Unentdeckt bleiben Leerkosten oft in der Zeit nach einer Rationalisierungsinvestition. Dabei werden Maschinen, Anlagen oder sonstige Vermögensgegenstände angeschafft, die dem Unternehmen gegenüber der derzeitigen Situation eine Verbesserung versprechen. Auch in Ersatzinvestitionen versteckt sich oft ein Rationalisierungspotenzial, weil neue Anlagen in der Regel leistungsfähiger sind als alte. Die Produktionsgeschwindigkeit erhöht sich, der Ausstoß steigt und die Bedienung vereinfacht sich.

Rationalisierung verschafft bei gegebener Beschäftigung eine höhere Kapazität. Entweder muss diese reduziert, also der Nachfrage angepasst werden, oder der Umsatz muss steigen. Oft wird vergessen, dass nach Rationalisierungsinvestitionen Restfixkosten nicht beseitigt werden können. Ein in der Praxis oft gemachter Fehler liegt in der Nichtberücksichtigung aller Fixkosten, wenn Rationalisierungsinvestitionen ihre Wirtschaftlichkeit beweisen müssen.

Wird z. B. in der in Abb. 1 dargestellten Situation eine Maschine ausgetauscht, die bei gleichen Kosten eine höhere Stückzahl produziert, verschiebt sich die Kurve der Beschäftigung. Sie wird flacher, da die Fixkosten durch eine größere Anzahl von Produkten getragen werden. Der Schnitt-

Abb. 2: Leer- und Nutzkosten nach Rationalisierung

punkt mit der Fixkostenkurve verschiebt sich nach rechts. Bleibt die Produktion auf der Normalbeschäftigung, entstehen höhere Leerkosten. Bei gegebener Beschäftigung muss also eine Rationalisierung zur Senkung der Fixkosten führen. Tut sie das nicht, entstehen Leerkosten.

 

Positive Rationalisierung

Eine Rationalisierungsinvestition kann trotz der entstehenden Leerkosten sinnvoll sein, wenn sich z. B. dadurch die Stückkosten verringern. Dabei werden die nicht ausgenutzten Fixkosten in Kauf genommen, um andere Vorteile zu erreichen. Das trifft häufig auf Investitionen im Rahmen von Industrie 4.0 zu. Die leistungsfähigeren Anlagen werden zunächst angeschafft, um die digitale Verbindung und den Austausch von Informationen zu ermöglichen. Die folgenden Aussagen zu den Leerkosten bleiben dennoch bestehen. Kalkulationen und Bewertungsschemata müssen diese berücksichtigen. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Rationalisierungsinvestitionen müssen die positiven Seiten auch diese negativen Aspekte kompensieren.

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