Bereits in der traditionellen Form ist die Handelskalkulation weniger aufwendig als die Kalkulation in Industriebetrieben. Das gilt auch dann, wenn die notwendige Differenzierung für eine moderne Kostenzuordnung einbezogen wird. Traditionell wird in der Handelskalkulation der gesamte Kostenblock mit Ausnahme der Materialkosten gleichmäßig auf die Waren verteilt. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass unterschiedliche Produkte und Produktgruppen auch unterschiedliche Kosten verursachen können.

 
Praxis-Beispiel

Ersatzteile

Der Verkauf von Ersatzteilen ist meist aufwendiger als der Verkauf des Hauptprodukts. Der Wert ist geringer, der Beratungsaufwand höher. Oft muss das Ersatzteil extra bestellt werden. Daher ist in der Kalkulation der Ersatzteile ein höherer Aufschlag gerechtfertigt.

Neues Schema

Die Lösung liegt auch hier darin, die Kalkulation detaillierter zu machen. Es entsteht folgendes Schema:

  • Beschaffungskosten werden je nach Aufwand auf die Produktgruppen verteilt. Der Einkauf in Deutschland, in der EU und im sonstigen Ausland verursacht unterschiedliche Kosten.
  • Die im Verkauf anfallenden Lohnkosten sind bestimmt von der Beratungsintensität des Produkts, der im Lager notwendigen Pflege oder anderen produktgruppenspezifischen Bedingungen.
  • Durch unterschiedliche Werbung für unterschiedliche Produktgruppen entstehen spezifische Marketingkosten. Auch gruppenindividuelle Aktivitäten wie Promotionen oder Preisausschreiben müssen den einzelnen Produktgruppen zugeordnet werden.
  • Die Präsentationkosten im Verkaufsraum bestimmen ganz erheblich die Verkaufskosten. Manche Produkte müssen gekühlt werden, andere verlangen eine aufwendige Dekoration oder besondere Sicherheitsmaßnahmen. Nur die Produktgruppen mit aufwendigen Präsenta­tionskosten dürfen auch mit diesen belastet werden.
  • Die restlichen Gemeinkosten werden auf alle Produkte gleichmäßig verteilt. Der Schlüssel muss so gewählt werden, dass dies möglichst gerecht geschieht. Infrage kommen die Verkaufsmenge, der EK-Wert, der Verkaufspreis oder das Gewicht.
  • In den Handelsaufschlag wird der Gewinn eingerechnet. Auch dieser kann je Produktgruppe unterschiedlich sein. So ist er z. B. bei sehr wertvollen Produkten höher als bei preiswerten Massenprodukten.

Differenzierte Aufschlagssätze

Die zu einer Produktgruppe gehörenden Kosten werden dem Einkaufswert dieser Gruppe gegenübergestellt. Das Ergebnis sind individuelle Aufschlagssätze je Warengruppe. Gibt es z. B. zwei Warengruppen mit einem Aufschlag von 150 % und 175 %, ist der Verkaufspreis bei gleichem Einkaufspreis von 10 EUR einmal 25 EUR, im anderen Fall 275 EUR.

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