Wenn mehrere Produkte die gleichen Ressourcen nutzen, entstehen Abhängigkeiten mit Auswirkungen auf die zu kalkulierenden Kosten. Diese müssen in modernen Kalkulationsverfahren berücksichtigt werden. Die Arbeit des Kostenrechners muss dabei über die bloße Optimierung des Produktions- und Verkaufsprogramms hinausgehen.

 
Praxis-Beispiel

Verdrängungswettbewerb bei begrenzten Kapazitäten

Die Kapazität des flexiblen Bearbeitungszentrums ist begrenzt. Können deshalb nicht mehr alle verkäuflichen Produkte hergestellt werden, gehen Deckungsbeiträge dieser nicht realisierten Umsätze verloren.

Mehrere Produkte müssen auf nur einer Palette verpackt werden, da der Kunde nur ein Packmittel akzeptiert. Die Produkte, die nicht mehr auf die Palette passen, können nicht verkauft werden.

Der Internetshop kann nur eine bestimmte Anzahl von Produkten anbieten. Für die Artikel, die nicht angeboten werden, aber verkauft werden könnten, entstehen Verluste an Deckungsbeiträgen.

Opportunitäts­kosten beachten

Die durch die Verdrängung verlorenen Deckungsbeiträge sollten minimal sein. Um sie den hergestellten und verkauften Produkten zuzurechnen, werden die Deckungsbeiträge als Kosten (Opportunitätskosten) in die Kalkulation einbezogen. Damit wird erreicht, dass diese Beachtung finden. Sie dürfen nicht dazu führen, dass die Deckungsbeiträge des produzierten Artikels negativ werden. Sonst ist es sinnvoller, das verdrängte Produkt herzustellen und zu verkaufen.

 
So ermitteln Sie die Opportunitätskosten:
1 Ermitteln Sie den Flaschenhals in der Produktion oder in der weiteren Betreuung des Produkts, der verhindert, dass alle nachgefragten Produkte auch hergestellt und verkauft werden.
2 Ermitteln Sie das optimale Produktions- und Verkaufsprogramm, bezogen auf die Kapazität des Engpasses.
3 Berechnen Sie die Höhe der Opportunitätskosten, indem Sie die Deckungsbeiträge der nicht verkauften Produkte addieren.
4 Verteilen Sie die Opportunitätskosten anhand der Belastung des Kapazitätsengpasses durch die produzierten bzw. verkauften Artikel.
5 Weisen Sie die Werte in der Kalkulation aus. Kennzeichnen Sie diese als Opportunitätskosten, damit jedem Leser der Kalkulation die Beschaffenheit der Beträge bekannt ist.
 
Praxis-Beispiel

Opportunitätskosten in der Kalkulation eines Textilunternehmens

Ein Textilunternehmen stellt Saisonartikel her und verkauft diese über einen Katalog. Für den Bereich "Karnevalskostüme Herren" stehen vier Produkte zur Verfügung. Im Verkaufsprospekt, der zur Karnevalssaison verteilt wird, ist aber nur Platz für zwei der Kostüme (Schritt 1). Hier die Daten der Produkte:

 
Herrenkostüm Herstell-kostenEUR VerkaufspreisEUR Deckungs-beitrag EUR Mögliche Verkaufs­zahlen Stück Summe Deckungs­beiträge EUR
Teufel 12,50 21,90 9,40 150 1.410,00
Knast­bruder 8,53 15,85 7,32 180 1.317,60
Geist 5,87 9,95 4,08 250 1.020,00
Cowboy 9,85 22,90 13,05 110 1.435,50

Ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen wird die Produkte mit dem größten erwarteten Deckungsbeitrag, hier die Kostüme Teufel und Cowboy, in den Prospekt aufnehmen (Schritt 2).

Der nicht realisierte Deckungsbeitrag der Produkte Knastbruder und Geist beträgt 2.337,60 EUR (Schritt 3).

Dieser wird zu gleichen Teilen auf die realisierten Produkte verteilt, da beide jeweils einen Platz im Prospekt einnehmen (Schritt 4).

Es entstehen also Opportunitätskosten für jedes Produkt von 1.168.80 EUR. Das sind 7,29 EUR pro Stück des Teufelskostüms und 10,63 EUR pro Stück des Cowboykostüms. Diese Kosten sind in der Kalkulation der beiden realisierten Produkte auszuweisen (Schritt 5).

 
Herren-kostüm Stück-Deckungsbeitrag EUR Mögliche Verkaufszahlen Stück Summe Deckungsbeiträge EUR Opportunitätskosten EUR DB nach Opportunitätskosten EUR
Teufel 9,40 150 1.410,00 1.168,80 241,20
Cowboy 13,05 110 1.435,50 1.168,80 266,70

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