Zusammenfassung

  • Die flexible Plankostenrechnung stellt ein etabliertes und aussagekräftiges Instrument des operativen Produktionscontrollings dar.
  • Um die Kosten nicht ausgelasteter Produktionsanlagen besser beurteilen zu können, empfiehlt es sich, die Planbeschäftigung mittels der Kapazitätsplanung zu bestimmen.
  • Infolge verbreiteter Kostenremanenzen sollte die Beschäftigungsabhängigkeit der Kosten kritisch hinterfragt und im Zweifel eher von fixen als von variablen Anteilen ausgegangen werden.
  • Durch Aufnahme von Kostenbestimmungsfaktoren in das Kostenstellenberichtswesen lassen sich Kosteninformationen besser interpretieren.
  • Der Beitrag stellt die Plankostenrechnung und ihre Systeme vor und zeigt, wie Kosten im Produktionscontrolling mit der Plankostenrechnung geplant, kontrolliert und im kostenstellenbezogenen Berichtswesen dargestellt werden können.
  • Im Zuge der Digitalisierung können sich Veränderungen im Verbreitungsgrad der Plankostenrechnung, ihrer Integration mit anderen Komponenten der Unternehmensplanung sowie der Analyse von Ursache-/Wirkungsbeziehungen ergeben. Langfristig ist sogar eine Ablösung der Plankostenrechnung durch alternative Steuerungsansätze denkbar.

1 Einordnung der Plankostenrechnung in das Produktionscontrolling

Produktion und Produktionscontrolling

Das Produktionscontrolling stellt eine funktionsorientierte Differenzierung der Controlling-Aufgabe dar. Im Unterschied zu anderen Teilgebieten des Bereichscontrollings, wie z. B. dem Einkaufs- oder Logistik-Controlling, bestehen dabei weder für die Produktion noch für das Produktionscontrolling nennenswerte Abgrenzungsprobleme.[1] Unter Produktion wird "… der zielgerichtete Entstehungsprozess von Sachgütern, Energie oder Dienstleistungen"[2] verstanden, für den alle größeren Unternehmen eigene organisatorische Einheiten eingerichtet haben.

Das Produktionscontrolling nimmt Serviceaufgaben für das Management des Produktionsbereichs wahr, die in der Koordination bereichsbezogener Planungs-, Kontroll- und Informationsversorgungsaufgaben bestehen, die dazu dienen, die Kardinalziele (Erhaltung/Weiterentwicklung) und Hauptziele (Gewinn/Liquidität) des Unternehmens zu realisieren.[3]

Strategisches und operatives Produktionscontrolling

Innerhalb des Produktionscontrollings lassen sich eine strategische und eine operative Ebene unterscheiden. Das strategische Produktionscontrolling sieht sich den Kardinalzielen des Unternehmens verpflichtet und bearbeitet vor allem langfristig wirkende Potenzialthemen (z. B. Wahl geeigneter Standorte oder Produktionstechnologien). Das operative Produktionscontrolling arbeitet dagegen im Rahmen gegebener Potenziale, und zielt vor allem auf die Wirtschaftlichkeit der Produktionsprozesse ab.

Zur Aufgabenerfüllung steht dem operativen Produktionscontrolling ein gut bestückter Instrumentenkasten zur Verfügung. Wegen ihrer hohen Aussagekraft für die kostenarten- und kostenstellenbezogenen Kostenkontrolle kommt dabei der Plankostenrechnung eine besondere Bedeutung zu.

[1] Vgl. Schäffer/Spillecke, 2005, S. 93.
[2] Schäffer/Spillecke, 2005, S. 93.
[3] Vgl. zum Controlling-Begriff im Allgemeinen Joos, 2014, S. 2 ff.

2 Begriff und Zweck der Plankostenrechnung

Definition

Plankostenrechnung ist der Überbegriff für Kostenrechnungssysteme, in denen Kosten und Erlöse für eine bestimmte Planperiode – i. d. R. ein Jahr – im Voraus festgelegt werden.

Entstehung

Entstehungsgeschichtlich war der Wunsch nach aussagefähigen Wirtschaftlichkeitskontrollen Haupttriebfeder für die Entwicklung von Plankostenrechnungssystemen. Ob die Istkosten angemessen sind, lässt sich am sinnvollsten dann beurteilen, wenn aussagekräftige Plankosten als Vorgabewerte vorliegen. Planwerte werden jedoch auch für die Analyse von Höhe und Quellen des künftigen Betriebsergebnisses benötigt. Eine sinnvolle Unterstützung der Preispolitik und die Bereitstellung relevanter Kosten und Erlöse für unternehmerische Entscheidungen sind schließlich ebenfalls nur möglich, wenn auf entsprechende Plangrößen zurückgegriffen werden kann.

3 Überblick über die Systeme der Plankostenrechnung

Unterscheidung Einzel- und Gemeinkosten

Plankostenrechnungssysteme setzen adäquate Techniken der Kostenerfassung und -verrechnung voraus. So werden in allen Plankostenrechnungssystemen Einzel- und Gemeinkosten unterschieden, womit implizit eine Zuschlags-, Maschinenstundensatz- bzw. Bezugsgrößenkalkulation unterstellt wird.

Bei allen Verfahrenstypen der Plankostenrechnung setzen Planung und Kontrolle der Einzelkosten bei den Kostenträgern an; nennenswerte Besonderheiten in der Vorgehensweise bestehen nicht. Dagegen weichen die von der Betriebswirtschaftslehre entwickelten Systeme der Plankostenrechnung in der Planung und Kontrolle der Gemeinkosten voneinander ab. Es lassen sich die starre Plankostenrechnung, die Grenzplankostenrechnung und die flexible Plankostenrechnung unterscheiden.[1]

Aktuell: flexible Plankostenrechnung auf Voll- und Teilkostenbasis

Als State of the Art gilt heute die flexible Plankostenrechnung mit paralleler Führung von Voll- und Teilkosten. Sie ist in der Lage, für alle zentralen Kostenrechnungsaufgaben relevante Informationen zur Verfügung zu stellen, un...

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