Wenn im Fertigwarenlager von der Auslagerung von Produkten die Rede ist, ist meist die Kommissionierung gemeint. Dieser Vorgang, in dem die zu einer Lieferung gehörenden Produkte aus dem Lager entnommen und zu einem Packplatz transportiert werden, ist im hohen Maße bestimmend für die Kapazität und Zuverlässigkeit der Auslieferung.

Je mehr Kapazität in der Kommissionierung vorhanden ist, desto mehr Lieferungen können das Unternehmen verlassen. Weniger Aufträge bleiben für den nächsten Tag zurück oder werden erst nach dem Abholtermin der Spediteure fertig.

Die Kapazität der Kommissionierung wird oft gleichgesetzt mit der Anzahl der dort tätigen Mitarbeiter. Dies ist jedoch nur eine Komponente, die den Durchsatz dieser Abteilung bestimmt. In der Praxis kommt es auch vor, dass die Kapazität sinkt, obwohl mehr Mitarbeiter eingesetzt werden, um die Aufträge zu kommissionieren. Ab einer bestimmten Anzahl an Mitarbeitern stören sich diese bei ihrer Arbeit so sehr, dass die Leistung sinkt. Wann diese Situation eintritt, ist nur individuell zu bestimmen. Dies ist abhängig von

  • der Art des Lagers (eng, weitläufig, …)
  • der Art und Anzahl der notwendigen Hilfsmittel (Stapler, Wagen, …)
  • der Art der Produkte
  • der Organisation
  • den Mitarbeitern selbst

Die benötigte personelle Kapazität in der Kommissionierung lässt sich auch bei Schwankungen relativ einfach erreichen. Es empfiehlt sich dazu, vor allem mit Aushilfskräften zu arbeiten oder variable Arbeitsplätze mit weiteren Aufgaben einzurichten. Der Einsatz von flexibler Arbeitszeit für fest angestellte Mitarbeiter hat sich in der Praxis bewährt. Es existieren erfolgreiche Modelle, die selbst Saisonschwankungen über ein Jahr mit Arbeitszeitkonten bewältigen.

 
Möglichkeiten des Personaleinsatzes bei Schwankungen in der Kommissionierung
personelle Reaktion Vorteile Nachteile
Aushilfskräfte
  • relativ preisgünstig
  • kaum rechtliche Bindungen
  • kurzfristige Verfüg barkeit
  • Qualifikation fehlt oft
  • häufiger Wechsel
angestellte Mitarbeiter mit zusätzlichen Aufgaben außerhalb der Kommissionierung
  • Qualifikation gegeben
  • kurzfristige Verfüg barkeit geregelt
  • passende Aufgaben
  • langfristige recht liche Bindung
angestellte Mitarbeiter mit flexiblen Arbeitszeitkonten
  • Qualifikation sehr gut
  • kurzfristige Verfüg barkeit geregelt
  • tarifliche und rechtliche Einschränkungen
  • Aufwand zum Führen der Arbeits zeitkonten

Die Leistung eines Mitarbeiters in der Kommissionierung ist bestimmt durch die Organisation und die Hilfsmittel, mit denen er arbeitet. Damit kann auch die Leistung der gesamten Abteilung verändert werden, indem die Organisation verändert oder neue Hilfsmittel bereitgestellt werden. Durch die Verbesserung der Situation kann

  • bei gleicher Personenzahl die Leistung der Kommissionierung erhöht oder
  • bei gleicher Leistung die Anzahl der dort Beschäftigten verringert werden.

3.1 Die Organisation als Kosten- und Leistungsfaktor

Der Einfluss der Organisation auf die Leistung der Kommissionierer wird oft unterschätzt. Auch in kleinen Lagern spielt sie eine wichtige Rolle. Die Möglichkeiten, durch organisatorische Anpassungen eine Verbesserung der Leistung zu erreichen, sind weit gefächert. Welche Maßnahmen durchgeführt werden können, ist individuell abhängig vom Unternehmen und dessen Situation. Hier einige Beispiele, die in der Praxis schnell und erfolgreich umgesetzt wurden:

  • Die Arbeitszeiten der Mitarbeiter in der Kommissionierung wurde so verändert, dass es zu einer Entzerrung kam. Eine Gruppe begann eine Stunde früher, die zweite Gruppe eine Stunde später mit der Arbeit. Bei gleicher Gesamtkapazität an Arbeitsstunden wurde sichergestellt, dass die Kommissionierung längere Zeit zur Verfügung stand. Dadurch konnte auf eine Verschiebung der Nachfrage innerhalb des Tages besser reagiert werden.
  • Die Bezahlung der Mitarbeiter wurde um eine leistungsabhängige Komponente erweitert. Die Kommissionierung aller für den Tag vorgesehenen Aufträge wurde mit Prämienpunkten belohnt, die am Monatsende in eine Geldprämie für die Gruppe umgewandelt wurden.
  • Die Reihenfolge der kommissionierenden Positionen auf dem Lieferschein, der gleichzeitig Packbeleg war, wurde geändert. Nicht mehr die Positionsnummer im Auftrag, sondern der Lagerort wurde das Kriterium der Sortierung. Durch die entsprechende Anordnung der Lagerorte im Lager konnten die Mitarbeiter die Positionen in ihrer Reihenfolge auf dem Beleg entnehmen. Dadurch wurden Wege eingespart und die Zuverlässigkeit erhöht.
  • Mehrere Aufträge auch unterschiedlicher Kunden wurden zu einem Packauftrag zusammengefasst. Der Kommissionierer verfügt über einen Wagen mit mehreren Ebenen oder mehreren Behältern, die jeweils einen Auftrag aufnehmen. Der Mitarbeiter kann auf einem Rundgang mehrere Aufträge gleichzeitig kommissionieren. Das spart Wege und Zeit. Eine farbliche Kennzeichnung der Behälter oder Ebenen erhöht die Zuverlässigkeit.
  • Bei der Kommissionierung spielt die Identifizierung der Produkte eine wichtige Rolle. Je sicherer der Mitarbeiter ist, desto schneller kann er seine Aufgabe erfüllen. Eine übersichtliche und genaue Kennz...

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