Zum Start der Phase 3 muss im Rahmen eines Zielworkshops im Unternehmen festgelegt werden, welches konkrete Ziel genau verfolgt werden soll.

Das bedeutet, das Unternehmen muss z. B. ein bestehendes Produkt aussuchen, das es plant mit neuen Dienstleistungen anzureichern und einem neuen Geschäftsmodell zu etablieren (häufigste Variante); hierzu ist eine klare "Eingangsfragestellung (EFS)" zu formulieren. Dabei ist darauf zu achten, dass die Eingangsfragestellung sehr detailliert und passgenau auf das Unternehmen formuliert wird, so dass am Ende der Workshop ein sichtbares Ergebnis liefert.

Eine andere Alternative wäre, dass für die EFS statt mit einem Produkt mit einer bestehenden Dienstleistung begonnen wird, welche dann um ein Produkt ergänzt werden soll (seltenere Variante). Eher selten wird mit einem "Grüne-Wiese-Ansatz" begonnen, welcher bedeutet, dass weder das Produkt noch die Dienstleistung im Unternehmen vorhanden sind, bzw. es bisher Kunden dazu gibt. Ein "Grüne-Wiese-Ansatz" ist deshalb schwierig, da der gesamte Teil der Kundenbefragungen und Marktanalyse sich aufwändig gestaltet. Im weiteren Verlauf des Vorgehens kann es sich auch herausstellen, dass man mit dem falschen Produkt begonnen hat, sodass man mit einem anderen Produkt den Prozess noch einmal von vorne beginnt. Auch dies kann eine Lernerfahrung sein.

Die Phase 3 gliedert sich in drei Unterphasen: Analyse (A), Entwicklung (B) und Test (C). Nach Abschluss der Phase 3 ist ein erster, entwickelter und getesteter Prototyp, auch als Minimum Viable Product (MVP; Produkt mit den nötigsten zentralen Anforderungen und Eigenschaften) als Ergebnis vorhanden. Der Prototyp wird nicht richtig, sondern auf Papier oder aus Hilfsmaterialien entwickelt, um die Kosten und die Entwicklungszeit möglichst gering zu halten. Die Phase 3 dauert ohne Vorbereitungen circa drei bis fünf Arbeitsstage.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Gelingen eines PSS-Workshops ist die Größe und Zusammensetzung des Teams. Unabhängig von einem externen Berater sollten vom eigenen Unternehmen mindesten 5 bis maximal 12 Personen zum Team zählen. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Besetzung abteilungsübergreifend und interdisziplinär ist, um die unterschiedlichen Perspektiven zu reflektieren. Auch sollten die Teilnehmer Teamplayer sein, offen für neue Ideen und sich aktiv am Workshop beteiligen. Dadurch wird auch eine breite Identifikation mit den Ergebnissen im Unternehmen erreicht. Sinnvolle Bereiche, die durch Personen im Workshop vertreten sein sollten sind:

  • Geschäftsführung
  • Marketing, Vertrieb und Service
  • Entwicklungsbereich
  • Produktmanagement
  • Produktion
  • IT
  • Innovationsmanagement
  • Controlling

Die Unterphasen der Phase 3 werden nun im Folgenden näher beschrieben:

4.3.1 Unterphase Analyse

Um eine neue Idee für ein PSS zu entwickeln, ist eine gute Ausgangsbasis erforderlich. Diese wird im Rahmen dieser Unterphase Analyse erreicht. Das Ergebnis ist ein "Analysecockpit", welches sinnvoll übersichtlich zusammengestellte Informationen zu den Kunden (1), dem eigenen Unternehmen (externe und interne Effekte, 2) sowie zum eigenen Produkt (3) liefert. Darauf aufbauend können dann in der zweiten Unterphase Entwicklung neue Ideen zu PSS entwickelt werden.

  1. Zur Kundenanalyse gibt es prinzipiell verschiedene Methoden. Besonders bewährt haben sich zu Beginn das Führen von drei bis vier fragebogenbasierten Interviews mit Kunden. Danach ist es den Workshopteilnehmern leicht möglich, die Kunden-Empathie-Karte zu erstellen. Die Kunden-Empathie-Karte liefert relativ übersichtlich Informationen darüber, was ein Kunde wahrnimmt, durch wen oder was er beeinflusst wird, welche Probleme bei aktuellen Lösungen vorkommen und wie ein eventueller Mehrwert für den Kunden generiert werden kann. Den Abschluss bildet die Methode Kundenerlebniszyklus. Bei dieser Methode wird der Lebenszyklus vom Kauf eines Produktes, über die Benutzung bis zur Entsorgung hinsichtlich der sechs Nutzen-Hebeln (Kundenproduktivität, Einfachheit, Leichtigkeit, Risiko, Spaß und Image sowie Umweltfreundlichkeit) betrachtet. In einer Matrix werden die verschiedenen Produktphasen hinsichtlich der Nutzen-Hebel bewertet. Dadurch können Erkenntnisse gewonnen werden, wo ein Produkt Potenziale für neue Wertversprechen bietet oder Nutzen-Hindernisse bestehen könnten.
  2. Die Methoden zur Analyse des Unternehmens bieten nach Abschluss einen umfassenden Blick über den aktuellen Stand des Unternehmens hinsichtlich der Unternehmensstruktur und -kultur, den bestehenden Kompetenzen im Unternehmen, dem aktuellen Reifegrad des Unternehmens hinsichtlich der Digitalisierung und den daraus sich ergebenden Potenzialen digitale Produkt-Service-Systeme zu entwickeln und anzubieten, sowie den externen Effekten und den politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Einflussfaktoren. Die Analyse der externen Effekte erfolgt mit der PESTEL-Methode und hilft einem Unternehmen seine allgemeinen Chancen und Risiken am Markt abzuschätzen.
  3. Bei den Analysen zum Produkt wird als erste Metho...

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