Die Kosten, die für ein Unternehmen nach Vertragsabschluss anfallen bzw. ab dem Zeitpunkt, ab dem das Beschaffungsobjekt vom Unternehmen genutzt wird, werden in der Unternehmenspraxis oft vernachlässigt. Dies gilt auch, wenn diese einen erheblichen Teil des Gesamtkostenblocks ausmachen. Der Zeitraum, in dem diese Kosten anfallen und zu berücksichtigen sind, erstreckt sich dabei von der Warenannahme bis zur Nutzung des Produkts beim Endkunden. Dabei kann beobachtet werden, dass je weiter sich das Produkt (zeitmäßig betrachtet) vom Unternehmen entfernt, desto weniger die entstehenden Kosten betrachtet und berücksichtigt werden.

Funktionsstörungen oder Gefahrenpotenziale, die durch das entsprechende Produkt entstehen, sind mit Kosten für Rücknahme bzw. Reparaturen, insbesondere aufgrund der erweiterten Gewährleistungspflichten, verbunden. Im ungünstigsten Fall kann ein defektes Produkt beim Endverbraucher sogar dem Unternehmensimage nachhaltig schaden. Aktuelle Pressemeldungen über Rückrufaktionen bei einem japanischen Automobilproduzenten, damit verbundene Vertrauensverluste bei den Kunden und in deren Folge Absatzrückgänge verdeutlichen dies.

 
Praxis-Tipp

Leistungs- und Erfolgsmaßstäbe harmonisieren

Achten Sie darauf, dass die "Erfolgsmesser" der Bereiche, die Güter wie z. B. Anlagen beschaffen (der Einkauf) und nutzen (die Produktion), zusammenpassen. Wird der Einkauf vor allem auf Basis von Einkaufspreisreduktionen beurteilt, ist er am niedrigsten Angebot interessiert. Die Produktion innerhalb eines Unternehmens wird überwiegend an den laufenden Gemeinkosten, den Kosten für den Personaleinsatz und den Kosten für Ausschuss gemessen. Sie ist demzufolge an zuverlässigen Anlagen mit geringem Nutzungs- und Wartungsaufwand interessiert. Es entstehen zwangsläufig Widersprüchlichkeiten, die mit dem TCO-Ansatz aufgelöst werden können.

Nach der Durchführung einer TCO-Analyse stellen sich die Gesamtkosten einer Beschaffungslösung transparenter dar. Erst auf dieser Basis können und sollten Unternehmensentscheidungen getroffen werden.

Abb. 4: Gesamtkosten einer Beschaffungslösung nach der TCO-Analyse

Die genannte Aufzählung relevanter Kostenbestandteile innerhalb der Kostenkategorien ist nicht abschließend und muss für jedes zu beschaffende Objekt und jede Dienstleistung neu überdacht werden. Zur Verdeutlichung möglicher Kostenbestandteile kann ein Beispiel aus dem Bereich der industriellen Serienfertigung herangezogen werden.

Fehlentscheidungen durch reinen Einstandspreisvergleich

Vielfach ist zu hören, dass die Einstandspreise bzw. die Investitionsausgaben die wesentliche Entscheidungsgrundlage beim Kauf von Produktionsanlagen bilden. Da hierbei aber wichtige weitere Kostenblöcke ignoriert werden, kommt es zu gravierenden Fehleinschätzungen der Folgekosten. Es besteht die Gefahr, dass das Unternehmen eine falsche Beschaffungsentscheidung tätigt.

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