Ein wesentliches Element einer Finanz- und Liquiditätsstrategie ist die Entscheidung über die bilanzielle Finanzstruktur, die sich sowohl in der Vermögens- als auch in der Kapitalstruktur widerspiegelt.[1] Die Gestaltung der Vermögensstruktur, d. h. das anzustrebende Verhältnis zwischen Anlage- und Umlaufvermögen, hängt primär von der Art des Unternehmens ab und ist daher nur bedingt beeinflussbar. Verständlicherweise sind im produzierenden Gewerbe Sachanlagen (Grundstücke, Immobilien, Maschinen etc.), Vorräte, Lagerbestände an Halb- und/oder Fertigfabrikaten und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stärker in der Bilanz repräsentiert als bei Dienstleistungsunternehmen.[2]

Eine größere Bedeutung hingegen hat die Gestaltung der Kapitalstruktur, d. h. das anzustrebende Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital. Hinsichtlich der Gestaltung einer optimalen Kapitalstruktur gilt es, die beiden gegenläufigen Kriterien "wirtschaftlicher Erfolg" und "Sicherheit" miteinander in Einklang zu bringen. Aufgrund der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen ist eine möglichst hohe Fremdkapitalaufnahme aus erfolgsorientierter Sicht sinnvoll, solange die Bedingung Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzins erfüllt ist (positiver Leverage-Effekt). Im Gegensatz dazu ist allerdings insbesondere in unternehmerischen Schwäche- und Krisenperioden aufgrund der hohen Risiken des Fremdkapitals eine möglichst hohe Eigenkapitalausstattung wichtig.[3]

Viele Unternehmen definieren daher im Rahmen ihrer Finanz- und Liquiditätsstrategie einen Zielwert für die Eigenkapitalquote. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den dynamischen Verschuldungsgrad als Zielgröße zu nutzen, der eine Beziehung zwischen Verschuldung (im Sinne von Fremdkapitalfinanzierung) und Cashflow herstellt. Der dynamische Verschuldungsgrad gibt dabei an, in welchem Zeitraum aus dem verfügbaren Cashflow die Netto-Verbindlichkeiten getilgt werden können. Andere Unternehmen nutzen eine Verschuldungskennzahl aus dem angloamerikanischen Raum, den Debt Multiple, die ein Verhältnis zwischen Fremdkapital und EBITDA darstellt.[4]

Neben diesen vertikalen Gestaltungskriterien der Finanzstruktur gibt es darüber hinaus horizontale Finanzierungsregeln, die anzustrebende Beziehungen zwischen Vermögensgegenständen und Kapitalausstattung nach dem Kongruenzprinzip in Bezug auf ihre Fristigkeiten (lang-, mittel- und kurzfristig) formulieren, beispielsweise die Goldene Finanzierungsregel, die Goldene Bank- bzw. Bilanzregel oder die verschiedenen Liquiditätsgrade ersten bis dritten Grades.[5]

[1] Vgl. Prätsch/Schikorra/Ludwig, 2012, S. 18 f.
[2] Vgl. Eilenberger, 1991, S. 45 f.
[3] Vgl. Volkart, 2006, S. 564 ff.
[4] Vgl. Eilenberger, 1991, S. 46 f.
[5] Vgl. beispielhaft Zantow, 2004, S. 394 f.

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