Grundsätzlich können für Investitionsrechnungen vorhandene Methoden und Werkzeuge eingesetzt werden, etwa statische oder dynamische Investitionsrechnungsverfahren. Zudem sollten alle Investitionsvorhaben unter Einbeziehung von Nachhaltigkeit bewertet werden, egal, ob es sich um Neuanschaffungen von Maschinen, den Ersatz einer Heizung oder den Austausch von Fahrzeugen handelt.

Allerdings muss geklärt werden, wie sich ökologische und/oder soziale Aspekte einbinden und auch bewerten lassen. Das betrifft nicht nur die Anwendung der Werkzeuge an sich. Es stellt sich auch die Frage, wie sich z. B. Umweltbelastungen genau messen lassen. In der Praxis ist das heute oft noch schwierig, etwa, weil es nicht immer Möglichkeiten oder Messeinrichtungen gibt, um Emissionen oder Lärmbelastungen genau zu bestimmen und einzubeziehen. Häufig muss beim Ansatz von Umweltbelastungen zunächst auf Schätzungen oder auch Herstellerangaben zurückgegriffen werden, weil es nur eine eingeschränkte Datenverfügbarkeit gibt. Es steht aber zu erwarten, dass es in absehbarer Zukunft möglich sein wird, präzisere Erhebungen bzw. Erfassungen vorzunehmen.

2 Möglichkeiten, Nachhaltigkeit in Investitionsrechnungen abzubilden

Eine klassische Möglichkeit, nicht nur monetäre, d. h. ökonomische Sachverhalten abzubilden, ist die Anwendung der Nutzwert- oder Punktwertmethode. Hier lassen sich auch qualitative Aspekte berücksichtigen, etwa Qualität und Lieferterminzuverlässigkeit von Lieferanten. Damit ist es auch möglich, nachhaltige Faktoren wie Imagewirkung durch getroffene Investitionen oder eine Verringerung der Arbeitsbelastung einzubeziehen.

Monetär können Auswirkungen auf Ökologie auch berücksichtigt werden, indem man z. B. Emissionen oder Abfall bewertet und in der Investitionsrechnung ansetzt. Am besten ist es, wenn man beide Möglichkeiten miteinander kombiniert.

Investitionsrechnung mit Nachhaltigkeit am Beispiel eines Anlagenkaufs

Im Folgenden wird an einem fiktiven Beispiel eines Anlagenkaufs gezeigt, wie man eine Investitionsrechnung unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren vornehmen kann. Die Umsetzung kann direkt mit der Excel-Arbeitshilfe "Investitionsrechnungsverfahren inkl. Nachhaltigkeitskriterien" erfolgen.

 
Hinweis

Tool wurde aus Arbeitshilfe "Investitionsrechnungsverfahren" abgeleitet

Die Arbeitshilfe "Investitionsrechnungsverfahren inkl. Nachhaltigkeitskriterien" wurde aus der Arbeitshilfe "Investitionsrechnungsverfahren" abgeleitet. Dazu wurden Zeilen ergänzt, in denen die Nachhaltigkeitskriterien mit Kosten bzw. Erlösen bewertet werden können und so das Ergebnis der Investitionsrechnung beeinflussen.

Der entsprechende Beitrag lautet "Investitionsrechnungsverfahren: So verbessern Sie Ihre Investitionsentscheidungen".

Allgemeine Daten und Eingaben

Zunächst müssen in das Tabellenblatt "Allgemeine Eingaben" (o. Abb.) für bis zu 4 Investitionsgüter Daten wie z. B.

  • Bezeichnung des Investitionsguts oder Vorhabens,
  • Anschaffungskosten,
  • Nutzungsdauer,
  • Restwerte oder
  • Abzinsungsfaktoren

eingegeben werden. Diese Daten gelten sowohl für statische als auch dynamische Verfahren.

Eingaben für die Nutzwertbetrachtung

Anschließend sollte das Tabellenblatt "Nutzwert" ausgefüllt werden (Abb. 1). Es ist in die 3 Säulen der Nachhaltigkeit aufgegliedert:

  • Ökonomie (dunkelgrün hinterlegt)
  • Ökologie (grün)
  • Soziales (hellgrün)

Für jede Säule können bis zu 5 Bewertungsfaktoren eingetragen und gewichtet werden. Die Nennungen in der Datei sind beispielhaft zu verstehen und können organisationsspezifisch angepasst werden. Die Gewichtung erfolgt mit ganzen Zahlenwerten und die Summe der Gewichtungen muss immer 100 ergeben. Ist das nicht der Fall, färbt sich die Zelle mit der Punktsumme rot.

Im Beispiel ist zu sehen, dass in der Säule "Ökonomie" der Gewinn oder Kapitalwert (abhängig davon, mit welchem Verfahren man arbeitet) ein Gewicht von 30 hat und die Amortisationszeit von 20. In der Säule "Ökologie" wurden für Energieeinsparung, Emissions- und Abfallreduktion je 10 Punkte vergeben.

Die eigentliche Bewertung kann meist erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, weil z. B. Gewinn oder Emissionsveränderungen je Anlage zu Beginn noch nicht feststehen. Es gilt: Je besser das Ergebnis bei einem Faktor, desto höher der Erfüllungsgrad und umgekehrt. Eine 0 steht für einen ungenügenden Wert, eine 10 für einen Spitzenwert. Insgesamt kann die beste Lösung also 1.000 Punkte erreichen.

Die Zahlen zum Erfüllungsgrad in Abb. 1 sind ebenfalls beispielhaft zu verstehen, um zu zeigen, wie sich der Punktwert zusammensetzt. Anlage 2 hat mit insgesamt 725 Punkten den besten Wert erreicht. Im unteren Teil des Tabellenblatts sind die Anteile der Säulen an der Gesamtbewertung separat dargestellt; die Ökonomie etwa macht 50 Punkte aus.

Abb. 1: Auszug Tabellenblatt "Nutzwert"

 
Praxis-Tipp

Weites Einsatzspektrum der Wirtschaftlichkeitsrechnung

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