Komplexe Investitionsentscheidungen oft nur qualitativ zu beurteilen

Im Rahmen der Vorbereitung strategischer Entscheidungen der Produktionsplanung erlangen qualitative Controlling-Instrumente besondere Bedeutung. Denn viele Aspekte einer solch komplexen Fertigungsplanung lassen sich nicht monetär bewerten und können deshalb nur anhand vielfältiger qualitativer Kriterien beurteilt werden. Die Nutzwertanalyse[1] bietet hierbei die geeignete methodische Unterstützung und ermöglicht eine durchaus differenzierte und einer der Komplexität der Entscheidung würdige Einschätzung.

Nutzwertanalyse

Anhand eines vom Unternehmen zu erstellenden Kriterienkatalogs und einer individuell zu definierenden dimensionslosen Skalierung (z. B. Wertzahl von 1 bis 10) wird der Nutzen der betrachteten Handlungsalternative oder Handlungsalternativen bewertet. Die Kriterien lassen sich dabei aus den Zielen ableiten, die mit der Entscheidung erreicht werden sollen. Die Bewertung selbst nimmt ein Expertenteam vor.

Im nachfolgenden Beispiel (s. Abb. 3) stellt sich ein Unternehmen bei der Suche nach dem für ihn optimalen Fertigungskonzept die Frage, ob es seine Fertigung nach den Prinzipien des "Werkstattfertigungskonzepts" oder nach denen einer "Fließ- bzw. Linienfertigung" ausrichten soll.

Abb. 3: Beispiel einer Nutzwertanalyse zur Beurteilung alternativer Fertigungskonzepte

Kumulierte Wertzahl unterstützt Entscheidungsfindung

Unter Berücksichtigung der fertigungswirtschaftlichen Ziele einer möglichst kostengünstigen und flexiblen Produktion sind die nachfolgend genannten Kriterien zur Nutzenbewertung der alternativen Konzepte denkbar. Diese können bei Bedarf unterschiedlich gewichtet werden. Als Ergebnis der Bewertung erhält man eine kumulierte Wertzahl, die ein Indikator dafür ist, ob eine Alternative überhaupt sinnvoll erscheint. Dies ist immer dann der Fall, wenn eine vom Unternehmen vorab zu definierende Mindestwertzahl überschritten wird. Gleichzeitig zeigt das Analyseergebnis an der Wertzahl, welche der Alternativen für das Unternehmen den höchsten Nutzen stiftet. Im vorliegenden Fall wäre dies mit einer gewichteten Wertzahl von insgesamt 65,9 das Konzept der Wertstattfertigung.

Selbstverständlich handelt es sich bei den qualitativen Analyseverfahren nicht um mit naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten unterlegte Analysen; subjektive Annahmen und Urteile fließen bei Auswahl, Gewichtung und Bewertung der Kriterien in die Entscheidungsfindung durchaus mit ein. Dennoch bietet die Nutzwertanalyse anerkanntermaßen umfassende Hilfe bei der Strukturierung komplexer Sachverhalte und ermöglicht eine systematische Entscheidungsfindung.

Auf die Expertise der Bewertenden achten!

Nicht oft genug kann dabei auf die erforderliche Expertise der Personen hingewiesen werden, die diese Nutzwertanalyse erstellen. Ihr Erfahrungsschatz ist maßgeblicher Garant dafür, dass diese Methode zu einer Erfolg versprechenden Entscheidung führt. Wichtig – gleichwohl selbstverständlich – ist auch, dass die Nutzwertanalyse offen und ehrlich zur Entscheidungsfindung genutzt werden soll und nicht dazu missbraucht werden darf, bereits getroffene Entscheidungen im Nachgang noch zu rechtfertigen. Gerade hier sollte man sich des Charakters von Controlling als Instrument der Selbsthilfe und Selbststeuerung bewusst werden. Dort wo die Instrumente nur zur Kontrolle und Rechtfertigung genutzt werden, verliert deren Einsatz seine Sinnhaftigkeit.

[1] Ausführlichere Erläuterung der Nutzwertanalyse mit weiteren Beispielen findet man bspw. bei Weber/Schäffer, Einführung in das Controlling, 2016, S. 298 ff.

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