Schnelle und "fertig interpretierte" Ergebnisse durch spezialisierte Software

Der Strategie Navigator ist eine Software der FutureValue Group AG für planungsbezogene Risikoaggregation. Die Darstellung der Analyse und Ergebnisse des obigen Beispiels mit Hilfe der Strategie Navigators dient als beispielhafte Darstellung einer spezifischen Software für diese Aufgabe. Der Strategie Navigator wurde gewählt, weil er als technische Plattform für eine integrierte Unternehmensführung verstanden werden kann und geeignet ist, unternehmerische Entscheidungen sowohl aus Perspektive der Eigentümer als auch aus Perspektive der Gläubiger (also bezüglich des Ratings) zu beurteilen.

Die Anwendung stellt dazu verschiedene Module bereit, mit deren Hilfe ein breites Spektrum an Funktionen in den Bereichen Risikomanagement, Planung, Rating, Strategie und wertorientierte Steuerung abgedeckt werden. Sie erlaubt eine Beurteilung strategischer (oder operativer) Handlungsoptionen unter Betrachtung von Ertrags- und Risikoauswirkungen, und zwar sowohl aus Perspektive von (a) Gläubigern (Ratingprognose) als auch vom (b) Eigentümer/Investor (fundamentaler Wert).[1] Sie zielt damit darauf ab, durch eine intelligente Auswertung oft schon vorhandener Daten (z. B. aus Planung/Controlling und Risikomanagement) die Qualität von Entscheidungsvorlagen (beim Vorstand oder Geschäftsführung) und der letztendlich getroffenen Entscheidungen zu verbessern (Steigerung von "Business Intelligence" bzw. besseres Performancemanagement). Die Software verknüpft darüber hinaus die wesentlichen Bausteine von Planungs-, Controlling-, Rating- und Risikomanagement-Software mit einem strategischen Kennzahlen- und Managementsystem (Balanced Scorecard).[2]

Zunächst gilt es, die Planung in der Software zu erfassen (s. Abb. 5) und die entsprechenden Risikoinformationen abzubilden (s. Abb. 6).

Abb. 5: Erfassung der Plan-GuV

Abb. 6: Erfassung eines ereignisorientierten Risikos

Ergebnisdarstellung und gelieferte Interpretationen

Die Menge aller Simulationsläufe liefert eine "repräsentative Stichprobe" aller möglichen risikobedingten Zukunftsszenarien des Unternehmens, die dann analysiert wird. Aus den ermittelten Realisationen der Zielgröße (z. B. Gewinn) ergeben sich aggregierte Wahrscheinlichkeitsverteilungen (Dichtefunktionen). Nach einer Simulation mit 30.000 Durchläufen zeigen sich die Ergebnisse in Abb. 7 für den Gewinn vor Steuern des ersten Planjahres.

Abb. 7: Häufigkeitsverteilung für Gewinn vor Steuern des ersten Planjahres

In diesem Fall (vgl. Abb. 7) kann davon ausgegangen werden, dass im nächsten Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 % ein Verlust von nicht mehr als ca. 8,3 Mio. EUR zu erwarten ist (RAC 99 %, abgeleitet aus einem Quantil bzw. Value-at-Risk-Wert). Mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5 % wird ein Verlust von ca. 6,5 Mio. EUR nicht überschritten. Der Erwartungswert des Gewinns vor Steuern beträgt laut Planung und unter Einbezug der Risiken etwa 1,7 Mio. EUR und weicht damit aufgrund eines Gefahrenüberhangs um ca. 0,7 Mio. EUR vom Planwert 2,4 Mio. EUR ab.

Abb. 8: Ready-to-use Ergebnisinterpretation

Ausgehend von der durch die Risikoaggregation ermittelten Verteilungsfunktion der Gewinne kann man unmittelbar auf Risikomaße, wie z. B. den Eigenkapitalbedarf (RAC) des Unternehmens, schließen. Der Eigenkapitalbedarf ist der (negative) Quantil der Gewinne. Zur Vermeidung einer Überschuldung wird nämlich zumindest so viel Eigenkapital benötigt, wie auch Verluste auftreten können, die dieses aufzehren. In der Ergebnistabelle in Abb. 8 wird diese Interpretation gleich mitgeliefert. Der Eigenkapitalbedarf (RAC) um Überschuldung in 97,5 % der Fälle zu vermeiden beträgt in dem Fall 6,5 Mio. EUR. Der Eigenkapitalbedarf ist damit abhängig von einem vorgegebenen Konfidenzniveau, das bspw. aus der angestrebten Ratingstufe abgeleitet werden kann.

Außer dem Eigenkapitalbedarf als Value-at-Risk-Variante lassen sich natürlich auch weitere Risikomaße berechnen.

Ergänzend können Kennzahlen der Risikotragfähigkeit wie die Eigenkapitaldeckung, also das Verhältnis von verfügbarem Eigenkapital zu risikobedingtem Eigenkapitalbedarf, abgeleitet werden. Das vorhandene Eigenkapital i. H. v. ca. 11,7 Mio. EUR reicht aus, um den Eigenkapitalbedarf sowohl zum 97,5 %-Niveau als auch zum 99 %-Niveau zu decken. Die Eigenkapitaldeckung auf dem 97,5 %-Niveau beträgt ca. 1,8 (bezogen auf 1 Jahr).

Weiterhin kann aus den Simulationsläufen abgeschätzt werden, dass die Insolvenzwahrscheinlichkeit für das erste Planjahr bei ca. 1,3 % liegt (was in etwa einem Rating von BB+ entspricht), wobei hierbei häufiger eine Illiquidität denn eine Überschuldung das Problem darstellte. Bezogen auf das betrachtete Konfidenzniveau von 97,5 % (also einer geforderten maximalen Insolvenzwahrscheinlichkeit von 2,5 %) ergibt sich somit auch kein zusätzlicher Liquiditätsbedarf.

Das Eigenkapital und die Liquiditätsreserven sind das Risikodeckungspotenzial eines Unternehmens, weil sie sämtliche risikobedingten Verluste z...

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