Zusammenfassung

  • Kleine und mittelständische Unternehmen der Prozessindustrie benötigen ebenso wie größere Unternehmen ein effizientes und effektives Produktionscontrolling. Dies beinhaltet ein tagesbezogenes Leistungs- und Verbrauchscontrolling sowie eine monatliche Kosten- und Leistungsrechnung.
  • Oftmals besitzen KMU nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um ein adäquates Produktionscontrolling aufzubauen bzw. wird die Einführung eines Controllingsystems bei den vorliegenden Produktionsprozessen als zu aufwendig betrachtet.
  • Es wird im Folgenden ein Konzept und eine praxisorientierte Anwendungslösung vorgestellt, welches zum einen unter Kosten-/Nutzen-Gesichtspunkten effizient ist. Zum anderen ist die Anwendung auch effektiv, weil dadurch eine kurzfristige Steuerung der Produktion und der Produktionsprozesse möglich ist sowie regelmäßige Kosteninformationen generiert werden.
  • Durch die Datenhaltung und Pflege der erforderlichen Daten in MS Excel sind niedrige Softwarekosten, eine geringe Anlernphase bei der Einführung und eine hohe Akzeptanz bei der Durchführung des Systems gegeben.

1 Bedeutung des Controllings für kleine und mittelständische Unternehmen

Auch KMU brauchen Controlling und Controllingsysteme

Controlling kann v.a. mit Unternehmenssteuerung gleichgesetzt werden, d. h. Controlling umfasst alle Maßnahmen, um ein Unternehmen zielorientiert zu steuern. Daraus ergibt sich, dass Controlling sowohl in großen als auch in mittelständischen und kleinen Unternehmen gleichermaßen notwendig ist. Jedoch sind die Voraussetzungen für den Betrieb eines systematischen Controllings sehr unterschiedlich. Während für Großunternehmen und große mittelständische Firmen Controlling ein fester Bestandteil der Organisation und der Unternehmensführung ist, betreiben klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) im Vergleich zu Großunternehmen Controlling weniger intensiv, was häufig mit den knappen Human- und Finanzressourcen begründet wird.[1]

Die Kosten- und Leistungsrechnung ist dabei ein zentraler Bestandteil des betrieblichen Controllingsystems und liefert wichtige Informationen zur Entscheidungsunterstützung des Managements. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2015 besteht für die Unternehmenspraxis in KMU noch Nachholbedarf für die Einführung von Kostenrechnungssystemen, besonders bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern.[2]

Tatsächlich erfordert gerade in der Gruppe der KMU die Einführung und der laufende Betrieb eines Controllingsystems einen in Relation zu größeren Unternehmen hohen finanziellen und personellen Aufwand. Eine positive Aufwand-/Nutzenrelation scheint dann aus Sicht vieler betroffener Unternehmen nicht erreichbar zu sein.

Die Aufgabe besteht somit darin, trotz der beschriebenen knappen Ressourcen in KMU ein Konzept und eine praxisorientierte Umsetzung für ein effizientes und effektives Controllingsystem zu entwickeln. Im Folgenden wird eine Lösung für die beschriebene Problemstellung aufgezeigt, die sich an der Prozessindustrie orientiert, aber auch auf andere Prozesstypen übertragen lässt.

[1] Vgl. Feldbauer-Durstmüller/Hiebl, 2015, S. 194.
[2] Vgl. Becker et al., 2015, S. 274.

2 Anforderungen an ein Produktionscontrolling für KMU mit Prozessfertigung

Stücklisten- und Prozessvarianten beachten

Die Prozessfertigung ist die vorherrschende Organisationsform v.a. in Unternehmen der Ernährungs-, Getränke- und chemischen Industrie. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass der Fertigungsablauf als Abfolge von verschiedenen Produktionsprozessen vom Beginn der Produktion bis zum fertigen Produkt vorgegeben ist. Als variable Größen während der verschiedenen Prozessstufen können Stücklisten- bzw. Rezepturvarianten oder auch die Dauer eines Teilprozesses in Abhängigkeit von verschiedenen Prozessparametern auftreten. Teilweise finden auch Kuppelproduktionsprozesse statt.

Für die operative Steuerung des Produktionsbereichs müssen folgende Informationen zur Verfügung stehen (vgl. Tab. 1):

 
Erforderliche Information Nutzen
Informationen über Herstellkosten und Deckungsbeiträge
  • Steuerung der Wertschöpfung durch Optimierung des Produktionsprogramms oder durch Make or Buy-Entscheidungen
Informationen über Kosten und Kostensätze in Haupt- und Hilfskostenstellen
  • Möglichkeit für Benchmarking
  • Aufdecken von Unwirtschaftlichkeiten
Informationen über tägliche Leistungserstellung und Faktorverbräuche (Leistungs- und Verbrauchscontrolling)
  • Zeitnahe Entdeckung von Unwirtschaftlichkeiten
  • Kurzfristige Steuerung des Produktionsbereichs: Eine Steuerung auf Grundlage der monatlichen Kostenrechnung käme dabei zu spät bzw. wären die Gründe für vorhandene Abweichungen kaum nachvollziehbar und Gegenmaßnahmen nur zeitverzögert einzuleiten.

Tab. 1: Erforderliche Informationen und deren Nutzen für das Produktionscontrolling

Geringer Aufwand ist Bedingung

Selbstverständlich muss ein Produktionscontrollingsystem IT-gestützt aufgebaut werden. Dabei ist besonders in KMU das Kriterium zu beachten, dass ein IT-gestütztes Produktionscontrollingsystem nur einen möglichst geringen finanziellen und personellen Aufwand bei Einführung und laufendem Betrieb verursachen darf.

Oft keine Verbindung zu ERP-System

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