Eine Verbesserung des Working Capital darf nicht zufällig, sporadisch oder einmalig geschehen. Um eine dauerhafte Verbesserung realisieren zu können, ist es sinnvoll, eine aktive und regelmäßige Beeinflussung der genannten Treiber zu erreichen. Daher sollte überlegt werden, ein dauerhaftes Working-Capital-Management einzuführen.

Bestimmung der Verantwortlichkeit

Dazu ist zunächst ein für dieses Thema Verantwortlicher zu bestimmen, der über ausreichende Fachkenntnisse und Einflussmöglichkeiten in allen Bereichen verfügt. Diese Person kann z. B. aus der Geschäftsleitung oder dem Controlling kommen. Wichtig ist, dass keine einseitige Sichtweise aufgebaut wird, und z. B. nur Forderungen oder nur Verbindlichkeiten betrachtet werden. Ziel muss es sein, eine ausgewogene und gleichmäßige Verbesserung bei allen Positionen sicherzustellen. Es ist ohnehin erforderlich, dass die Verbesserung des Working Capital stets im Gesamtkontext mit anderen Unternehmenszielen betrachtet wird. Zwischen den einzelnen Bereichen bestehen stets Abhängigkeiten. Vor allem bei Vorräten und Verbindlichkeiten wird dies deutlich, wie z. B. das Thema "Substitution von Lieferanten und/oder Rohstoffen" zeigt. Geringe Lagerbestände können sich auch auf die Lieferbereitschaft auswirken und man verliert durch den zu starken Fokus auf das Working-Capital Kunden, was dann trotz Kostenreduzierungen zu Gewinneinbußen führen kann.

Betrachtung über längeren Zeitraum

Von Bedeutung ist auch, dass die Entwicklung des Working Capital über einen längeren Zeitraum betrachtet und analysiert wird. Dabei genügt es meist nicht, nur Jahreswerte zu untersuchen. Günstiger ist es, wenn die Veränderung von Quartal zu Quartal abgebildet und auch mit den Werten des Vorjahres verglichen wird. Außerdem sollte die Vorschau auf die kommende Berichtsperiode nicht fehlen. Nicht zuletzt müssen für jeden Treiber verbindliche Zielgrößen entwickelt und Maßnahmen abgeleitet werden, um diese Ziele zu erreichen. Dies können die exemplarisch geschilderten Aktivitäten, aber auch Arbeiten sein, die in diesem Aufsatz nicht behandelt worden sind.

Working Capital in das Berichtswesen integrieren

Eine zusätzliche Möglichkeit, das Thema "Verbesserung des Working Capitals" dauerhaft in den Köpfen der Unternehmensleitung zu verankern, ist die Aufnahme in das Berichtswesen. Durch die permanente Darstellung und Präsentation wird auf vergleichsweise einfachem Weg erreicht, dass sich die Führungskräfte "zwangsweise" und vor allen Dingen regelmäßig mit diesem Thema auseinandersetzen. Erfolge, also die Freisetzung und ggf. die alternative Verwendung des Kapitals, können besonders prominent dargestellt und somit als echter Gewinn für das Unternehmen verkauft werden, sodass die Aufmerksamkeit der Geschäftsführung geweckt wird und erhalten bleibt.

 
Praxis-Tipp

Ziele und Verantwortlichkeiten festlegen

Von elementarer Bedeutung für den langfristigen Erfolg der Verbesserung des Working Capital ist, dass Sie für jeden Treiber eine Zielvorgabe erarbeiten und, dass es in Ihrem Betrieb einen Gesamtverantwortlichen für das Thema Working Capital gibt, der sich um die Umsetzung und regelmäßige Überprüfung kümmert. Nur so ist sichergestellt, dass Sie nicht mit relativ großem Aufwand einen einmaligen Erfolg erreichen, dessen Ergebnisbeitrag dann schnell aufgebraucht wird. Wenn Sie sich mit dem Thema Verbesserung des Working Capital auseinandersetzen, muss es Ihr Ziel sein, einen möglichst dauerhaften Erfolg zu erreichen, da Sie ansonsten bereits nach kurzer Zeit wieder die Zustände vorfinden, die vor der Umsetzung herrschten.

 
Achtung

Abläufe nach Möglichkeit digitalisieren

Die konsequente Umsetzung des Working-Capital-Managements ist aufwendig und bindet Ressourcen, vor allem beim Personal, was in Zeiten des Fachkräftemangels problematisch ist. Daher sollte immer auch geprüft werden, ob, wie und bis wann sich Abläufe digitalisieren lassen. Am einfachsten ist es oft im Bereich Forderungen, weil sich hier auf bestehende Systeme der Buchhaltung aufbauen lässt. Vor allem der Rechnungsstellungsprozess sollte hier zunächst im Fokus stehen, Stichwort Einführung der XRechnung ab 2025 ff. Auch die Überwachung von offener Postenliste, das Mahnwesen sowie die Bonitätsprüfungen lassen sich meist relativ einfach digitalisieren. Danach sollten die Prozesse im Einkauf und dem Material digitalisiert werden, Stichwort hier z. B. Einführung eines Warenwirtschaftssystems.

 
Maßnahmenvorschlag Geeignet? Rahmen­bedingungen*
Skontofristen ausnutzen: Gewährt ein Lieferant Skonto, dieses konsequent nutzen. Skonto ist eine Zinsvergütung für vorzeitige Zahlung. Für die Inanspruchnahme von Skonto lohnt sich meist sogar die Aufnahme eines Kredits (vgl. nachfolgendes Beispiel).    
Zahlfristen verlängern: Bei Lieferanten, die kein Skonto gewähren, darauf achten, möglichst lange Zahlfristen auszuhandeln bzw. bestehende Fristen zu verlängern. Zu beachten ist, dass es bei einer Verlängerung der Zahlfristen meist schwieriger ist, zusätzlich noch günstigere Pre...

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