In den letzten Jahren häuften sich singuläre Wetterereignisse und globale Krisen. Besonders die Ereignisse des Jahres 2021 und die Corona-Krise zeigen, wie fragil und anfällig moderne globale Lieferketten geworden sind. Es ist an der Zeit, über robustere und resiliente Lieferketten nachzudenken. In einer Untersuchung von Gartner zur Disruption bei Lieferketten[1] werden als 5 wichtigste Gefahrenquellen für die Supply Chain Epidemien und Pandemien, Verknappung relevanter Rohmaterialien und Komponenten, Verknappung der Produktionsressourcen von Lieferanten, Handelskriege und Cyberattacken aufgeführt. Zusätzlich schädigt Russlands Krieg in der Ukraine Handel und Logistikketten nachhaltig und wird sie verändern.

Im Ishikawa-Diagramm der Abbildung 3 werden Ursachen betrachtet, die sich negativ auf Lieferketten auswirken können. Die einzelnen Auswirkungen der nach Großbuchstaben gegliederten Ursachenkomplexe wurden aus diversen Blogs extrahiert[2] und grafisch zusammengestellt.

A) Corona-Krise

Die Corona-Krise zieht sich inzwischen länger als erwartet hin. Lockdowns führten zu starken Einschränkungen des Tourismus, wodurch weniger Flugzeuge unterwegs sind. Damit fehlt es an Frachtmöglichkeiten, was zu massivem Verlust an Transportkapazitäten führt. Grenzen wurden geschlossen – mit Auswirkungen auf den Gütertransport. Grenzschließungen sind weder vorhersehbar noch planbar, und für Grenzübertritte sind aktuelle Tests nötig. Lockdowns sind landesweit und lokal nicht vorhersehbar. Selbst kleinere Lockdowns von Häfen führen zu Störungen in Logistikketten. Lockdowns, geschlossene Betriebe, Heimarbeit, fehlender Tourismus usw. führen zu unkalkulierbaren Verschiebungen bei der Nachfrage nach Produkten.

Abb. 3: Ursachenkomplexe und ihre Auswirkungen (Störungen) auf Lieferketten und Logistik

B) Klimakrise

Die Klimakrise hat weitreichende Folgen. Es werden nur die bereits heute sichtbaren Auswirkungen auf Logistikketten betrachtet. Hochwasser und Überschwemmungen zerstören Transport-Infrastruktur. Durch Unwetter kommt es zu Flut- und Wasserschäden in Produktionsanlagen und Lagerhallen, die Anlagen und Waren beschädigen und den Umschlag von Waren behindern. Hitzewellen und Dürren machen Flüsse für Fracht unpassierbar. Industrieproduktion muss reduziert oder gestoppt werden, wenn der Grundwasserspiegel sinkt[3]. Neue Energiekrisen: Vermeintlich verlässliche Energiequellen aus Russland können von einem Tag auf den anderen ausfallen. Wind- und Solarstrom ist vom Wetter abhängig und erfordert den Ausbau von Stromtrassen.

C) Engpässe: Rohstoffe und Vorprodukte

Weltweite Lieferengpässe bei Rohstoffen & Vorprodukten: Industrie, Baugewerbe und Handwerk erleben dadurch täglich kleine und große Katastrophen. Bänder stehen still, weil Chips, Kabelbäume, Chemikalien, … fehlen. Davon sind Unternehmen weltweit betroffen. Wegen A) und B) kommt es zu Produktionsstopps in Asien, Europa und den USA. Folgen sind Verzögerungen von Lieferungen, neue Modelle kommen verspätet auf den Markt. Rohstoffmangel trifft auch Baugewerbe und Handwerk. Einfache Grundstoffe wie Gips oder Holz haben monatelange Lieferzeiten. Beim Produktpreis UND beim Transport kommt es zu Preissteigerungen von > 300 %. Handwerker können ihre Arbeiten nur noch tagesaktuell kalkulieren, weil Material fehlt oder der Preis durch die Decke geht.

D) Wirtschaftskriege und Protektionismus

Wirtschaftskriege & Protektionismus verschärfen sich weiter. Auch unter dem neuen US-Präsidenten Biden bleiben Strafzölle in Kraft. Erhöhte Zölle verteuern Importe auf beiden Seiten. Wird wie in den USA die heimische Industrie verpflichtet, weniger zu importieren und stattdessen mehr im eigenen Land herzustellen, führt das zu Preisverschiebungen, weil im eigenen Land eingekauften Bestände höhere Preise als Importe haben. Das führt zu weiteren Lieferengpässen und Verschiebungen im Zeitplan. Die Auswirkungen von Ukrainekrieg und Sanktionen gegen Russland sind gravierend und betreffen auch Lieferketten.

E) Ungelöste interne Herausforderungen

Interne Herausforderungen der Logistik sind generell für Unternehmen relevant – unabhängig von deren Branche. Steigende Energie- und Treibstoffpreise und Transportkosten können nicht 1:1 an Kunden weitergegeben werden. Das führt zur Verringerung der Margen. Im vergangenen Jahr[4] hatten 40 % der Logistik-Firmen mit höheren Personalkosten und 83,5 % mit erhöhten Treibstoffkosten zu kämpfen. Personal- und Fahrermangel wirken sich auf geringere Termintreue und sinkende Qualität aus. In Deutschland fehlen aktuell bis zu 80.000 Fahrer[5]. Staatliche Vorgaben wie Lenk- und Ruhezeiten, Arbeitszeit-, Umweltschutz- und Emissionsvorschriften ändern sich oft und schnell, wobei es weitere gesetzliche Vorschriften gibt, die bei der Tourenplanung zu berücksichtigen sind. Der Bedarf an nachhaltigen Logistikprozessen wächst, da sich gesetzliche Vorgaben stetig in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz ändern. Auch Verbraucher erwarten bei Produkten verstärkt Transparenz zu Klimaschutz und Nachh...

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