Zusammenfassung

 
Begriff

Sondereinzelkosten sind Kosten, die, wie alle Einzelkosten, direkt einem Kostenträger zugerechnet werden können. Je nachdem, ob diese Kosten einem bestimmten Fertigungs- oder Kundenauftrag zugerechnet werden können, unterscheidet man zwischen den Sondereinzelkosten des Vertriebs und den Sondereinzelkosten der Fertigung. Charakteristisch ist, dass Sondereinzelkosten nur unregelmäßig bzw. bei speziellen Anlässen, etwa bei Versuchen oder Entwicklungen, anfallen. Sie werden daher in der Kalkulation neben anderen Einzelkosten wie Fertigungsmaterial oder Fertigungslöhnen erfasst.

1 Welche Sondereinzelkosten treten in der Praxis auf?

Als Sondereinzelkosten werden die in der Zuschlagskalkulation im Rahmen der Vollkostenrechnung über Einzelmaterialien und Fertigungslöhne hinaus gehenden Einzelkosten bezeichnet. Die Sondereinzelkosten werden, ebenso wie die anderen genannten Einzelkosten, nicht in die Kostenstellenrechnung einbezogen, sondern wegen des Kostenverursachungsprinzips und ihrer direkten Zurechenbarkeit Kostenträger bezogen geplant. Die Entstehung der Sondereinzelkosten ist auf kunden- bzw. auftragsspezifische Sonderleistungen zurück zu führen.

Sondereinzelkosten der Fertigung

Sondereinzelkosten der Fertigung entstehen in der Produktion. Wichtige Sondereinzelkosten der Fertigung sind:

  • Modelle, Entwürfe, Formen, Muster, Schablonen usw.
  • Konstruktionszeichnungen
  • Werkzeuge für einen bestimmten Auftrag
  • Anfertigung von Spezialwerkzeugen
  • Lizenzgebühren für einen bestimmten Auftrag
  • Patentkosten für ein bestimmtes Produkt
  • Vorrichtungen
  • Energieverbrauch für die Fertigung eines Erzeugnisses (soweit zuordenbar)
  • Kosten für Materialanalysen
  • Kosten für Sonderanfertigungen
  • Kosten für spezifische Forschungs- und Entwicklungskosten

Sondereinzelkosten des Vertriebs

Sondereinzelkosten des Vertriebs fallen unmittelbar im Vertrieb an. Wichtige Sondereinzelkosten des Vertriebs sind:

  • Werbeaktionen bei der Einführung eines neuen Produkts
  • Werbeaktionen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades eines Produkts
  • Spezialverpackungen
  • Ausgangsfrachten
  • Zölle
  • Transportversicherungen
  • Verkaufs- und Vertreterprovisionen

Alle Sondereinzelkosten werden in der Regel mithilfe von Außen- oder Eigenbelegen, etwa Eingangsrechnungen oder Stundenaufschreibungen, erfasst.

 
Praxis-Tipp

Einzelne Kostenpositionen können nicht klar den Sondereinzelkosten zugeordnet werden

Bei der täglichen Arbeit ist es oftmals schwierig, eine klare Trennung bzw. Zuordnung einzelner Kostenpositionen zu den Sondereinzelkosten zu treffen. In der Regel können insbesondere in der Produktion Sonderwerkzeuge, Modelle oder Lizenzen oftmals für mehrere Aufträge eingesetzt werden. Im Vertriebsbereich kann dies u. a. für Frachten, Verpackungen oder Versicherungen zutreffen, etwa wenn eine Versendung mehrere Aufträge betrifft. Auch bei spezifischen Werbeaktionen steigt u. U. der Bekanntheitsgrad des gesamten Unternehmens. Eine direkte Verrechnung dieser Kosten als Sondereinzelkosten ist dann nicht mehr oder nur mit erheblichem Aufwand möglich, bzw. es muss überlegt werden, ob Sie in solchen Fällen dennoch eine direkte Zuordnung wünschen.

Denn eine möglichst genaue Zuordnung der Kostenpositionen zum Verursacher ist unabdingbar, wenn Sie im Betrieb genaue Kenntnis über den Erfolgsbeitrag eines Auftrages haben, und weit gehend auf eine Schlüsselung von Kosten verzichten möchten. Je nach Struktur und Inhalt eines Auftrags sollten Sie, wenn einzelne Kostenpositionen mehreren Aufträgen zugeordnet werden können, daher je Kostenposition entweder genau analysieren, ob sich der Ansatz der Sondereinzelkosten aufrecht erhalten lässt. Oder Sie nehmen eine pragmatische Zuordnung nach dem überwiegenden Anteil der Kosten vor.

 
Praxis-Beispiel

Sondereinzelkosten in der Kalkulation

In einem Industrieunternehmen fallen neben den Material- und Fertigungseinzelkosten noch Sondereinzelkosten der Fertigung und Sondereinzelkosten des Vertriebs an. Bei den Sondereinzelkosten der Fertigung handelt es sich um eigens für den Auftrag gefertigtes Spezialwerkzeug in Höhe von 5.000 EUR. Darüber hinaus mussten 3.500 EUR an Lizenzkosten entrichtet werden. Sondereinzelkosten des Vertriebs sind für Verpackung und Transport (329 EUR) und für Versicherungen (185 EUR) entstanden. Die Fertigung erfolgt auf zwei Kostenstellen. Es ergibt sich folgendes Kalkulationsschema (Auszug).

 
  Materialeinzelkosten 37.600
+ Materialgemeinkosten (18 %) 6.768
= Materialkosten 44.368
     
  Fertigungseinzelkosten (Kostenstelle Beschickung) 16.480
+ Fertigungsgemeinkosten (135 %) 22.248
+ Fertigungseinzelkosten (Kostenstelle Montage) 8.215
+ Fertigungsgemeinkosten (124 %) 10.187
+ Sondereinzelkosten der Fertigung 8.500
= Fertigungskosten 65.630
     
= Herstellkosten  109.998
+ Verwaltungsgemeinkosten (9 %) 9.900
+ Vertriebsgemeinkosten (11 %) 12.100
+ Sondereinzelkosten des Vertriebes 514
= Selbstkosten 132.512

Tab. 1:   Beispiel einer Zuschlagskalkulation auf Vollkostenbasis mit Sondereinzelkosten(Auszug, alle Angaben in EUR, Werte teilweise gerundet)

 
Praxis-Tipp

Sondereinzelkosten des Vertriebs kön...

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