Leerkosten entstehen definitionsgemäß in den fixen Kosten. Diese werden über die Gemeinkosten auf die Kostenstellen verteilt. Damit entstehen im Betriebsabrechnungsbogen die in der Zuschlagskalkulation verwendeten Gemeinkostenzuschlagssätze. Damit haben die Leerkosten einen Einfluss auf die Kalkulation der Produkte und damit auf die Preise. Das kann für das Unternehmen ungewünschte Auswirkungen haben, die der Kostenrechner erkennen muss. Nur so kann er ihnen entgegenwirken.

3.1 Gemeinkostenfaktoren

Fixe Kosten werden in der üblichen Zuschlagskalkulation mit Hilfe von prozentualen Aufschlägen auf die direkten Kosten bzw. auf die Herstellkosten verrechnet. Für jeden Euro, der als Materialkosten in die Stückkosten eingeht, werden zusätzlich x% für die dadurch entstehenden Nebenkosten wie Lager, Beschaffung usw. verrechnet. Für jeden Euro, der an direkten Lohnkosten in den Stückkosten enthalten ist, werden y% an Kosten für Abschreibungen, Gebäudekosten, Kosten der Arbeitsvorbereitung usw. addiert. Die Höhe der Zuschlagsätze ergibt sich aus dem Betriebsabrechnungsbogen.

Wenn Leerkosten anfallen, steigen die Prozentsätze. Werden die gleichen Fixkosten auf eine geringere Materialmenge verteilt, bleibt für das einzelne Stück ein größerer Betrag übrig. Sinken die direkten Lohnkosten und bleiben die fixen Kosten gleich, muss der prozentuale Aufschlag größer werden, um alle fixen Kosten zu verrechnen.

 

Steigende Fertigungsgemeinkosten trotz gleich bleibender Fixkosten

Ein Fertigungsunternehmen hat eine Normalkapazität von 1.000 Stück pro Zeiteinheit. Dafür fallen Fixkosten in Höhe von 150.000 EUR an. Wenn für jedes Stück direkte Lohnkosten in Höhe von 60 EUR (z. B. 3 Stunden … 20,00 EUR) anfallen, sind das insgesamt 60.000 EUR. Den Fixkosten der Fertigung in Höhe von 150.000 EUR stehen also variable Fertigungslöhne in Höhe von 60.000 EUR gegenüber. Damit errechnet sich ein Zuschlagsatz von 250 %.

Wird die Normalkapazität nicht mehr ausgenutzt, bleiben die Fixkosten gleich. Die Nachfrage ist beispielsweise auf 800 Stück zurückgegangen. Es entstehen variable Fertigungskosten in Höhe von 48.000 EUR (800 Stück * 60,00 EUR/Stück). Damit errechnet sich ein neuer Zuschlagsatz von 312,5 %. Die fixen Kosten, die pro Stück verrechnet werden, steigen von 150,00 EUR auf 187,50 EUR, ohne dass sich an dem Produkt etwas ändert.

Da die Situation für alle Bereiche mit Fixkosten identisch ist, spielen sich ähnliche Veränderungen auch bei den Materialgemeinkosten, bei den Vertriebsgemeinkosten und bei den Verwaltungsgemeinkosten ab. Leerkosten führen also dazu, dass sich die in der Zuschlagskalkulation verrechneten Fixkosten in Bezug auf eine produzierte Einheit erhöhen. Damit erhöht sich auch der kalkulierte Preis des Produktes. Tabelle 4 zeigt an einem Beispiel, wie sich der Preis verändert, wenn der Umsatz auf einem Niveau von 20 % unterhalb der Normalkapazität liegt. Die direkten Kosten wie Materialkosten und Fertigungslöhne pro Stück bleiben gleich, die variablen Kosten steigen erheblich. Damit steigt auch der Preis. Das dieser im Beispiel trotz einer Steigerung der Fixkosten pro Stück um 25 % nur um ca. 15 % steigt, liegt an den unveränderten variablen Kosten pro Stück.

 
Periode Normalkapazität 20 % unter Normalkapazität
Materialkosten   10,00   10,00
Materialgemeinkosten 35,0 % 3,50 43,7 % 4,37
Fertigungslöhne   8,00   8,00
Fertigungsgemeinkosten 270,0 % 21,60 337,5 % 27,00
Herstellkosten   43,10   49,37
Vertriebsgemeinkosten 12,3 % 5,30 13,4 % 6,62
Verwaltungsgemeinkosten 5,3 % 2,28 5,8 % 2,86
Selbstkosten   45,38   52,23
Gewinn 12,0 % 6,19 12,0 % 7,12
Verkaufspreis   51,57   59,36

Tab. 4: Preissteigerung bei Umsatzrückgang

Die hier sichtbare Entwicklung zeigt sich in vielen Unternehmen wesentlich weniger auffällig. Der Umsatzrückgang geschieht oft nicht plötzlich, sondern über einen längeren Zeitraum. Damit werden die Veränderungen geringer, sie werden nicht bemerkt. Darin liegt eine große Gefahr, denn die Auswirkungen dieser Entwicklung können ein Unternehmen in der Existenz gefährden.

3.2 Auswirkungen

Die Leerkosten erhöhen den Preis, der durch die Zuschlagskalkulation ermittelt wird. Das kann verschiedene Auswirkungen haben. Zum einen gilt die klassische Preisabsatzkurve in den meisten Fällen. Wird der Preis erhöht, sinkt die verkaufte Menge. Damit wird das Problem der Leerkosten weiter verschärft. Noch größere Umsatzrückgänge verursachen noch höhere Leerkosten. Die wiederum führen zu höheren Preisen, ein Teufelskreis. Damit kalkuliert sich das Unternehmen aus dem Markt. Es gibt in der Praxis verschiedenste Beispiele, in denen eine zunächst langsam beginnende Entwicklung eine so hohe Eigendynamik entwickelt hat, dass die Unternehmen in ihrer Existenz bedroht waren.

Liegt der in der Kalkulation ermittelte Wert über dem am Markt erzielbaren Preis, so werden Teile der Fixkosten nicht mehr durch die Verkaufserlöse gedeckt. Das kann zu Fehlentscheidungen führen, wenn die Leerkosten nicht entdeckt und offen gelegt werden. Ein Produkt im Programm des Unternehmens muss einen möglich...

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