Ein Zinsswap ist eine Vereinbarung zwischen 2 Kontrahenten – gegebenenfalls unter Zwischenschaltung einer Bank –, eine Reihe von Zinszahlungen über einen begrenzten Zeitraum auszutauschen. Die Zinszahlungen beziehen sich auf dieselbe Währung, weisen jedoch einen unterschiedlichen Charakter auf. Die Laufzeiten liegen i. d. R. im Bereich von 5–12 Jahren, aber auch längere Laufzeiten von bis zu 30 Jahren sind möglich. Die gängigste Form bei Zinsswaps ist der Tausch von langfristigen Festzinszahlungen gegen einen kurzfristigen Geldmarktsatz. Ein solcher so genannter Basis-Zinsswap kann als Festzinszahler- bzw. payer swap oder als Festzinsempfänger- bzw. receiver swap abgeschlossen werden. Die Bezeichnung richtet sich nach der festverzinslichen Zahlung aus dem swap. Wird ein fester Zinsbetrag geleistet, so handelt es sich um einen payer swap, bei Erhalt der festen Zinszahlung liegt dagegen ein receiver swap vor. Die der Zinsberechnung zugrunde liegenden Kapitalbeträge dienen nur der Berechnung und werden nicht mitgetauscht. Auch der Tausch von 2 unterschiedlichen variablen Sätzen, beispielsweise mit unterschiedlicher Fristigkeit, sowie zahlreiche weitere Modifikationen können vereinbart werden. Ein Zinsswap wird ohne Zwischenschaltung einer Börse abgeschlossen, sodass insbesondere die Vertragsbedingungen individuell zu vereinbaren sind. Hierzu zählen der Festzinssatz und der variable Zinssatz, die Länge und Anzahl der Zinsperioden, die Zinszahlungstermine, die Zinsberechnungsmethode sowie der zugrunde liegende Nominalbetrag.

Zinsswaps weisen vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Zinsmanagement von Unternehmen auf. So kann ein Unternehmen, welches einen festverzinslichen Kredit aufgenommen hat und für die Zukunft mit fallenden Zinsen rechnet, die Verbindlichkeit mithilfe eines Zinsswaps materiell in eine variabel verzinsliche Schuld umwandeln, um von der Zinsentwicklung zu profitieren. Hierzu muss ein Zinsswap abgeschlossen werden, bei dem das Unternehmen einen festen Zinssatz erhält und einen variablen Zinssatz zahlt (receiver swap). Die Zinszahlungen aus dem swap kompensieren die zu zahlenden Zinsen aus dem Kredit, es verbleibt die variable Zinszahlung aus dem swap. Sinken die Zinsen tatsächlich, vermindern sich die Zinskosten des Unternehmens, da der variable Satz entsprechend angepasst wird. Die nachfolgende Abb. 12 zeigt die Zahlungsströme aus der beschriebenen Konstruktion.

Abb. 12: Zinsswap zur Absicherung gegen Zinssenkungen

Ein weiterer gängiger Einsatzbereich von swaps liegt in der Ausnutzung von Marktungleichgewichten durch Arbitrage. Hier besteht eine Möglichkeit darin, den Arbitragegewinn zur Reduzierung der Finanzierungskosten einzusetzen.

 
Praxis-Beispiel

Reduzierung der Finanzierungskosten durch Arbitragegewinn

Folgendes Beispiel soll diesen Sachverhalt illustrieren. Ein Unternehmen plant die Aufnahme eines festverzinslichen Kredits und hat Angebote von 2 Banken eingeholt.

  • Bank 1 bietet einen festverzinslichen Kredit zu 9 % an. Darüber hinaus wäre ein variabel verzinslicher Kredit mit dem 6-Monats-EURIBOR als Basiszinssatz zuzüglich eines Aufschlags von 0,5 % erhältlich.
  • Bank 2 verlangt für einen festverzinslichen Kredit 8,5 %. Des Weiteren kann mit Bank 2 ein Payer-Zinsswap vereinbart werden, bei dem der 6-Monats-EURIBOR gegen 7,5 % fest getauscht wird.

Das günstigste Angebot für einen festverzinslichen Kredit kommt demnach von Bank 2 und liegt bei 8,5 %. Alternativ könnte das Unternehmen aber auch den variabel verzinslichen Kredit bei Bank 1 aufnehmen und zusätzlich den payer-swap mit Bank 2 vereinbaren (vgl. Abb. 13).

Abb. 13: Senkung der Finanzierungskosten mit einem Zinsswap

Die Nettofinanzierungskosten sehen dann wie folgt aus:

 
Variabler Zinssatz an Bank 1 - (6-Monats-EURIBOR + 0,5 %)
Festzinsen an den Swappartner (Bank 2) - 7,5 %
Variable Zinsen vom Swappartner (Bank 2) + 6-Monats-EURIBOR
Summe - 8 %

Die Variante mit dem swap ist somit um 0,5 %-Punkte günstiger als das beste direkte Angebot eines festverzinslichen Kredits.

Bewertung von Zinsswaps

Der Wert eines Zinsswaps entspricht dem Barwert der aus dem Zinsswap folgenden Zahlungen. Dabei ist zwischen einer Bewertung zum Abschlusszeitpunkt und einer Bewertung während der Laufzeit zu unterscheiden:

Da es sich bei einem Zinsswap um ein unbedingtes Termingeschäft handelt, bei dem beide Parteien Zahlungen zu erbringen haben, müssen sich auf vollkommenen Märkten zum Abschlusszeitpunkt der Barwert der variablen Seite und der Barwert der festen Seite entsprechen, d. h. zu diesem Zeitpunkt besitzt der swap einen Marktwert von null. Die Ermittlung des Barwerts der festen Seite ist problemlos möglich, weil die festen Zinszahlungen bereits für die gesamte Laufzeit feststehen. Schwieriger ist die Bewertung der variablen Seite, da die Höhe der variablen Zinszahlungen unbekannt ist und von der Marktzinsentwicklung abhängt. Die variablen Zahlungen werden üblicherweise mithilfe von forward rates abgebildet. Die forward rates werden als die von allen Marktteilnehmern d...

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