Im Rahmen des Forschungsprojekts Use-PSS – Usability von betrieblichen Produkt-Service-Systemen (PSS) im Mittelstand, gefördert vom BMWi – wurde ein vierstufiges Vorgehensmodell entwickelt, wie ein Unternehmen ausgehend von einem Produkt (oder einer Dienstleistung) dieses um eine Servicekomponente (Produktkomponente) erweitern kann, so dass ein Produkt-Service-System (PSS) entsteht. Bei diesem Vorgehensmodell wurde bei der Erprobung vor allem darauf geachtet, dass es sich für kleine und mittelständische Unternehmen eignet und das Modell leicht verständlich ist. Die vier Phase lauten (siehe Abb. 2):

  1. Durchführung der Sensibilisierung,
  2. Vermittlung von Methodenwissen,
  3. Entwicklung von Lösungsideen zu PSS,
  4. Umsetzung des PSS im Unternehmen und kontinuierliche Verbesserung.

Die einzelnen Phasen können dabei wiederholt werden; auch ist es möglich, von einer Phase auf eine der früheren Phase zurückzuspringen, sofern es aus Sicht der Beteiligten sinnvoll erscheint. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen näher beschrieben.[1]

Abb. 2: Initiales Vorgehensmodell zu einem PSS[2]

[1] Vgl. Kölmel et al. 2017
[2] Angepasst nach Kölmel et al. 2017.

4.1 Phase 1: Sensibilisierung

Die Phase 1, die Sensibilisierung des Unternehmens, der Mitarbeiter und des Managements, dient dazu, ein Bewusstsein für das Thema Digitalisierung und deren Wichtigkeit für das eigene Unternehmen zu schaffen. Es gibt immer noch Unternehmen, die meinen, dass dieses Thema an ihnen vorbeigeht, ohne sie zu tangieren und sie ihr Geschäft so weiterführen können, wie bisher. Daher ist insbesondere auf der Ebene des Managements und der Geschäftsführung eine Überzeugungsanstrengung von Nöten. Diese müssen über die Thematik und die Auswirkungen Bescheid wissen und überzeugt sein, ansonsten ist die Umstellung auf ein PSS in einem Unternehmen nicht oder nur schwer möglich. Oft ist den Menschen bereits bewusst, dass die Digitalisierung auch ihr Unternehmen betreffen wird, aber sie haben keine Idee, was dies für ihr operatives Geschäft und ihren Markt bedeuten könnte. Hier gilt es, im Rahmen von Vorträgen und Workshops, die Menschen mitzunehmen, das Bewusstsein zu schaffen und die Reichweite der Entwicklung der Digitalisierung auf das eigene Unternehmen inklusive Produkten und Dienstleitungen aufzuzeigen.

Die Dauer der Phase 1 Sensibilisierung im Unternehmen ist schwer abzuschätzen, da das Ausgangswissen zur Digitalisierung in Unternehmen sehr unterschiedlich sein kann. Manche Unternehmen haben sich aufgrund der aktuellen Anforderungen des operativen Geschäftsbooms noch gar nicht konkret mit dem Thema auseinandergesetzt; andere sind schon etwas weiter, wissen aber nicht genau, wie sie z. B. vorgehen sollen. Hier gilt es individuell abzuschätzen, wie viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, bis mit der Phase 2 Methodenwissen gestartet werden kann.

4.2 Phase 2: Methodenwissen

Sobald genügend Bewusstsein für die Bedeutung von PSS im Unternehmen aufgebaut ist, ist das Ziel der Phase 2, Methodenwissen und Tools zur Entwicklung von Produkt-Service-Systemen im Unternehmen zu etablieren und zu verankern. Für die Analyse des bestehenden Produkt- und Dienstleistungsportfolios eines Unternehmens als auch der Vorbereitung der Entwicklung eines Produkt-Services-Systems, ist es erforderlich, verschiedene Methoden in Abhängigkeit u. a. vom Umfang des Produkt- und Dienstleistungsportfolios oder der Unternehmensgröße anzuwenden. Diese Methodenschulungen sind deshalb notwendig, da zumindest die Personen, die später in diesem Bereich arbeiten werden, mit den Methoden zur Erarbeitung von PSS vertraut sein müssen und dies weiterführen können. Wenn ein Unternehmen ein PSS aufbaut, so ist dies ein kontinuierlicher Prozess; auch ein entwickeltes PSS ist nach der Umsetzung nicht fertig. Hier muss kontinuierlich das Feedback der Kunden eingeholt und der Prozess der Bereitstellung geprüft werden, damit weitere Innovationen entstehen. Ebenso kann mit den geschulten Personen dann ein "Train-the-Trainer-Konzept" aufgebaut werden, so dass das Methodenwissen über interne Schulungen ausgeweitet werden kann. Die Dauer der Phase kann unterschiedlich sein, je nachdem wie viele Methoden und Tools vermittelt werden sollen.

Für die Durchführung der Erarbeitung des ersten Produkt-Service-Systems in einem Unternehmen ist es erforderlich, mit mindestens einem methodenerfahrenen, externen Spezialisten zu starten. Auch kann zu Beginn mehr Beratung dazugekauft werden. Doch langfristig sollte es das Ziel des Unternehmens sein, eigenes Know-how im Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Die guten und zu einem Unternehmen passenden PSS können nämlich nicht von außen dazugekauft werden, sondern müssen intern mit den eigenen Ressourcen und Ideen entwickelt werden.

Im Rahmen dieser Schulungseinheit zu Methodenwissen und Tools sind verschiedene Methoden wie Business Model Canvas, Blue Ocean Strategy oder Design Thinking enthalten. Diese Methoden alleine genommen reichen jedoch nicht aus, um ein PSS zu entwickeln, sondern deren sinnvolle Kombination fü...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Finance Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge