Rz. 28

Das wichtigste Ziel bei der Konzernabschlussanalyse ist die Beurteilung der Ertragskraft des Konzerns. Unter Ertragskraft wird die Fähigkeit verstanden, in der Zukunft nachhaltig, also auf Dauer, Gewinne zu erzielen und damit Entnahmen bzw. Gewinnausschüttungen sicherzustellen bzw. die Leistungsfähigkeit des Konzerns durch Rücklagenbildung zu erhalten und zu stärken. Die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung ist das gesetzlich vorgesehene Instrument zur Berichterstattung über die Erfolgsermittlung. Der Konzernerfolg ist als das vom Konzern für ausweisbar gehaltene Konzernergebnis zu interpretieren, das im Rahmen der durch Gesetz und GoB vorgegebenen bilanzpolitischen Wahlrechte und Spielräume gestaltbar ist. In der Konzern-GuV wird aber nicht das vom Analysten als tatsächlich angesehene erzielte Konzernergebnis widergespiegelt. Tatsächlicher und ausgewiesener Konzernerfolg fallen durch die Inanspruchnahme von gesetzlich gewährten Wahlrechten sowie die Legung und Auflösung stiller Reserven auseinander. Die Erfolgsanalyse setzt an der Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und dem ausgewiesenen Konzernergebnis an und verfolgt insbesondere folgende Zwecke:

  • Es soll der bereinigte Konzernerfolg festgestellt werden, der aussagefähiger ist als der von bilanzpolitischen Erwägungen bestimmte Konzernerfolg.
  • Es sollen die verschiedenen Erfolgsquellen herausgestellt werden, um sie in ihrer unterschiedlichen Bedeutung für die Prognose nutzbar zu machen.
  • Die einzelnen Aufwandsarten sollen bezüglich ihrer Bedeutung und ihrer Veränderung herausgestellt und untersucht werden, um Fehlentwicklungen zu erkennen.
 

Rz. 29

Abb. 1 stellt die einzusetzenden Instrumente dar:

Abb. 1: Instrumente der Erfolgsanalyse

Es ist bei der Anwendung aber stets zu bedenken, dass Konzerne in ihrer Struktur häufig sehr unterschiedlich zusammengesetzt sind. So gibt es zum einen Mischkonzerne mit z. T. sehr heterogenem Leistungsspektrum, zum anderen sind z. B. je nach Rolle der Konzernmutter Konzerne mit operativ tätiger Muttergesellschaft bis zu Konzernen, bei denen die Konzernmuttergesellschaft nur Finanzholding ist, zu unterscheiden. Als Folge ergeben sich Probleme bei der sachgemäßen Einordnung dieser Varianten mit der klassischen Methodik der Erfolgs- und Finanzanalyse. Teilweise werden diese Probleme durch Segmentberichte gelöst, gleichwohl bleiben analytische Schwierigkeiten für die Konzernabschlussanalyse durch die mögliche Heterogenität von Konzernen. So ist beispielsweise bei der Analyse der Erfolgslage eines Mischkonzerns oder eines Konzerns mit hohen Finanzengagements die Zuordnung von Aufwands- und Ertragsteilen im Sinne einer strukturellen Ergebnisanalyse/Erfolgsspaltung vielfach nur näherungsweise möglich, z. B. mithilfe einer semantischen Schlüsselung bei den sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen, oder mithilfe betriebswirtschaftlicher Plausibilitätsentscheidungen, wie etwa bei der anteiligen Zuordnung von Zinsaufwendungen zu Betriebs- bzw. Finanzergebnis entsprechend dem Verhältnis von betriebsnotwendigem und nicht betriebsnotwendigem Vermögen in der Bilanz.[2]

Nachfolgend werden die strukturelle Erfolgsanalyse sowie die Rentabilitätsanalyse dargestellt.

[1] Vgl. Küting/Weber, in Küting/Weber, Handbuch der Konzernrechnungslegung, 2. Aufl. 1998, Rz. 416 sowie "Bilanzanalyse in der HGB- und IFRS-Rechnungslegung", Rz. 56 ff.
[2] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 318 f.

5.1.1 Strukturelle Erfolgsanalyse

 

Rz. 30

Sinn der Erfolgsquellenanalyse ist es zu erforschen, in welchen Bereichen der Konzernerfolg entstanden ist. Insbesondere ist zwischen ordentlichen bzw. regelmäßigen und außergewöhnlichen bzw. einmaligen sowie lediglich buch- und bewertungstechnischen Erfolgskomponenten zu unterscheiden. Durch die Spaltung des Gesamtergebnisses in seine Komponenten soll das nachhaltige, d. h. auf Dauer erzielbare, Konzernergebnis ermittelt werden, denn in diesem Ergebnis schlagen sich Entwicklungen und Fehlentwicklungen besonders deutlich nieder. Es geht also darum, die Erfolgskomponenten, die unter vergleichsweise konstanten Bedingungen auch künftig erwartet werden können, von unregelmäßigen, nicht planbaren Komponenten zu trennen. Bei dieser Analyse wird davon ausgegangen (was nicht immer zutreffend ist), dass die Ursachen der vergangenen Erfolgserzielung künftig in ähnlicher Weise weiterwirken. Ausgangspunkt für die Erfolgsquellenanalyse ist dabei die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung im Konzernabschluss. Ergänzende Informationen sind vor allem dem Konzernanhang und dem Konzernlagebericht zu entnehmen, wie etwa die im vorherigen Beispiel angeführten Auswirkungen der Steuersatzänderungen auf die Bewertung latenter Steuern. Teilergebnisse des Konzernergebnisses können dabei das Betriebs-, das Finanz- und das außerordentliche Ergebnis sein; die Summe der Teilergebnisse ergibt wiederum das Konzern-Jahresergebnis.[1]

 

Rz. 31

Im Konzernabschluss kann die segmentspezifische Ergebnisanalyse tiefergehende Einblicke in die Struktur des Konzerns bringen. Dabei ...

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