Zahlreiche Unternehmen bekennen sich bereits zu einer nachhaltigen Entwicklung, sind sich aber noch im Unklaren über die Gravidität der notwendigen Veränderung. Der Umfang der Veränderung, der mit der Verfolgung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie einhergeht, ist dabei durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Wesentlich sind jedenfalls die Branche des Unternehmens sowie das konkrete Geschäftsmodell. Dabei kann zwischen zwei Stufen der Veränderung durch eine nachhaltige Unternehmensstrategie unterschieden werden:

  • Gezielte Optimierung:

    Unternehmen beschränken sich auf rudimentäre Anpassungen in ihrem Geschäftsmodell. Zusätzlich werden, sofern sinnvoll, technische Optimierungen in ausgewählten Bereichen vorgenommen, z. B. Effizienzsteigerung von Anlagen oder Prozessen. Außerdem werden die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft zur effizienteren Nutzung von Ressourcen eingesetzt.

  • Umfassende Transformation:

    Das Geschäftsmodell des Unternehmens wird grundlegend verändert. Signifikante Investitionsvolumen werden für den Weg in die Nachhaltigkeit aufgewendet und Prozesse werden radikal umgestaltet. Wenn erforderlich, werden auch Unternehmensteile verkauft oder stillgelegt.

Beispiele für Optimierungsfälle in den letzten Jahren, findet man in Dienstleistungsindustrien, wohingegen gerade umweltintensive Industrien oftmals den Weg der Transformation einschlagen, z. B. Öl- und Gasunternehmen, Stahlindustrie, Papierindustrie.

Die Berücksichtigung des Themas Nachhaltigkeit wurde von Unternehmen in der Vergangenheit oftmals als eine Aktivität ohne direkten Nutzen und mit niedriger Priorität eingestuft. Anders formuliert wurde das Thema Nachhaltigkeit geradezu als eine Art Luxus eingestuft, den Unternehmen sich in guten Zeiten leisten können, um eine positive Reputation zu erzeugen. Gegen dieses Vorurteil spricht mittlerweile konkrete Evidenz. Studien zeigen die positiven Auswirkungen von nachhaltigen Unternehmensstrategien auf den mittel- und langfristigen Unternehmenserfolg.[1] Somit ist Nachhaltigkeit nicht eine Möglichkeit zur Imageverbesserung in guten Geschäftsjahren, sondern eine Notwendigkeit für langfristigen Unternehmenserfolg. Die dahinter liegenden Zusammenhänge werden oft kontrovers diskutiert, sind aber im Wesentlichen auf drei Hebel zurückzuführen, die Unternehmen in ihren Strategien berücksichtigen können:

  • Reduktion von Risiken in der Wertkette des Unternehmens:

    z. B. Langfristige Sicherstellung von Bezugsquellen für wichtige Rohstoffe

  • Einführung neuer, nachhaltiger Geschäftsmodelle:

    z. B. Adressieren des sich verändernden Konsumverhaltens inklusive neuer Produkte und Dienstleistungen

  • Effizientere Nutzung von Ressourcen:

    z. B. durch Investitionen in Kreislaufwirtschaft und durch das ökonomische Vermarkten von Nebenerzeugnissen.

Alle drei strategischen Hebel sind sowohl in Optimierungs- wie auch in Transformationsszenarien anwendbar. Unternehmen, die eine reaktive Strategie verfolgen, also abwarten, bis Regulierung und Behörden die rechtlichen Rahmenbedingungen entscheidend verändern, gehen jedenfalls das Risiko ein, diese strategischen Hebel ihren Mitbewerbern zu überlassen, die dadurch Wettbewerbsvorteile generieren können.

[1] Vgl. Bonini/Swartz, 2014

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