Nachfolgend wird die Finanz- und Liquiditätsstrategie der Deutschen Telekom AG vorgestellt. Anhand dieses Praxisbeispiels soll aufgezeigt werden, wie die theoretischen Grundlagen bezüglich der wesentlichen Inhalte einer Finanz- und Liquiditätsstrategie in der Unternehmenspraxis konkret ausgestaltet sein können. Darüber hinaus verdeutlicht dieses Beispiel noch einmal nachvollziehbar die direkte Beziehung zwischen der Konzern- bzw. Unternehmensstrategie und der Finanz- und Liquiditätsstrategie als eine daraus abgeleitete funktionale Teilstrategie.

Abb. 4: Finanzstrategie der Deutschen Telekom AG[1]

Seit 2014 richtet die Deutsche Telekom ihr Handeln an ihrer Strategie "Leading European Telco" aus. Das Ziel des Konzerns ist es, der führende europäische Telekommunikationsanbieter zu sein. Um dies zu erreichen, soll auch zukünftig das Betreiben der dafür notwendigen Infrastruktur die Basis des Geschäftes bleiben. Das Unternehmen möchte seinen Kunden ein nahtloses und technologieunabhängiges Telekommunikationserlebnis anbieten. Daher investiert die Deutsche Telekom AG in ihr konvergentes Angebot. Zusätzlich hat die Kundenzufriedenheit strategische Bedeutung und wird durch Investitionen in den Kundenservice, z. B. in Self-Service-Angebote, kontinuierlich verbessert. Während die klassischen IT-Outsourcing-Lösungen von den Geschäftskunden weniger stark nachgefragt werden als in der Vergangenheit, werden im Cloud-Computing für mittelständische Kunden hohe Wachstumsraten erwartet. Die höchsten Wachstumsraten werden jedoch im Internet der Dinge prognostiziert. Der Konzern bietet mit seinem NarrowBand-IoT-Angebot sowohl Unternehmen als auch Ländern eine Infrastruktur, um ihre Assets vernetzen und steuern zu können. Zusätzlich möchte das Unternehmen im Bereich Cyber Security von diesen Trends profitieren.

Basierend auf diesen antizipierten Marktentwicklungen hat die Deutsche Telekom AG drei strategische Handlungsfelder definiert:

  • Alles aus einer Hand und tadelloser Service,
  • integrierte Gigabit-Netze und
  • sichere ICT-Lösungen & stark im Netz der Dinge.[2]

Diese Konzernstrategie bildet den Rahmen der daraus abgeleiteten Finanzstrategie. Die Deutsche Telekom AG nutzt als wesentlichen Maßstab für die Ausrichtung aller operativen Maßnahmen auf die Steigerung des Konzernwerts die Kapitalrendite (Return on Capital Employed, ROCE). Sie gibt an, welches Ergebnis ein Unternehmen im Verhältnis zum dafür eingesetzten Vermögen erwirtschaftet. Um die Kapitalrendite zu ermitteln, wird das operative Ergebnis nach Abschreibungen und kalkulatorischer Steuern (entspricht dem Net Operating Profit After Taxes, NOPAT) ins Verhältnis zum dafür notwendigen durchschnittlich im Jahresverlauf gebundenen Vermögen (dies entspricht den Net Operating Assets, NOA) gesetzt. Die Deutsche Telekom AG hat sich dabei das Ziel gesetzt, die aus dem Kapitalmarkt abgeleiteten Renditevorgaben der Fremd- und Eigenkapitalgeber zu verdienen bzw. zu übertreffen. Maßstab für den Verzinsungsanspruch ist der Kapitalkostensatz. Diesen ermittelt das Unternehmen als gewichteten Durchschnittskostensatz aus Eigen- und Fremdkapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital, WACC). In 2018 wurde für den Gesamtkonzern ein ROCE in Höhe von 4,7 % erreicht. In 2021 soll die Kapitalrendite größer als der durchschnittliche Kapitalkostensatz (ROCE > WACC) sein.[3] Einen Teil ihrer Strategie möchte die Deutsche Telekom AG über das interne Programm "FIT4FUTURE" umsetzen. Dieses Programm sieht vor, dass sowohl das Kundenerlebnis verbessert als auch die indirekten Kosten gesenkt werden. Bis 2021 sollen 1,5 Mrd. EUR an indirekten Kosten eingespart werden. Dies soll auch durch Vereinfachung von Prozessen und Digitalisierung ermöglicht werden. Im Wesentlichen wurden 3 Zielbereiche definiert:

  • Interne Personalkosten: Im operativen Geschäftsbetrieb sollen bis 2021 durch Automatisierung und operational Excellence 0,5 Mrd. EUR gespart werden. Bis 2018 wurde bereits der Personalabbau von 13.000 Mitarbeitern sichergestellt.
  • Externe Personalkosten: Bis 2021 sollen 0,3 Mrd. EUR an externen Personalkosten gespart werden. Dies soll auch durch Automatisierung und Operational Excellence gelingen.
  • Non-Headcount OPEX: Insgesamt 0,7 Mrd. EUR sollen bis 2021 in den Bereichen Real Estate (0,2 – 0,3 Mrd. EUR), Shared Services (0,1 – 0,2 Mrd. EUR) und Materialkosten (0,2 Mrd. EUR) eingespart werden.[4]

Als Teil der Finanzstrategie für den Bereich des Eigenkapitals haben der Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG eine Ausschüttungspolitik beschlossen.

Für das Geschäftsjahr 2018 wurde eine Dividende von 0,70 EUR je dividendenberechtigte Aktie vorgeschlagen, welche als Basis für die zukünftige Dividendenhöhe dienen soll. Die Dividendenhöhe für die Geschäftsjahre ab 2019 soll das relative Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Aktie reflektieren, wobei eine Dividende von mindestens 0,50 EUR je dividendenberechtigte Aktie gezahlt werden soll. Pro Aktie wird bis 2021 ein Ergebnis von rund 1,20 EUR erwartet. 2018 w...

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