Unternehmenserhaltungsfunktion

  • Ausgangssituation

    Durch einen falsch kalkulierten bzw. hinsichtlich der technischen Schwierigkeiten unterschätzten Großauftrag sind bei einem Maschinenbauunternehmen für Spezialmaschinen Verluste in Höhe von mehreren 100.000 EUR entstanden. Hinzu kommt ein konjunkturell bedingter Umsatzrückgang, dem nicht ausreichend schnell durch Personal- und Kostenanpassung Rechnung getragen werden konnte. In der Konsequenz sind ein Liquiditätsengpass und die wirtschaftliche Überschuldung des Unternehmens aufgetreten. Erschwerend kommt die Kündigung der bestehenden Kreditverträge durch die Hausbank hinzu.

  • Lösung

    Nach grundlegender Analyse des Unternehmens und Prüfung der Sanierungsfähigkeit wird beschlossen, neben einer Reorganisation des Konstruktions- und Fertigungsbereichs insb. die Prozesse in der kaufmännischen Verwaltung zu überprüfen. Bspw. wird angestrebt, die offensichtlichen Mängel der Auftragsvor- und -nachkalkulation zu beheben. Parallel hierzu wird auf Basis der Empfehlungen der Sanierungsfähigkeitsprüfung ein außergerichtlicher Vergleich mit den Lieferantengläubigern sowie der ehemaligen Hausbank vereinbart. Zusätzlich wird im Rahmen einer Eigenkapitalerhöhung ein neuer Gesellschafter in das Unternehmen aufgenommen, der in Zusammenarbeit mit der alten Geschäftsführung die Hauptgeschäftsführung übernimmt. Aufgrund des überzeugenden Sanierungskonzeptes kann schließlich eine Kreditbeziehung zu einer neuen Bank aufgebaut werden.

  • Ergebnis

    80 % der ursprünglichen Arbeitsplätze können gesichert werden. Das Unternehmen ist wieder rentabel und dauerhaft in der Lage, seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Die Weiterführung des Krisenunternehmens ist in diesem Beispiel gegenüber der Auflösung und Liquidation die ökonomisch sinnvollere Alternative.

Schadensbegrenzungsfunktion

  • Ausgangssituation

    Durch mehrere große, nicht versicherte Forderungsausfälle sind bei einem mittelständischen Bürohandelsunternehmen mit mehreren Filialen hohe Verluste angefallen. Im Rahmen der Sanierungsfähigkeitsprüfung zeigt sich, dass ein Großteil der Filialen defizitär arbeitet und der gesamte Produktbereich der Bürobedarfsartikel als technisch nicht mehr aktuell und finanzwirtschaftlich als unrentabel einzustufen ist. Erschwerend kommt ein im Vergleich zum Umsatz und Forderungsvolumen nicht ausreichend hoher Betriebsmittelkredit hinzu. Die Gesamtheit der Probleme des Unternehmens kommt in einer wirtschaftlichen Überschuldung und einem aus eigener Kraft nicht zu behebenden Liquiditätsengpass zum Ausdruck.

  • Lösung

    Nach umfassender Analyse der endogenen und exogenen sowie finanz- und leistungswirtschaftlichen Krisenursachen und anschließender Abschätzung der zukünftigen Marktchancen des Unternehmens liefert die Sanierungsfähigkeitsprüfung das Ergebnis, dass weder durch eine Reorganisation des Produktbereichs der Bürobedarfsartikel noch durch Schließung einzelner Filialen die Unternehmensexistenz nachhaltig sichergestellt werden kann. Zwar könnte durch einen außergerichtlichen Vergleich mit den Lieferantengläubigern, den Abschluss einer Kreditversicherung und eine 50-prozentige Kapitalerhöhung eine kurzfristige finanzielle Konsolidierung erreicht werden. Bei näherer Analyse der Situation ergibt sich jedoch, dass diese Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts und des eigenen geringen Marktanteils in dieser stark konsolidierten Branche nicht auf Dauer gewährleisten würden.

  • Ergebnis

    Da die Sanierungsfähigkeitsprüfung zu einem negativen Ergebnis führt, ist nicht zu erwarten, dass durch die Zuführung von frischem Kapital das bereits gefährdete Kapital gerettet werden kann. In der Konsequenz sind aus ökonomischer Perspektive die Einleitung und die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen nicht sinnvoll. Zur Begrenzung des bereits entstandenen Schadens verbleibt folglich lediglich die Alternative, auf die Fortführung des Unternehmens zu verzichten und durch Liquidierung der noch vorhandenen Vermögensgegenstände — wenn überhaupt möglich — die offenen Verbindlichkeiten zu begleichen.

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