähigkeitsprüfung

Die Planung der Liquidität läuft analog zur Kapitalbedarfsplanung ebenfalls in 3 Prozessschritten ab. Den Ausgangspunkt der Liquiditätsplanung bildet die Erfassung der Ist-Situation, die sich für das Krisenunternehmen ohne Einsatz der Sanierungsinstrumente zeigt (Schritt 1). Auf Basis dieser Daten sind anschließend die verfügbaren Sanierungsinstrumente zu identifizieren und die wirksamen auszuwählen (Schritt 2). Schließlich sind die erwarteten Wirkungen der ausgewählten Sanierungsinstrumente in den Liquiditätsplan zu integrieren und es ist zu prüfen, ob die Liquidität des Sanierungsunternehmens wieder hergestellt werden kann (Schritt 3).

Schritt 1: Liquiditätssituation vor Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen

Zunächst sind die künftigen Einzahlungen und Auszahlungen zu prognostizieren und im Liquiditätsplan zu erfassen. Hierbei ist die Ist-Situation vor der Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen zu erfassen. Im Beispiel (vgl. Tab. 7) wurde eine monatliche Betrachtungsweise gewählt. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass der Liquiditätsplan prinzipiell bis auf die Tagesbasis herunterzubrechen ist, um auch möglicherweise verdeckte Fehlbeträge aufzudecken, die bei zu grobem Zeitraster auftreten können.

 

Monat

Position (in TEUR)
Jan. Feb. Mär. Apr. ...
1 Zahlungsmittel (Anfangsbestand) 100 -30 -165 -530 ...
2 Einzahlungen 135 105 85 80 ...
  2.1 Einzahlungen im Leistungsbereich 110 90 80 75 ...
    2.1.1 Umsatzeinzahlungen 100 85 75 70 ...
    2.1.2 Einzahlungen aus der Liquidation von Sachvermögen 0 0 0 0 ...
    2.1.3 Sonstige Einzahlungen 10 5 5 5 ...
  2.2 Einzahlungen im neutralen Bereich 5 0 0 0 ...
  2.3 Einzahlungen im Finanzbereich 20 15 5 5 ...
    2.3.1 Einzahlungen aus Kapitalaufnahme 0 0 0 0 ...
    2.3.2 Einzahlungen aus der Desinvestition von Finanzvermögen
15

10

0

0

...
    2.3.3 Einzahlungen aus Finanzierungserträgen 5 5 5 5 ...
3 Auszahlungen 265 240 450 215 ...
  3.1 Auszahlungen im Leistungsbereich 230 215 200 195 ...
    3.1.1 Auszahlungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 50 45 35 35 ...
    3.1.2 Auszahlungen für Personal 150 150 150 150 ...
    3.1.3 Auszahlungen für Leistungen Dritter 15 10 10 5 ...
    3.1.4 Auszahlungen für Steuern 10 5 5 5 ...
    3.1.5 Sonstige Auszahlungen 5 5 0 0 ...
  3.2 Auszahlungen für Investitionen im Leistungsbereich 10 5 0 0 ...
  3.3 Auszahlungen im neutralen Bereich 0 0 0 0 ...
  3.4 Auszahlungen im Finanzbereich 25 20 250 20 ...
    3.4.1 Auszahlungen für Kapitaltilgung 20 20 250 20 ...
    3.4.2 Auszahlungen für Investitionen im Finanzbereich 0 0 0 0 ...
    3.4.3 Auszahlungen für Finanzierungsaufwendungen 5 0 0 0 ...
Zahlungsmittel (Endbestand) -30 -165 -530 -665

Tab. 7: Liquiditätsplan

Im Liquiditätsplan auf monatlicher Basis sind die strukturellen Fehlbeträge in den dargestellten Monaten deutlich zu erkennen. Die Hauptursache der stark anwachsenden Fehlbeträge liegt in den deutlich zurückgehenden Umsatzeinzahlungen bei gleichzeitig weniger stark zurückgehenden Auszahlungen. Auf der Seite der Auszahlungen schlägt insb. der im März zu tilgende Kredit (Tilgungsbetrag = 230 TEUR) negativ auf den Zahlungskraft-Endbestand durch.

Schritt 2: Identifikation der Sanierungsmaßnahmen

Auf Basis der Liquiditätssituation sind im 2. Schritt die verfügbaren, wirksamen und durchsetzbaren Sanierungsmaßnahmen zu identifizieren. Das Ergebnis der Alternativensuche für das Beispielunternehmen ist in Tab. 8 dargestellt.

 
Sanierungsmaßnahme Wirkung
Einstellungsstopp, Entlassung von 20 Mitarbeitern, Kurzarbeit mit Lohnverzicht bzw. Kurzarbeitergeld für den Rest der Belegschaft, Drosselung der Produktion um 30 % Senkung der Auszahlungen für Personal um 50 TEUR/Monat,
Senkung der Auszahlungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe um 15 TEUR/Monat
Lagerabbau durch Absatzstimulation mittels Ansprache der Schlüsselkunden und Auflegung einer Werbekampagne Erhöhung der Umsatzeinzahlungen um 20 TEUR/Monat,
Erhöhung der sonstigen Auszahlungen für die Werbekampagne um 10 TEUR/Monat
Unterlassung der Investitionen im Leistungsbereich Vermeidung der Auszahlungen für Investitionen im Leistungsbereich
Kurzfristiger Überbrückungskredit, Laufzeit 6 Monate, Volumen 50 TEUR, endfällige Tilgung, Zinssatz 10 % Einzahlungen aus Kapitalaufnahme 50 TEUR im Januar,
Erhöhung der Auszahlungen für Finanzierungsaufwendungen um 5 TEUR/Monat in den Folgemonaten
Aussetzung der annuitätischen Tilgungszahlungen für den Kredit 1 i. H. v. 20 TEUR/Monat Verringerung der Auszahlungen für Kapitaltilgung um 20 TEUR/Monat
Prolongation des im März auslaufenden endfälligen Kredits 2 im Volumen von 230 TEUR (Zinssatz = 8,7 %) für weitere 12 Monate Vermeidung der Auszahlungen für Kapitaltilgung im März i. H. v. 230 TEUR
Erhöhung der Auszahlungen für Finanzierungsaufwendungen um 20 TEUR/Monat ab April

Tab. 8: Sanierungsmaßnahmen und Wirkungen

Schritt 3: Erwartete Liquiditätssituation nach Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen

Schließlich ist die Wirkung der identifizie...

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