Effizienz verschiedener Sourcing-Strategien

Unternehmen müssen definieren, wie ihre Bezugsquelle (engl. Source) von Material, Baugruppen oder sonstigen Waren zur Versorgung der eigenen Tätigkeiten aussehen sollen. Entscheidet sich ein Unternehmen, Bauteile nicht selbst zu fertigen, kann es verschiedene Strategien verfolgen. Über die Jahre sind so verschiedene Sourcing-Konzepte entstanden, deren Auswahl häufig strategische Überlegungen zugrunde liegen.[1] Bspw. sind hier Folgende zu nennen:

  • Sole Sourcing:Vor allem aus patentrechtlichen Gründen kann es zu der Situation kommen, dass der Lieferant eine Monopolstellung innehat. Er ist somit faktisch der einzig mögliche Lieferant, der zur Auswahl steht.
  • Single Sourcing:Im Unterschied zum Sole Sourcing entscheidet sich das Unternehmen – unter einer Vielzahl potenzieller Optionen – bewusst für einen einzelnen Lieferanten, der die Versorgung mit einem bestimmten Bauteil oder einem Subsystem verantwortet. Obwohl diese Strategie häufig zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis führt, birgt sie auch eine Missbrauchsgefahr durch die dadurch entstehende Marktmacht.
  • Dual Sourcing:Daher entscheiden sich viele Unternehmen für das sog. Dual Sourcing, bei dem die Verantwortung auf 2 Lieferanten verteilt wird. Die damit verbundenen höheren Kosten werden häufig als Versicherungsprämie angenommen, da sie eine Risikominimierung für Produktionsausfälle eines Lieferanten bedeuten. Um dennoch günstige Konditionen zu erhalten, kommt es hier oft zu einer ungleichen Verteilung unter den beiden Lieferanten. Das bedeutet, es gibt einen Haupt- und einen Nebenlieferanten.
  • Multiple Sourcing:Für die Ausweitung des Lieferantenpools auf mehrere Unternehmen spricht die Maximierung der Versorgungssicherheit und die Möglichkeit, die Einkaufspreise durch stetigen Wechsel zum günstigsten Anbieter zu minimieren. Günstige Konditionen werden i. d. R. durch den Einsatz sog. "Split Award Auctions" erreicht.[2] Bei Spezialteilen kann dies jedoch zu Qualitätsproblemen und zu hohen Kosten für die Anfertigung von Werkzeugen führen.

Grundsätzlich ist die Auswahl der geeigneten Strategie abhängig von vielen unterschiedlichen Faktoren. Ein Kennzahlenset kann daher lediglich begrenzte Aussagefähigkeit über die Eignung einzelner Konzepte bieten.

Ausgewählte Kennzahl: Sourcing Savings (Einsparungen im Einkauf)

Überlegene Einkaufsprogramme sind diejenigen, die Einsparungen so früh wie möglich in den Prozess einfließen lassen, noch vor der Kategorisierung, Verhandlung und Lieferantenauswahl. Bei Best-in-Class-Unternehmen liegt dieser Wert bei ca. 7,7 % des gesamten Sourcing-Volumens.

Ausgewählte Kennzahl: Sourcing Cycle Time (Einkaufszyklus)

Die Sourcing Cycle Time misst die durchschnittliche Zeit, die benötigt wird, um Produkte (Materialien, Halbfabrikate, Produkte, Waren, Handelswaren) von internen oder externen Bezugsquellen (Lieferanten) zu beziehen. Je nach Komplexität der zu beziehenden Ware sollten Unternehmen hier Werte im Bereich von 45 Tagen anpeilen, um sich mit den Best-in-Class-Unternehmen messen zu können.

[1] Vgl. Burke/Carrillo/Vakharia, 2007, S. 95 ff.
[2] Vgl. Mayer/Louca, 2013, S. 190.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Finance Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge