Zinsfutures sind etablierte Instrumente des Zinsmanagements. Sie zählen zu den börsengehandelten unbedingten Termingeschäften und sind beispielsweise an der Eurex handelbar. Zinsfutures sind dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Underlying um einen Zinstitel, beispielsweise eine Bundesanleihe, handelt, der hinsichtlich Laufzeit, Verzinsung und Nominalbetrag standardisiert ist. Die Zinsfutures gehören damit zu den financial futures auf konkreter Basis, d. h., eine physische Lieferung des jeweiligen Basiswertes ist prinzipiell möglich. Meistens werden die Geschäfte jedoch schon vor dem Verfalltag glattgestellt, sodass es nur in wenigen Fällen zu einer effektiven physischen Lieferung kommt. Die Kursangabe eines future ist grundsätzlich abhängig von den zugrundeliegenden Basiswerten. Der Kurs eines Zinsfutures wird deshalb in Prozent notiert.

Im Folgenden ist zur Veranschaulichung der Funktionsweise beispielhaft eine Absicherungsstrategie gegen negative Zinsentwicklungen mittels eines Zinsfutures dargestellt:

 
Praxis-Beispiel

Absicherung gegen negative Zinsentwicklungen mittels Zinsfuture

Ein Unternehmen erwartet in 3 Monaten, d. h. am 1.4.00, einen Zahlungseingang i. H. v. 100.000 EUR. Der Betrag soll zunächst – vor einer später geplanten Investition – für weitere 6 Monate zinsbringend in einer Bundesanleihe angelegt werden. Das Management des Unternehmens erwartet in den nächsten 3 Monaten einen Zinsrückgang, sodass die Rendite der geplanten Geldanlage sinken würde. Dieser Entwicklung kann das Unternehmen mithilfe eines long hedge, also dem Kauf eines Zinsfutures, entgegenwirken. Da mit einem Rückgang der Zinsen ein Anstieg der Kurse verbunden ist, wird die future position bei einen Zinsrückgang an Wert gewinnen und den potenziellen Renditeverlust der Anleihe ausgleichen oder zumindest reduzieren. Im Beispiel hat das Unternehmen für die Anlage der Mittel eine Bundesanleihe mit einer Nominalverzinsung von 5 % ausgewählt, die heute, am 1.1.00, zum Kurs von 100 % erworben werden könnte. Gehen die Zinsen zurück, so wird der Kurs der Anleihe steigen und das Unternehmen realisiert eine geringere Effektivverzinsung. Im Beispiel wird angenommen, dass der Kurs der Anleihe nach 3 Monaten auf 101,20 % gestiegen ist. Der Wertverlust entspricht der Differenz von 1.200 EUR (1,20 % Kursanstieg bezogen auf 100.000 EUR). Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erwirbt das Unternehmen am 1.1.00 einen Zinsfuture im Nominalwert von 100.000 EUR zum Kurs von 100,25 %. Der Kurs des future folgt der Zinsentwicklung und steigt ebenfalls, sodass der Kontrakt am 1.4.00 zum Kurs von 101,35 % glattgestellt werden kann. Der Gewinn des Unternehmens aus diesem Geschäft beträgt 1.100 EUR ([101,35 % – 100,25 %] x 100.000 EUR). Der Wertverlust aus dem Kassageschäft wurde also fast vollständig ausgeglichen. Der effektive Kaufpreis liegt inklusive des Gewinns aus dem long future bei 100.100 EUR. Die nachfolgende Tab. 9 fasst die mit dem Beispiel verbundenen Transaktionen zusammen.

 
Datum Kassamarkt Futuresmarkt
1.1.00

Referenzanleihe: 6 %

Bundesanleihe, Anlagebetrag: 100.000 EUR

Kauf eines Bund-Future-Kontraktes

(Nominalvolumen 100.000 EUR)
  Referenzkurs der Anleihe: 100,00 % Futurepreis: 100,25 %
  Referenzpreis (Marktwert) der Anleihe: 100.000 EUR

Marktwert der future position:

100.250 EUR
1.4.00 Die Marktrendite ist gestiegen Verkauf des Bund-Future-Kontraktes
  Kurs der Anleihe: 101,20 % Futurepreis: 101,35 %
 

Marktwert (Kaufpreis) der Anleihe:

101.200 EUR

Marktwert der future position:

101.350 EUR
Ergebnis

Zusatzaufwand gegenüber Referenzpreis:

1.200 EUR

Glattstellungsgewinn:

1.100 EUR
  Effektiver Kaufpreis: 101.200 – 1.100 = 100.100 EUR

Tab. 9: Long hedge mit financial futures

Im Falle steigender Zinsen kann durch einen short hedge, also den Verkauf eines future, von der Zinsentwicklung profitiert werden.

Für eine umfangreiche Darstellung des Wesens, der Funktion und der Bewertung von Zinsfutures siehe das Stichwort Zinsfutures.

Ein Zinsfuture ist börsengehandelt und kann daher nur vergleichsweise unflexibel eingesetzt werden. Bei einem forward rate Agreement handelt es sich dagegen um einen außerbörslich gehandelten, individuell zwischen zwei Kontraktpartnern geschlossenen Vertrag über die Verzinsung eines bestimmten Geldbetrags für einen in der Zukunft liegenden Zeitraum. Das Ziel von forward rate agreements besteht darin, Risiken, die sich aus Zinsschwankungen ergeben, auszuschalten oder zuminderst so weit wie möglich einzuschränken. Beispielsweise könnte eine Unternehmung beabsichtigen, einen in seiner Zinsbindung in drei Monaten auslaufenden Kredit um ein halbes Jahr zu den jetzt gültigen Konditionen zu verlängern oder einen in drei Monaten fälligen Geldbetrag für weitere drei Monate zu den aktuellen Konditionen anzulegen. Die gewünschte Verlängerung könnte in beiden Fällen bereits jetzt durch den Abschluss eines forward rate agreements gesichert werden.

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