Praxis-Beispiel

Reputationskrise von General American Life

Der 66 Jahre alte Lebensversicherer General American Life zählte im Jahr 1999 mit einem Vermögen von 14 Mrd. USD zu den 50 größten Lebensversicherern in den USA. Ein überschaubares Missverhältnis zwischen Aktiva und Passiva und die "Gerüchteküche" führten am 30. Juli 1999 zu einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody’s Investors Service von A2 auf A3. Die Herabstufung löste bei den Kunden und Investoren eine schwerwiegende Vertrauens- und Reputationskrise aus, die dazu führte, dass der Versicherer innerhalb von 10 Tagen unter staatliche Aufsicht gestellt wurde.

Der Reputationskrise lagen Schuldtitel im Umfang von 6,8 Mrd. USD zugrunde, die von General American ausgegeben worden waren. Die Investoren erhielten die Zusicherung, die Wertpapiere mit einer 7-tägigen Kündigungsfrist einlösen zu können. Binnen weniger Stunden nach der Herabstufung forderten mehrere Fondsmanager Zahlungen von ungefähr 4,5 Mrd. USD. General American, die liquide Vermögenswerte im Umfang von 2,5 Mrd. USD besaß, konnte ihre Vermögenswerte nicht schnell genug verkaufen und wurde unter staatliche Aufsicht gestellt. Ursache der Insolvenz von General American Life war neben diesem Asset-Liability-Mismatch-Risiko vor allem auch ein Reputationsrisiko, das sich als Liquiditätsrisiko erst zeigte, als jede denkbare Reaktion schon zu spät war.

Reputationsrisiken als Auslöser für andere Risiken

Der Wiederaufbau einer durch einen Risikoeintritt geschädigten Reputation ist mit einem großen zeitlichen und damit auch finanziellen Aufwand verbunden. Rund dreieinhalb Jahre benötigen Unternehmen im Durchschnitt, um nach einem Reputationsverlust diesen wieder wettzumachen.

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