M&A-Opportunitäten sollten ein Unternehmen nicht überraschen oder sich zufällig ergeben, sondern geplantes und erwartbares Ergebnis einer belastbaren Wachstums- und Innovationsstrategie sein. Der Anteil organischer und anorganischer Wachstums- und Innovationshebel mag im Rahmen der Gesamtstrategie variieren – wichtig im Sinne späterer Integrationserfolge ist, dass die strategische Absicht, künftig auch mit M&A zu wachsen, bei den Mitarbeitenden bekannt, diskutiert sowie breit akzeptiert und verankert ist.

Gerade in mittelständischen Unternehmen sind viele Mitarbeitende zu Recht stolz und eng verbunden mit "ihrer" Firma, weil es ihnen immer wieder aus eigener Kraft und Anstrengung gelang, die Unternehmensziele zu verwirklichen. Wachstum und Innovation durch "Fremdzukauf" zahlt auf diese identitätsstiftende Wirkung des "wir schaffen das selbst" zunächst nicht ein. Es braucht also ein neues Motto: "Unser Unternehmenserfolg wird künftig auch durch Zukauf definiert, d. h. konkret durch unsere organisationskulturelle Fähigkeit, die Potenziale eines akquirierten Unternehmens wertschöpfend und seine Mitarbeitenden wertschätzend zu integrieren".

 
Praxis-Beispiel

Fehlendes neues "Wir-Gefühl" lässt Integration scheitern

Beispielhaft sei ein Maschinenbauunternehmen genannt, das durch den eigenen Erfolg über die finanziellen Mittel verfügte, einen gerade schwächelnden langjährigen Mitbewerber zu übernehmen. Das "herrschende" Credo im Käuferunternehmen war das der "eigenen Überlegenheit". Die Integration scheiterte deutlich – innerhalb weniger Monate hatten viele Fach- und Führungskräfte aus dem akquirierten Unternehmen, darunter wichtige Know-how-Träger, gekündigt und waren u. a. mit offenen Armen vom dritten Mitbewerber am Markt empfangen worden. Sie fühlten sich schlichtweg nicht willkommen im neuen Unternehmen: Das Denken in "wir" und "die" wurde nicht ausreichend hinterfragt und bearbeitet, kein transformierendes Angebot hin zu einem "wir gemeinsam" ausgesprochen.

Organisationale Integrationskompetenz misst sich daher auch am Grad der Fähigkeit und Bereitschaft im Käuferunternehmen, über eigene organisationskulturelle Merkmale, Muster und Eigenheiten sowie deren Wirkung im Kontext einer Integration zu reflektieren und sich diese bewusst zu machen.

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