Ein unterschätztes Instrument des Konzerncontrollings

Die Besonderheit von Transferpreisen liegt darin, dass sie nicht durch ein Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage in einem externen Marktumfeld entstehen. Generell dienen sie dabei zur Bewertung von Produkten oder Dienstleistungen, die innerhalb eines Konzerns erbracht werden.

Bedeutung von Verrechnungspreisen

Für das Konzerncontrolling haben Transferpreise bzw. Verrechnungspreise mehrere Funktionen zugleich. Neben einer Lenkungsfunktion wird ihnen auch eine Anreiz- und Kontrollfunktion zugesprochen. Als internes Lenkungsinstrument ermöglichen Verrechnungspreise die adäquate Berechnung der Selbstkosten einzelner Kostenstellen. Da mit der Bewertung von Produkten und Dienstleistungen innerhalb eines Konzerns auch die Ermittlung des Erfolgs einhergeht, kann somit auch die Anreizgestaltung für das Management an Verrechnungspreise geknüpft sein. Neben diesen internen Funktionen nehmen Verrechnungspreise auch externe Funktionen war. Hierzu zählen z. B. die Funktion der externen Erfolgsermittlung oder auch die Besteuerung des Gesamtkonzerns, die besonders dann eine wichtige Bedeutung erfährt, wenn der Leistungsaustausch zwischen den rechtlich selbstständigen Teilgesellschaften über Ländergrenzen bzw. Wirtschaftsräume hinweg durchgeführt wird.[1] Die besondere Herausforderung für das Konzerncontrolling liegt hierbei darin, Verrechnungspreise möglichst so festzulegen, dass die Zielkonflikte zwischen den einzelnen Funktionen möglichst gering gehalten werden.[2]

Grundsätzlich kann zwischen zwei Arten von Verrechnungspreisen unterschieden werden: Marktorientierte Verrechnungspreise und Kostenorientierte Verrechnungspreise.

Bei markorientierten Verrechnungspreisen wird für die Bewertung des internen Leistungsaustausches der jeweilige Marktpreis herangezogen, was zu einer objektiven Beurteilung der Transaktion führt. Ist ein einheitlicher Marktpreis nicht oder nur sehr schwer ermittelbar, kann der Preis an den intern zu erwartenden Kosten für ein Produkt bzw. eine Dienstleistung festgemacht werden. Der Vorteil hierbei liegt in der geringeren Volatilität der angesetzten Preise. Mitunter kann es bei marktorientierten Verrechnungspreisen zu großen Schwankungen kommen, die eine konsistente Erfolgsermittlung über einen längeren Zeitraum nicht zulassen.[3]

Verrechnungspreise als Steuerinstrument

In der Praxis entstehen Verrechnungspreise häufig auch aus Verhandlungen zwischen der Konzern-Holding und den einzelnen Teilgesellschaften. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist u. a. die Steueroptimierung des Gesamtkonzerns. Beispielhaft zeigt sich dies an der Vielzahl von global agierenden Konzernen, die basierend auf Verrechnungspreisen, Leistungen und somit auch Gewinne von Teilgesellschaften verschieben, um somit ihre Steuerlast auf ein Minimum zu senken.

[1] Vgl. Schentler/Tyssen, 2012, S. 11.
[2] Vgl. Behringer, 2014, S. 179.
[3] Vgl. Trost, 1998, S. 57 ff.

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