Das Warenlager hat, vereinfacht ausgedrückt, zwei Aufgaben: Versorgungssicherheit herstellen und Kostenvorteile nutzen. Im Beschaffungsbereich soll es die Verfügbarkeit benötigter Materialien und Teile sicherstellen und die Chance zu preiswerten Einkäufen größerer Mengen bieten. Auf der Seite der Fertigwarenlager wird die Belieferung der Kunden durch Lagervorräte gesichert und die Reduktion der Stückkosten bei großen Losen ermöglicht. Dafür sind hohe Investitionen in das Lager (Gebäude und Einrichtungen) und in den Warenbestand selbst notwendig.

Sinkt der Umsatz, sinkt in aller Regel auch der notwendige Lagerbestand. War es z. B. bei einem Absatz von 100.000 Stück pro Jahr notwendig, einen Lagerbestand von 10.000 Stück vorzuhalten, weil die Beschaffungszeit des Produktes mehr als 5 Wochen beträgt, dann kann der Bestand bei einem Umsatzrückgang von 10 % ebenfalls um 10 % gesenkt werden. Damit ist für den gleichen Zeitraum die Belieferungssicherheit gegeben. Da auch 10 % weniger Produkte gefertigt werden, gilt eine ähnliche Rechnung auch für die Vorratshaltung von Materialien, die für die Herstellung nötig sind. Viele Betriebe nehmen die Disposition, also die Planung von Beschaffung, Fertigung und Lagerung, anhand von Erfahrungswerten aus der Vergangenheit vor. Passen Sie diese nicht der aktuellen Situation an, kommt es zu nicht notwendigen Lagermengen. Die überhöhten Lagerbestände führen zu Leerkosten. Die dabei genutzten Lagerkapazitäten für den Überbestand stellen ebenso Leerkosten dar. Das gilt auch für den Fall, dass die Mengen angepasst, die Lagerkapazitäten jedoch nicht gesenkt werden können.

Die in Tabelle 1 aufgeführten Kosten bilden die Leerkosten, die im Lager entstehen können.

Kommt es zu Rationalisierungen, verringert sich das Risiko dadurch begründeter Leerkosten im Lager. Nur wenn weniger Material verbraucht wird, könnten zu hohe Lagerbestände, in diesem Fall des verbrauchten Materials, als Leerkosten bezeichnet werden. Flexiblere Produktionsanlagen führen in der Regel dazu, dass von einzelnen Produktvarianten geringere Mengen im Lager notwendig werden. Also muss in diesen Fällen ein Abbau des Lagers erfolgen. Geschieht dies nicht, entstehen Leerkosten.

 
Kostenart  
Bestandskosten Die überschüssigen Mengen im Lager sind zu bewerten (Herstellkosten bei Eigenfertigung, Beschaffungskosten bei Kaufteilen). Der so ermittelte Wert wird finanziert, dadurch entstehen in der Regel Zinskosten. Diese sind nicht notwendig und können den Leerkosten zugeordnet werden.
Raumkosten Ein Lager beansprucht Platz, entweder in einem Gebäude oder auf einer Freifläche. Dieser Platz wiederum verursacht Kosten (Abschreibung, Miete, Unterhalt, Energie, Bewachung, Reinigung etc.). Wird dieser Platz für die Lagerung nicht notwendiger Mengen verwendet bzw. kann er nach der Reduktion der Lagermengen nicht verkleinert werden, handelt es sich um Leerkosten.
Einrichtungskosten Die meisten Produkte benötigen eine Lagereinrichtung wie z. B. Regale. Bei speziellen Waren schlagen die Einrichtungskosten mit hohen Werten zu Buche (z. B. im Tiefkühlbereich). Die Lagereinrichtungen für überschüssige Bestände oder nicht genutzten Lagerraum sind Leerkosten. Es fallen vorwiegend Abschreibungen oder Mieten an.

Tab. 1: Leerkostenarten im Lager

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