Hier wird der Prototyp in ein konkretes Entwicklungsprojekt gegeben. Diese Phase beinhaltet auch die Nutzung des fertigen PSS am Markt. Ab hier startet in Unternehmen der meist bereits etablierte Entwicklungsprozess von Produkten, auch oft Produktentstehungsprozess (PEP) genannt. Eine Bereicherung an dieser Stelle können agile Projektmanagement-Methoden wie SCRUM liefern. Dabei ist darauf zu achten ist, dass der Gedanke der Anreicherung des Produktes mit Services auch weiterhin verfolgt wird; insofern kann es Sinn machen, auch das bestehende PSS-Team sowie Service Design Aspekte mit einzubinden. Teilweise ist es empfehlenswert, nur mit einer 80 % fertigen Produktlösung an Pilotkunden heranzutreten. Dadurch kann die Zeitspanne von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung möglichst gering gehalten und der Nutzen des Produktes durch die Einarbeitung des Kundenfeedbacks erhöht werden.

Im Rahmen der Entwicklung und Umsetzung eines PSS sind vor allem auch passende (digitale) neue Geschäftsmodelle von großer Bedeutung. An dieser Stelle kann das Controlling einen wesentlichen Betrag hinsichtlich der Kalkulation der Kosten, Bepreisung des PSS im Geschäftsmodell, der Bepreisung der verschiedenen Einnahmequellen und der Wirtschaftlichkeitsprüfung leisten. Eine noch so gut überlegte PSS-Prototyp-Idee führt in Kombination mit dem falschen Geschäftsmodell meist zu keinem oder nur geringem Erfolg. Hier gilt es mit viel Kompetenz und Geschäftssinn das richtige Modell auszuwählen. Guten Input liefern die vorherigen Kundenanalysen aus Phase 3 (Kundeninterviews und Business Model Canvas) mit dem Ist- und Soll-Geschäftsmodell für das PSS. Für das endgültige PSS gilt es nun, das Soll-Geschäftsmodell noch einmal genau zu durchleuchten und anzupassen sowie mit konkreten Zahlen zu unterfüttern.

Entschließt sich ein Unternehmen z. B., das bisherige Geschäftsmodell von dem Verkauf einer Maschine plus dem Abschluss von Service- und Wartungsverträgen auf ein neues Modell wie dem "Pay per Use"-Ansatz umzustellen, so ändert sich damit einiges. Der Kunde bezahlt in Zukunft nur noch die Nutzung der Maschine z. B. pro Stunde und die Wartung der Maschine ist bereits im Preis inklusive. Diese Kosten gilt es bei der Kalkulation des Preises pro Stunde zu berücksichtigen. Die Umsätze des Unternehmens unterliegen dann auch einer Veränderung; statt einem monetär großen Einmalverkauf der Maschine mit monetär kleinen periodischen Einnahmen für den Service und die Wartung nimmt das Unternehmen zukünftig monetär kleinere Beträge diese jedoch kontinuierlich ein; die Beträge können dann zukünftig von der Auftragslage des Kunden abhängig sein. Auch eine solche Umstellung müssen bedacht und die Risiken vom Controlling mitbetrachtet werden.

Eine schöne Grundlage, um sich dem Thema neue Geschäftsmodelle zu nähern und auch neue Ideen in das eigene PSS einzubringen bietet das Buch von Oliver Gassmann: "Geschäftsmodelle entwickeln".[1] In dem Buch werden 55 Geschäftsmodell-Grundtypen vorgestellt, welche die Erklärung für fast 90 % aller am Markt verfügbaren Geschäftsmodellinnovationen liefern. Dabei können die Typen einzeln oder auch in verschiedenen Kombinationen umgesetzt werden und verhelfen so zu vielen kreativen Ideen und sehr innovativen Geschäftsmodellen.

[1] Vgl. Gassmann 2017.

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