Schnittstellen und Synergien

Produktbenchmarking wird häufig im Rahmen von Target Costing angewendet. Die Erkenntnisse aus dem Produktbenchmarking liefern dabei eine gute Datenbasis für das weitere Vorgehen im Target Costing. Die Schnittstellen und Synergien werden in Abb. 4 als Überblick dargestellt.[1]

Abb. 4: Nutzen der Ergebnisse des Produktbenchmarking im Target Costing

Vereinfacht kann man sagen, dass Produktbenchmarking den wettbewerbsbezogenen Teil des Target Costing abdeckt. Diese wettbewerbsfokussierte Betrachtung des Produktbenchmarking wird im Rahmen von Target Costing an einigen Stellen erweitert. Die zentralen Erweiterungen sind:

  1. Eine nicht nur auf den Wettbewerbspreis beschränkte Ermittlung des Zielpreises.
  2. Eine Integration von Gemeinkosten in die Potenzialanalyse.
  3. Ideale Komponentenkosten, unabhängig von Wettbewerbsprodukten.

1. Preisermittlung

In der retrograden Kalkulation des Target Costing werden die zulässigen Kosten des Produkts auf Basis des erzielbaren Marktpreises abgeleitet (s. Schritt 1 in Abb. 4). Während beim Produktbenchmarking der Zielpreis primär über den Wettbewerb ermittelt wird, kann im Target Costing das gesamte Spektrum an Pricing-Methoden angewandt werden (z. B. Value Based Pricing[2]). Insbesondere für radikale Neuprodukte stößt das Produktbenchmarking an seine Grenzen, da es keine direkt vergleichbaren Produkte gibt. In diesem Fall wird dieser Markt erst geschaffen und ist deshalb nur prognostizierbar (z. B. über die Analyse von Substituten).

2. Gemeinkosten

Weiterhin wird im Target Costing ein größerer Wert auf die Betrachtung von Gemeinkosten gelegt. Sofern Gemeinkosten als beeinflussbar erscheinen (z. B. produktspezifische Gemeinkosten), werden auch dort Möglichkeiten zur Kostensenkung gesucht. Produktbenchmarking hingegen fokussiert vor allem auf die Einzelkosten des Produkts – ein Aspekt, der wertvollen Input für das Target Costing liefert, aber eben nur einen Teil der Möglichkeiten zur Kostensenkung in Betracht zieht.

3. Komponentenkosten

Beim Target Costing werden die idealen Komponentenkosten – unabhängig von den Strukturen der Wettbewerbsprodukte oder der eigenen Stückliste – rein nutzenbasiert aus Zielpreis, Zielrendite und Kundenanforderungen hergeleitet. Die ermittelten Komponentenzielkosten stellen verbindliche Zielvorgaben für das Entwicklungsteam dar. Diese können wiederum mit den Ergebnissen des Produktbenchmarking verglichen werden, um die Zielkostenspaltung zu plausibilisieren.

Target Costing bedeutet umfassendes Kostenmanagement

In der Vorgehensweise zur Zielerreichung unterscheiden sich beide Methoden nur unwesentlich. Beide Methoden geben Ziele für die Umsetzung in der Produktentwicklung vor. Unter Zuhilfenahme weiterer Techniken (z. B. Kreativtechniken) werden in interdisziplinären Teams Kostenpotenziale in der Konstruktion, im Einkauf und in der Fertigung gesucht. Wie bereits beschrieben, integriert Target Costing zudem noch beeinflussbare Gemeinkostenpotenziale.

[1] Theorie und Anwendung des Target Costing werden ausführlich erläutert im Beitrag von Schopf/Sauter//Bode, Marktorientiertes Produktkostenmanagement bei TRUMPF (2010).
[2] Beim Value Based Pricing wird der Preis des Produkts auf Basis des erwarteten Kundennutzens berechnet. Darin unterscheidet sich diese Methode von kosten- oder wettbewerbsorientierten Pricing-Strategien.

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