Mehrstufiger Aufbau von Treibermodellen

Treibermodelle sollen finanzielle Spitzenkennzahlen, wie ROCE, RONA, CFROI oder EBIT operationalisieren, d. h. in weitere, konkretere Kennzahlen "zerlegen", und damit besser greif- und steuerbar machen. Mit Hilfe dieser Modelle kann folglich jedem Akteur sein individueller "Stellhebel" erklärt und sein Ergebnisbeitrag durch die Zusammenhänge mit übergeordneten Größen erläutert werden. Hierzu sollten Treibermodelle einem mehrstufigen Aufbau folgen, der schematisch in Abb. 2 dargestellt ist.

Abb. 2: Schematischer Aufbau von Treibermodellen

Schritte zur Entwicklung von Treibermodellen

Die Entwicklung eines Treibermodells folgt idealerweise einem strukturierten Vorgehen in fünf Schritten:

  • Festlegung des Anwendungsfalls
  • Auswahl der relevanten Organisationseinheit(en)
  • Festlegung von Spitzenkennzahl und finanzielle Zerlegung
  • Integration von operativen und externen Daten
  • Validierung des Modells

Jeder einzelne Schritt wird im Folgenden kurz überblickartig beschrieben.

Schritt 1: Festlegung und Beschreibung des Anwendungsfalls

Die Wahl des Anwendungsfalls entspricht im Wesentlichen der Festlegung und Konkretisierung des Steuerungsprozesses, der durch das Treibermodell unterstützt werden soll. Jeder Anwendungsfall bringt bestimmte Anforderungen an das Design bzw. den Aufbau des Treibermodells mit sich. So unterscheiden sich Treibermodelle für Reporting und Planung/Forecasting bspw. in den Anforderungen an die Rechenbarkeit der Modelle:

Während es für ein rein darstellendes Reporting ausreichend sein kann, operative oder externe Indikatoren logisch bzw. kausal, d. h. ohne rechnerische Zusammenhänge zu verknüpfen, bedingt ein Planungs- oder Forecast-Modell eindeutig rechnerische Zusammenhänge, welche idealerweise auch Spezifika wie Zeitverzögerungen, sprungfixe Zusammenhänge[1] etc. berücksichtigen.

Schritt 2: Auswahl der relevanten Organisationseinheit

Ist der Anwendungsfall beschrieben, ist im nächsten Schritt die relevante Organisationseinheit zu definieren, für die ein Treibermodell erarbeitet werden soll. Für eine bessere Übersichtlichkeit empfiehlt sich hier anstelle eines "Gesamtmodells" ein modularer Ansatz, bei dem vom Konzern bzw. Gesamtunternehmen über Geschäftsfelder (Business Units) und Funktionen einzelne Treibermodelle bis hin zu den operativen Prozessen definiert werden. Wie in Abb. 3 illustriert kann eine Verkettung der einzelnen Organisationseinheiten in der Art erfolgen, dass einzelne Treiber einer übergeordneten Einheit die Spitzenkennzahl einer Nachfolgenden darstellen.

Abb. 3: Hierarchische Verknüpfung von einzelnen Treibermodellen

Schritt 3: Festlegung der Spitzenkennzahl und finanzielle Zerlegung

Je Organisationseinheit ist entsprechend der Steuerungslogik im Unternehmen sowie der Verantwortlichkeit der Einheit die geeignete Spitzenkennzahl auszuwählen. In der Regel ist dies eine finanzielle Größe; kann insb. in den Funktionen bzw. operativen Prozessen aber auch eine nicht-finanzielle Kennzahl zur Messung der operativen Leistungsfähigkeit sein.

Für die weitere Konkretisierung des Modells ist diese Spitzenkennzahl zunächst in ihre finanziellen Bestandteile weiter zu untergliedern (s. die schematische Struktur in Abb. 2). Dies erfolgt in der Regel durch bestehende Schemata, wie die Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung oder der Deckungsbeitragsrechnung. Tipp: Wesentlichkeit sollte hierbei über Vollständigkeit gehen. Weniger steuerungsrelevante Positionen können entweder aggregiert oder aus Gründen der Vereinfachung (je nach Anwendungsfall) auch weggelassen werden.

Schritt 4: Integration von operativen und externen Daten

Die wesentliche Herausforderung bei der Entwicklung eines Treibermodells liegt in diesem vierten Schritt, der Integration der operativen KPIs. Diese sind entsprechend der Spezifika des Geschäftsmodells auszuwählen und mit den finanziellen Größen durch die Modellierung möglichst realitätsnaher Zusammenhänge zu verknüpfen. Auswahl und Festlegung der Zusammenhänge können grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten und Weisen erfolgen, wobei Kombinationen beider Verfahren möglich sind.

  • Expertenansatz: Die Auswahl von Treibern bzw. KPIs und die Modellierung der Zusammenhänge erfolgt auf Basis von Expertenwissen. Das Modell wird in Workshops und Interviews aus den Erfahrungen und Annahmen von verschiedenen Experten aus Business, Funktionen und Controlling erarbeitet.
  • Datengetriebener Ansatz: Die Modellerarbeitung erfolgt datengetrieben, d. h. auf Basis von Vergangenheitsdaten identifizieren Algorithmen die wesentlichen Einflussfaktoren ("Key Influencer") auf die vorab definierten finanziellen Ergebnisgrößen. In Abhängigkeit der eingesetzten Algorithmen bzw. Art der Softwareunterstützung können auch mögliche Arten von Zusammenhängen (statistische Funktionen) vorgeschlagen werden. Mit der Art des Algorithmus variiert auch die Komplexität bzw. die Nachvollziehbarkeit der Treibermodelle. So sind die vergleichsweise einfachen Korrelations- bzw. Regressionsmodelle gut...

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