Zusammenfassung

 
Überblick
  • Mit S/4HANA (Finance) kommt eine neue Generation der SAP Business Suite auf den Markt.
  • Eine rein technische Migration der bestehenden Systeme macht i. d. R. keinen Sinn; es müssen grundlegende fachliche Fragestellungen erörtert werden, um den größtmöglichen Nutzen aus der Umstellung zu ziehen.
  • Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über die neuen Funktionen zu geben, Auswirkungen auf bestehende Systeme und Anwendungen im Bereich Finanzen und Controlling aufzuzeigen und mögliche Vorgehensweisen für eine Umstellung der bestehenden Systeme aufzuzeigen.
  • Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf den Bereich Finanzberichtswesen gelegt.

1 SAP-Lösung der 4. Generation

HANA löst die Business Suite von SAP ab

SAP S/4HANA ist das neue Produkt der SAP basierend auf der In-Memory-Technologie HANA und soll die Business Suite ablösen. Im ersten Schritt wurden zunächst die Finanzmodule Finance (FI), Controlling (CO), Asset Accounting (AA) und Cash Management (CM) überarbeitet. In der weiteren Ausbaustufe kamen die Logistikmodule Material Management (MM), Production Planning (PP) und Sales & Distribution (SD) hinzu.[1]

Dabei ist eine Einführung von S/4HANA vom Umfang her vergleichbar mit dem Wechsel von R/2 auf R/3 im Jahr 1995. SAP verspricht mit der neuen Lösung, dass Kunden ihre Geschäfte in Echtzeit, vernetzt und einfach abwickeln können. Zentrale Elemente sind hierbei die In-Memory-Datenbank HANA, ein optionales Betriebsmodell als gehostete Cloud-Lösung sowie moderne, mobilfähige Benutzeroberflächen (s. Abb. 1).

Abb. 1: Evolution der SAP ERP-Lösungen

S wie "simple"

Das S im Produktnamen steht dabei für "simple" und die Zahl 4 für die 4. Produktgeneration. Möchte man dem Softwarehersteller treu bleiben, so bleibt einem mittelfristig keine Wahl, als auf das neue Release des Walldorfer Unternehmens zu wechseln, da SAP R/3 laut aktuellem Kenntnisstand nur noch bis 2025 gewartet wird. Innovationen und weitere Entwicklungen fokussieren sich bereits jetzt hauptsächlich auf die neuen Produkte.

Leider ist die Ablösung von R/3 durch das neue S/4HANA nicht ganz so "non-disruptive" wie erhofft, handelt es sich doch teilweise um komplett neu entwickelte Funktionen, die noch nicht vollumfänglich bisherige Anwendungen ersetzen können, sondern eher einem frühen Stadium entsprechen.

Dieser Artikel gibt zunächst einen Überblick über die grundlegenden neuen Funktionalitäten (Kapitel 2). Des Weiteren werden in Kapitel 3 mögliche Einsatzszenarien dargestellt. Außerdem werden in Kapitel 4 Anhaltspunkte geliefert, wie ein potenzielles S/4HANA-Projekt in der Praxis angegangen werden kann, welche Aspekte berücksichtigt werden müssen und welchen Herausforderungen man sich i. d. R. stellen muss. Kapitel 5 betrachtet dann die Auswirkungen auf das Finanzberichtswesen und bestehende Data Warehousing-Architekturen.

[1] Vgl. Zimmermann, 2015, online.

2 Grundlegende Funktionalitäten von SAP S/4HANA

2.1 In-Memory Datenbank HANA

Mit S/4HANA wurde das bestehende SAP ERP-System auf die neue Datenbanktechnologie HANA portiert, damit die Anwendungen die neue In-Memory Technologie nutzen können. Rechenintensive Prozesse werden somit direkt auf der HANA-Datenbank ausgeführt und sind damit deutlich schneller als bisher. Insofern müssen keine Summentabellen mehr aufgebaut werden, um aggregierte Daten zu verarbeiten. Die Daten können jederzeit in Echtzeit in der vollen Granularität verarbeitet werden. Durch diese Vereinfachung ergibt sich eine massive Reduktion des Datenbankvolumens und es wird somit möglich, Informationen, welche bislang in vielen Tabellen gespeichert wurden, in einer Tabelle zusammenzufassen (s. Abb. 2).

Abb. 2: Neuerungen von SAP S/4HANA (Finance)

2.2 Einkreissystem und Universal Journal

Eine zentrale Rolle spielt dabei der integrierte Buchungsbeleg (Universal Journal), der Finanzdaten mit Informationen aus dem Controlling verknüpft. Diese Verknüpfung führt dazu, dass Daten aus den beiden Bereichen in Zukunft nicht mehr aufwändig abgeglichen werden müssen, internes und externes Rechnungswesen sind also jederzeit abgestimmt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Einkreissystem. Alle Daten des Universal Journal werden in einer zentralen Tabelle gespeichert, der ACDOCA (Accounting Documents Actuals), in der in der ausgelieferten Variante ca. 350 Felder enthalten sind. Diese Tabelle kann und sollte jedoch um diejenigen Felder erweitert werden, die auch in Echtzeit ausgewertet werden sollen. Bei jeder Buchung werden alle im Reporting erforderlichen Informationen sofort mitgeschrieben, so dass sich flexible und vielschichtige Analysemöglichkeiten ergeben. Aufwändige Ableitungen über Stammdatenattribute entfallen komplett und führen dazu, dass immer die tatsächlich gebuchte Wahrheit im Reporting zur Verfügung steht.

Generell ist in der letzten Zeit ein Trend zum Einkreissystem festzustellen, da sich das Zweikreissystem mit unterschiedlichen – voneinander getrennten – Abrechnungssystemen (Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung) als zu komplex herausgestellt hat. Immer mehr Unternehmen versuchen inzwischen, kalkulatorische Ansätze wegzulassen; damit besteht kein Erfordernis für ein ...

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