Gerade im Hinblick auf das Erkennen und Vermeiden gesamtwirtschaftlicher und politischer Risiken schauen erfahrene Einkäufer immer mehr auf sog. Frühwarnindikatoren und relevante Indizes, um sich abzeichnende Risiken schon im Vorfeld besser beherrschen zu können. Tab. 2 zeigt einige Risikoindizes.

 
Risikoarten: Kriterien Quellen
Politische und soziale Stabilität FiW: Political Rights
Bürokratie

Growth Competitiveness Index

GCI: Public Institution Index
Wechselkurs/Inflation BTA: Currency & Price Stability
Korruption Corruption Perception Index
Durchsetzbarkeit von Verträgen BTA: International Cooperation
Enteignung Index of Economic Freedom IEF: Property Rights

Tab. 2: Risikoindizes und ihre Quellen

3.1 Korruptionsindex

Ein wichtiger Index stellt der Korruptionsindex dar. 168 Länder (Stand 2015) werden hierbei nach Kriterien wie Bestechung und Korruption in einer jährlich aktualisierten Liste aufgeführt. Der Corruption Perceptions Index (CPI) von Transparency International listet Länder nach dem Grad auf, in dem dort Korruption bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommen wird. Hierbei werden Geschäftsleute und Länderanalysten befragt, aber auch Staatsbürger aus dem In- und Ausland mit einbezogen. Je höher die "Rangzahl", desto größer ist die Gefahr von Bestechung und Korruption.

Auf den ersten Rängen stehen 2015 "korruptionslose" Länder wie Dänemark, Finnland, Schweden, Neuseeland, die Niederlande, Norwegen, die Schweiz und Singapur. Deutschland liegt hier vorne auf Platz 10. Estland, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate gemeinsam auf Platz 23. Weitere Beispiele: Griechenland (Rang 58), Italien (Rang 61), Türkei (Rang 66), China (Rang 83), Russland (Rang 119), Ukraine (Rang 142) und Nordkorea mit Somalia gemeinsam auf dem letzten Platz 167.[1]

[1] S. http://www.transparency.org/cpi2015#results-table, Abrufdatum 15.9.2016.

3.2 Baltic Dry Index

Der "Baltic Dry Index" ist ein Index für Frachtraten im globalen Warenverkehr per Schiff. Er wird von der Baltic Exchange in London seit 1985 ermittelt und zeigt an, zu welchen Frachtpreisen die Reeder Trockenschüttgut (Dry) wie z. B. Eisenerz, Kohle, Zement, Getreide, Dünger und Kies auf den Standardrouten über die Weltmeere befördern. Der Index zeigt Angebot und Nachfrage für die Güter an. Allerdings wurden in den letzten Jahren sehr viele neue Schiffe gebaut, so dass aufgrund des höheren Angebotes an Frachtkapazität eine verlässliche Aussage bezüglich der Weltkonjunktur nicht mehr möglich ist. Abb. 1 zeigt die Entwicklung des Baltic- Dry- Index. Hier zeigt sich eine sprunghafte Preisentwicklung nach oben bis zum Jahre 2008. Aufgrund der geringen Nachfrage nach Schiffskapazitäten brachen die Preise für die Frachtraten zusammen. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2008 wurden aber aufgrund der hohen Frachtpreise viele neue Frachtschiffe gebaut, welche nach 2008 für einen Angebotsüberhang und damit für niedrigere Frachtpreise sorgten. Dies ist mit ein Grund für die momentane Krise bei den Reedereien für Frachtschiffe.

Abb. 1: Baltic Dry Index

3.3 Kupferindex

Kupfer ist nach Eisen und Aluminium einer der am häufigsten verwendeten Materialien. Kupfer wird vor allem in der Elektro- und Automobilindustrie sowie im Maschinenbau verwendet. Wenn die Konjunktur anzieht, so wird in den erwähnten Branchen mehr Kupfer für z. B. Fahrzeuge benötigt. Dies bedingt einen anziehenden Kupferpreis. Bei einer beginnenden Rezession wirkt der Frühwarnindikator in die entgegengesetzte Richtung. Aufgrund seiner Bedeutung als Frühwarnindikator wird Kupfer in den USA von den Experten auch als "Dr. Copper" bezeichnet. Abb. 2 zeigt die Entwicklung des Kupferpreises in Euro vom Jahr 2007 bis 2016. Man sieht den signifikanten Einbruch des Kupferpreises im Jahr 2008 mit der anschließenden Erholung bis zum Jahr 2011. Ab dem Jahr 2015 gab es einen erneuten Preisrückgang der im Einklang war mit dem Rückgang der Preise für viele andere strategische Rohstoffe.

Abb. 2: Entwicklung des Kupfer-Börsenpreises und der globalen Wirtschaftsentwicklung[1]

[1] Quelle: www.boerse.de, Abrufdatum 26.5.2016.

3.4 DERA- Rohstoff-Monitoring

Das Rohstoff-Monitoring der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) wird von den Einkaufsabteilungen der Unternehmen ebenfalls als Frühwarnindikator genutzt. Die DERA ist Teil der Bundesanstalt für Geowissenschaften und untersteht dem Bundeswirtschaftsministerium. Die DERA ermittelt Preis- und Lieferrisiken für potenziell kritische Rohstoffe und stellt dies Rohstoffinformationen und Marktanalysen allen interessierten Einkaufsabteilungen und Unternehmen zur Verfügung. Die DERA hatte z. B. zusammen mit dem Volkswagen-Konzern ein Frühwarnsystem entwickelt, um drohende Preis- und Lieferrisiken bei kritischen Rohstoffen zu erkennen.

3.5 Einkaufsmanagerindex

Ein anerkannter Frühwarnindikator ist der Einkaufsmanagerindex. Er wird nicht nur im Einkauf, sondern auch an der Börse und an der Wall-Street in New-York ständig beobachtet. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) für Deutschland wird vom Finanzinformationsservice Markit und dem Bundesverband Materialwirtschaft Einkauf und Logistik (BME) erstellt. Er dient als Frühi...

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