Einführung

Die Rentabilitätsvergleichsrechnung stellt ein statisches Investitionsrechnungsverfahren dar, welches den durchschnittlichen Periodengewinn in Bezug zum durchschnittlichen Kapitaleinsatz setzt. Die Rentabilitätsvergleichsrechnung kann damit als eine Erweiterung der Gewinnvergleichsrechnung angesehen werden, indem zusätzlich der Kapitaleinsatz in die Investitionsbeurteilung integriert wird. Mit Hilfe der Rentabilitätsrechnung lässt sich sowohl eine Rangreihenfolge von Investitionsalternativen aufstellen als auch ein einzelnes Investitionsobjekt beurteilen.

1 Die Bedeutung des Kapitaleinsatzes

Zur Investitionsbeurteilung werden im Rahmen der Rentabilitätsvergleichsrechnung Rentabilitätskennziffern gebildet. Rentabilitätskennzahlen stellen Beziehungszahlen dar, bei denen eine Ergebnisgröße in Relation zu einer dieses Ergebnis maßgeblich bestimmenden Einflussgröße gesetzt wird. Damit steht im Zähler des Quotienten eine Kennzahl zur Charakterisierung der Ertragssituation, der Nenner wird üblicherweise durch eine Kapitalgröße (Kapitalrentabilität) oder den Umsatz (Umsatzrentabilität) repräsentiert. Bei der statischen Rentabilitätsvergleichsrechnung wird der Gewinn einer Periode zum Kapitaleinsatz in Beziehung gesetzt.

Die Berücksichtigung des Kapitaleinsatzes kann für eine Investitionsentscheidung von zentraler Bedeutung sein. Weisen beispielsweise zwei Investitionen einen nominell gleich hohen Gewinn bei unterschiedlichen Kapitaleinsätzen auf, dann besitzen diese Investitionen nicht die gleiche Vorteilhaftigkeit. Die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit eines Investitionsobjekts ist umso größer, je kleiner der Kapitaleinsatz ist, der zur Erwirtschaftung eines bestimmten Gewinns erforderlich ist.

Ein reiner Gewinnvergleich (Gewinnvergleichsrechnung) ist damit bei unterschiedlichem Kapitaleinsatz wenig aussagekräftig. Die nach der Rentabilitäts- und der Gewinnvergleichsrechnung ermittelten Rangreihenfolgen von Investitionsalternativen können sich demnach deutlich voneinander unterscheiden.

2 Durchführung der Rentabilitätsvergleichsrechnung

Das Ziel der Rentabilitätsvergleichsrechnung ist es, diejenige Investitionsalternative zu bestimmen, welche den höchsten Gewinn pro eingesetzter Geldeinheit an Kapital erbringt. Folglich gilt es, die Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu ermitteln. Formal ergibt sich die Periodenrentabilität zu:

Da im Rahmen der Rentabilitätsvergleichsrechnung durchschnittliche, periodische Größen zueinander in Beziehung gesetzt werden, handelt es sich um ein statisches Investitionsrechnungsverfahren (vgl. Bieg/Kußmaul, 2000, S. 71).

Eine Rentabilitätsrechnung kann sowohl zur Beurteilung einer einzelnen Investition als auch für die Lösung von Auswahlproblemen eingesetzt werden:

  • Eine einzelne Investition ist dann als vorteilhaft zu betrachten, wenn die Periodenrentabilität positiv ist, weil dann über die entstehenden Kosten (incl. der Kosten für die Kapitalbeschaffung) hinaus ein Überschuss erwirtschaftet wird.
  • Bei mehreren Investitionsobjekten ist dasjenige als das vorteilhafteste zu betrachten, das die größte Periodenrentabilität aufweist.

Die Rentabilitätsvergleichsrechnung soll anhand des nachfolgenden Beispiels verdeutlicht werden. Einem Unternehmen liegen hierbei zwei Investitionsalternativen für eine neue Produktionsanlage mit den in Tabelle 1 dargestellten Daten vor:

 
Daten Alternative A Alternative B
1. variable Kosten pro ME 2,50 EUR 1,80 EUR
2. fixe Kosten pro Periode 14.000 EUR 19.500 EUR
3. Erlöse pro ME 4,80 EUR 5,10 EUR
4. Anschaffungskosten 75.000 EUR 100.000 EUR
5. geplante Nutzungsdauer 10 Jahre 10 Jahre
6. maximale Leistungsabgabe pro Periode 10.000 10.000

Tab. 1: Daten des Beispielfalls

Der durchschnittliche Kapitaleinsatz ergibt sich bei kontinuierlichem Amortisationsverlauf (Kostenvergleichsrechnung) zu:

Der durchschnittliche Periodengewinn berechnet sich gemäß nachfolgender Gewinnfunktion:

Damit ergibt sich der durchschnittlicher Periodengewinn für beide Investitionsalternativen zu:

Die Division des durchschnittlichen Periodengewinns durch die durchschnittliche Kapitalbindung ergibt die Periodenrentabilitäten:

Jede Investition ist für sich genommen vorteilhaft, da beide Periodenrentabilitäten positiv sind. Im Rahmen einer Auswahlentscheidung ist die Anlage B der Anlage A auf Grund der höheren Periodenrentabilität vorzuziehen.

3 Kritische Würdigung der Rentabilitätsvergleichsrechnung

Die Ermittlung der Rentabilität einer Investitionsalternative erfordert einen verhältnismäßig geringen Aufwand zur Beschaffung der erforderlichen Daten. Gegenüber der Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung erlaubt die Rentabilitätsrechnung durch das Einbeziehen des Kapitaleinsatzes eine bessere Vergleichsmöglichkeit der Investitionsalternativen. Neben der Ermittlung einer Rangreihenfolge von Investitionsalternativen eignet sich die Rentabilitätsrechnung ebenfalls zur Beurteilung eines einzelnen Investitionsobjekts.

Die Rentabilitätsvergleichsrechnung versucht, eine Vergleichbarkeit von Investitionsprojekten mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz herzustellen. Dies gelingt jedoch nur teilweise. In obigem Beispiel besitzt A einen Kapitaleinsatz von 750.000 E...

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