Ziel

Das Ziel der U AG ist es darzustellen, dass der Fremdvergleichsgrundsatz bei Transaktionen zwischen verbundenen Unternehmen eingehalten wird. Dadurch sollen zum einen die einschlägigen gesetzlichen Anforderungen in den verschiedenen Ländern erfüllt werden, in denen die Unternehmensgruppe konzernintern (grenzüberschreitend oder intranational) tätig ist. Weiterhin können auf diesem Wege auch VP-bezogene Schätzungen des steuerlichen Einkommens der betrachteten Konzerngesellschaften seitens der beteiligten Finanzverwaltungen vermieden werden sowie etwaige "Folgeeffekte", wie Straf-/Versäumniszuschläge oder Zinszahlungen.

Konzept

Um den Dokumentationsprozess möglichst effektiv und effizient zu gestalten, folgt die U AG seit Jahren dem Master-File-Konzept, im Sinne des EU Joint Transfer Pricing Forums (JTPF)[638]. Es wird unterschieden zwischen einem zentral erstellten Master File und einem Local File, das jeweils in den verbundenen Unternehmen zu erstellen ist. Das Master File ist modular angelegt, wie in Abbildung 133 dargestellt.

Abb. 133: Das Master File der Q AG

Inhalte des Master Files

Modul 1

In der allgemeinen Rechnungslegungsrichtlinie wird, neben verschiedenen Themen der internen und externen Berichterstattung bzw. Rechnungslegung, unter anderem die Abbildung von Transaktionen zwischen den verbundenen Unternehmen in der U-Gruppe erläutert. Kurzgefasste Kapitel behandeln das Reporting beim Austausch von Produkten und Dienstleistungen, bei der Lizenzierung immaterieller Wirtschaftsgüter und das methodische Vorgehen bei der Bewertung immaterieller Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens. Darin wird ausdrücklich auf die Verrechnungspreisrichtlinie des Konzerns verwiesen. Sie ist für den Intercompany-Kontext ausführlicher und spezieller ausgestaltet als die Rechnungslegungsrichtlinie und beschreibt die grundlegenden Anwendungsregeln, nach denen das Verrechnungspreissystem in der U-Gruppe funktioniert. Dazu gehören unter anderem auch die Bildung der Verrechnungspreise und deren Verbuchung auf Käufer- und Verkäuferseite, Bestandsbewertungsfragen usw. Ein Praxisbeispiel für ein solches Dokument ist im Teil A, Kapitel 4.3.2 (VP-Richtlinie) dargestellt.

Modul 2

Benchmark-Studien dienen der Angemessenheitsdokumentation der Verrechnungspreise für die verbundenen Unternehmen. Zu einer solchen Studie, welche in der U AG selbst erstellt wird, gehört jeweils ein ausführlicher Recherchebericht[639], die sogenannte Ausschlusstabelle[640] und die Finanzkennzahlen[641] der ausgewählten Vergleichsunternehmen. Die Muster-Funktions- und Risikoanalyse beschreibt in Textform ein umfangreiches Spektrum der in den verbundenen Unternehmen der U AG anzutreffenden Funktionen und Risiken in der Produktion und im Vertrieb sowie der dabei eingesetzten Wirtschaftsgüter. Dieses Muster wird an vorgegebenen Stellen mit lokal verfügbaren Detailinformationen gefüllt und kann bei Bedarf inhaltlich gekürzt oder gegebenenfalls erweitert werden, je nachdem für welches verbundene Unternehmen die Analyse erstellt wird. Für weitere Details vgl. Kapitel 12.3.

Modul 3

Die EBIT-Margenanalyse vergleicht den Return on Sales und die Net-Cost-Plus-Marge der verbundenen Unternehmen der U AG mit den entsprechenden Interquartilsbandbreiten unabhängiger Vergleichsunternehmen aus den Benchmark-Studien. Damit dienen beide Dokumentationsbestandteile der quantitativen Angemessenheitsdokumentation für die Verrechnungspreise. Soweit die Konzerngesellschaften mehrere Transaktionsgruppen abdecken, ist eine Segmentierung der lokalen GuV-Rechnung notwendig, um die EBIT-Margen der Routinesegmente darstellen zu können (vgl. Kapitel 4.5.2).

In der Verrechnungspreissystembeschreibung werden schließlich die verschiedenen Verrechnungspreismethoden (d. h. Standard- bzw. gewinnorientierte Methoden; vgl. Teil B, Kapitel 11) im Sinne einer Best Method Selection ausführlich diskutiert. Dabei wird die Frage beantwortet, welche OECD-VP-Methode im Hinblick auf folgende Einflussfaktoren als die am besten geeignete Verrechnungspreismethode für die U AG erscheint:

  • Geschäftsmodell der U AG
  • Funktions- und Risikoprofil der Konzerngesellschaften
  • Routine- und Nichtroutineaktivitäten der Konzerngesellschaften
  • Eigentumsverhältnisse an wesentlichen immateriellen Wirtschaftsgütern
  • (potenziell) vergleichbare Transaktionen
  • Komplexität, im Hinblick auf die praktische Handhabung der jeweiligen Methode in der U AG

Darüber hinaus werden in der Systembeschreibung auch das Lizenzsystem sowie das Vorgehen bei der Angemessenheitsdokumentation für Verrechnungspreise dargestellt.

Handhabung der Dokumentation

Die beschriebenen Master-File-Dokumentationselemente stehen allen verbundenen Unternehmen in der U AG zur Verfügung. Sie werden von der Steuerabteilung mithilfe eines dedizierten Shared-Servicecenter-Teams, das eine VP-Dokumentations-Software nutzt, erstellt, zentral verwaltet und an verbundene Unternehmen auf deren Anfrage hinausgegeben. Die Dokumente enthalten einerseits allgemeine verrechnungspreisrelevante Infor...

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