Häufig entstehen Risiken, wenn Lieferketten verändert werden, weil beispielweise Kostenreduzierungen angestrebt werden. Auch die Umstellung von lokaler Beschaffung (local sourcing) hin zu weltweiter Beschaffung (global sourcing) muss abgesichert erfolgen, indem z. B. in der Übergangsphase zusätzlich auf einen lokalen Lieferanten zurückgegriffen wird, neben einem weltweiten Lieferanten.

Abwehr von Produktpiraterie

Gegen Produktpiraterie helfen neben Patent- und Markenschutz, Urheberrecht, Geschmackmustergesetze aber auch das ganze Spektrum an neuen Technologien. Dies sind z. B. Hologramme, Sicherheitsdrucke, Tracking und Tracing-Systeme sowie versteckte Technologien. Darunter fallen Mikroaufdrucke, chemische, biologische und magnetische Marker, holografische Projektoren und mikroskopische Kunststoffpartikel.

Weiterhin sollten die Mitarbeiter, die risikoreiche Einkaufstätigkeiten ausüben, nicht die gleichen sein, welche die Risiken überwachen bzw. kontrollieren. Kritisch sind auch Lieferanten mit monopolähnlicher Stellung und großer Marktmacht. Hier stellt sich die Frage nach alternativen Lieferanten, Substitution des Produktes oder Neuentwicklungen, welche die alten Produkte überflüssig machen.

Absicherung über Finanzinstrumente

Finanzielle Risiken können durch den Einsatz von Termingeschäften, Swaps und Optionsgeschäften abgesichert werden. Zusätzlich können für einzelne Segmente, Länder und für A-Lieferanten Risikoprofile erstellt werden. Außerdem müssen die einzelnen Bereiche im Unternehmen besser zusammenarbeiten und ihre Informationen austauschen.

Tab. 4 zeigt beispielhaft einzelne Risikoarten und Möglichkeiten um das Risiko herabzusetzen.

 
Risikoart Risikovermeidung
Lieferantenrisiken  
Single Sourcing Aufbau neuer Lieferanten, Rahmenverträge, Kauf des Unternehmens
Lieferausfälle Sicherheitsbestände aufbauen, Konsignationslager einrichten, Dual Sourcing
Lange Lieferzeiten Local Sourcing, Lieferantenlager bei Produktionswerk, Konsignationslager Produktion
Mentalität, Sprache Training der Einkaufsmitarbeiter, Einstellung von Mitarbeitern aus dem Kulturkreis
Lieferanteninsolvenz Dual Sourcing, Einholung von Informationen von Banken, Creditreform, Schufa, Lieferantenbeurteilung
Preisrisiko und Preisschwankungen Rahmenverträge, Dual Sourcing, Preisgleitklauseln, Hedging, Preisabsicherungen
Ökonomische Risiken  
Schwankungen von Wechselkursen und Währungen Absicherung von Wechselkursen, Einkauf im Euroraum
Konjunkturschwankungen Einkauf in unterschiedlichen Regionen, Ausnutzung der Schwankungen durch entsprechende Einkaufsstrategien
Schlechte Infrastruktur Längere Lieferzeiten einplanen, Einkauf in Regionen mit guter Verkehrsverbindung
Umweltschutz Forderung von Umweltschutzsystemen wie ISO 14001, Überprüfung der Einhaltung des Umweltschutzes vor Ort
Steuerniveau Einschaltung und Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Anwälten im Einkaufsland
Produktionsrisiken  
Schlechte Qualität, Ausschuss Einführung von Qualitätsmanagementsystemen wie IS09000ff. Überprüfung der Qualität beim Lieferanten, Schulung der Mitarbeiter, Zustand der Maschinen überprüfen, Prototypen und Muster vor Ersatzlieferungen anfordern
Fehlmengen Sicherheitsbestände aufbauen, Just-in-Time, Dual Sourcing
Mangelhaftes Ausbildungsniveau der Mitarbeiter der Lieferanten Gezielte Schulungen durchführen, verschärfte Qualitätskontrolle beim Lieferanten, Produktmuster und Prototypen anfordern, regelmäßige Lieferantenbeurteilung
mangelhafter Technologiestand der Lieferanten Einfache Teile fertigen lassen, Muster und Prototypen anfordern, Dual Sourcing, DIN- und Normteile fertigen lassen
Rechtliche Risiken  
Durchsetzbarkeit von Verträgen Informationen einholen bei AHK, Konsulate, Internat. Organisationen, im Zweifelsfalle keine Lieferbeziehungen aufbauen
Patent- und Markenschutz Durchsetzbarkeit überprüfen, Folgewirkungen bei Verletzungen abschätze, Hologramme, Sicherheitsdrucke, RFID
Schlechte Arbeitsbedingungen Compliance Richtlinien in Lieferverträgen festlegen, Arbeitsbedingungen vor Ort überprüfen, Abbruch der Zusammenarbeit bei Verstößen
Korruption, Bestechung Anwendung der Compliance Regeln bzw. des Code of Conduct, Einkaufsmitarbeiter wechseln alle drei Jahre das Aufgabengebiet, Vier-Augen-Prinzip bei Unterschriften, Vermeidung von "Hoflieferanten"

Tab. 4: Risiken und Vermeidungsstrategien

Weitere Ansatzpunkte, mit denen Unternehmen Einkaufsrisiken vermeiden oder zumindest reduzieren können, sind

  • eine fundierte Ausbildung der Mitarbeiter und eine Einkaufsstrategie, in welcher bereits ein ganzheitliches Risikomanagement verankert ist;
  • ein Einkaufscontrolling, welches aufzeigt, inwieweit die strategischen Ziele erreicht wurden;
  • eine umfassende Beschaffungsmarktforschung mit zusätzlicher Überprüfung von Beschaffungsalternativen sowie ein intensives Lieferantenmanagement sowie
  • regelmäßige Lieferantenbeurteilungen und die Erstellung eines Lastenheftes.

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