Aus der beschriebenen Kostenbelastung ergeben sich Risiken, die eine Lagerhaltung mit sich bringt:

  • Ein Lager kostet nicht nur Geld, es reduziert auch Ihre Liquidität, sei es in Form von Abfluss liquider Mittel oder in der Ausnutzung vorhandener Kreditlinien. Eine Bank akzeptiert in einer langjährigen Geschäftsbeziehung den Lagerbestand als Sicherheit. Sie wird aber immer Risikoabschläge machen, wenn es um die Höhe des anzurechnenden Wertes geht. Abschläge von mehr als 50 % sind keine Seltenheit. Sie müssen Lagerbestände daher auf anderem Wege (z. B. durch Eigenkapital) finanzieren. Ein Lagerbestand, der zu hoch ist, bedeutet eine überflüssige Kapitalbindung.
  • Viele Materialien und Produkte verlieren bei der Lagerung an Wert. Vor allem im Lebensmittelhandel, wo die Produkte eine begrenzte Haltbarkeit haben, kommt es immer wieder zu überlagerter Ware. Die Gefahr besteht aber auch für Ware, die sich durch Lagerung selbst nicht verändert. Typisches Beispiel sind modische Artikel z. B. in der Textilbranche.
 
Praxis-Tipp

Auch im Maschinenbau kommt es zu überlagerten Waren

Wird z. B. ein Bauteil für nur ein Produkt eingekauft, dann hängt die Aktualität des vorhandenen Lagerbestandes dieses Bauteils an der Produktionsplanung für das Produkt. Wird entschieden, die Herstellung des Produktes einzustellen, ist der Lagerbestand nicht mehr verwendbar. Entscheidungen über eine Sortimentsbereinigung müssen daher immer mit Lagerkennzahlen unterstützt werden, zumindest was den Zeitpunkt der Produktionseinstellung betrifft.

  • Das dritte Risiko betrifft die Lagerkosten. Lohnkosten fallen an für unproduktive Arbeiten, die im Lager erledigt werden. Eine direkt dem Produkt zugeordnete Leistung wird nicht erbracht. Die Kontrolle dieser Leistungen ist in der Praxis nur schwer durchzuführen. Hier werden Kennzahlen über durchschnittliche Lagerwerte, Anzahl der Bewegungen usw. zur Bewertung benötigt. Die zweite Größe in den Lagerkosten sind die Raumkosten für das Lager. Diese sind an sich schon unerwünscht und beinhalten zusätzlich noch viele Leerkosten. Ein einmal gekauftes, gebautes oder gemietetes Lager kann in der Regel nicht flexibel dem Bedarf angepasst werden. Es muss also auf die größte Lagermenge ausgelegt sein. In Zeiten, in denen diese Mengen nicht benötigt werden, ist ein Teil der Raumkosten überflüssig.

Gleichgültig, welche Aufgabe das Lager erfüllt, welche Vorteile es dem Unternehmen bietet, es ist immer notwendig, die Kosten der Lagerhaltung zu kennen. Nur so werden Entscheidungen für oder gegen eine Lagerhaltung kostenbewusst getroffen und nur so können die notwendigen Lagermengen auch kostenoptimal verfügbar gehalten werden.

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