1 Übersicht

 

Rz. 1

Mit steigender Größe von Unternehmen nimmt die Anzahl der verwendeten Konten in deren Buchhaltung zu, wodurch es unumgänglich ist, diese Konten systematisch zu ordnen. Als Hilfsmittel dient hier der Kontenrahmen.[1]

 

Rz. 2

Der Kontenrahmen ist ein Rahmenplan zur Organisation und Gliederung der Konten des gesamten Rechnungswesens eines Unternehmens. Die unterschiedlichen Konten sollen durch den Kontenrahmen geordnet und in eine Übersicht gebracht werden, wodurch ein einheitlicher Aufbau des Rechnungswesens und die ordnungsgemäße Buchung von Geschäftsvorfällen im Sinne der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) gewährleistet wird. Des Weiteren macht der Einsatz einer EDV-gestützten Buchhaltung die Verwendung eines Kontenrahmens erforderlich.

 

Rz. 3

Die Einführung eines Kontenrahmens ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Jedoch ergibt sich aus der Forderung nach einer klaren und übersichtlichen Darstellung des Jahresabschlusses gem. § 243 Abs. 2 HGB eine gewisse rechtliche Verpflichtung.[2] Die Einführung eines (Standard-)Kontenrahmens ist schließlich zu empfehlen, da beispielsweise der Ablauf von Buchungen beschleunigt wird und neue Mitarbeiter leichter eingearbeitet werden können.[3] Auch kann die Geschäftsleitung auf Basis einer einheitlichen und übersichtlichen Buchführung durch Kontenrahmen Zeit- und Betriebsvergleiche vornehmen, die als Entscheidungsgrundlage zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit herangezogen werden können.

 

Rz. 4

Aus dem Kontenrahmen leitet sich der Kontenplan ab, in dem nur die im jeweiligen Unternehmen tatsächlich benutzten Konten aufgeführt sind.

[1] Vgl. Bechtel/Brink, Einführung in die moderne Finanzbuchführung, 2015, S. 103.
[2] Wöhe/Kußmaul, Grundzüge der Buchführung und Bilanztechnik, 2018, S. 37.
[3] Vgl. Döring/Buchholz, Buchhaltung und Jahresabschluss, 2013, S. 193.

2 Grundsätzlicher Aufbau von Kontenrahmen

 

Rz. 5

Die gängigsten Kontenrahmen gleichen sich darin, dass sie nach einem dekadischen System aufgebaut sind. Das bedeutet, dass man zunächst von 10 Kontenklassen (0-9) ausgeht. Jede Kontenklasse wird wiederum in zehn Kontengruppen unterteilt. Die Kontengruppen können dann weiter in 10 Kontenarten unterteilt werden und diese wiederum in 10 Konten.[1] Daraus ergibt sich folgendes Schema:

 
Kontenklasse 0-9
Kontengruppe 00-09
Kontenart 000-009
Konto 0000-0009

Abb. 1: Das dekadische System bei Kontenrahmen

 

Rz. 6

Die folgende Abbildung erklärt die Kontenrahmensystematik anhand eines Beispiels. Dabei wird von dem Industriekontenrahmen (IKR) ausgegangen. Aus der Abbildung kann entnommen werden, wie sich die Kontenart "086 Kommunikationsanlagen" in 2 spezielle Konten weiter aufschlüsselt.

 
Kontenklasse 0 Sachanlagen
Kontengruppe 08 Geschäftsausstattung
Kontenart 086 Kommunikationsanlagen
Konto 0861 Telefon
Konto 0862 Fax

Abb. 2: Kontensystematik

 

Rz. 7

Kontenrahmen können nach dem Abschluss- oder dem Prozessgliederungsprinzip aufgebaut sein. Nach dem Abschlussgliederungsprinzip werden die Konten nach der Reihenfolge der Salden im Rahmen des Jahresabschlusses aus der Bilanz und der GuV-Rechnung angeordnet.[2] Zudem liegen beim Abschlussgliederungsprinzip 2 getrennte Rechnungskreise vor, da die Kostenrechnung gesondert von den Konten der Finanzbuchhaltung durchgeführt wird. Deshalb wird das Abschlussgliederungsprinzip auch als Zweikreissystem bezeichnet.

 

Rz. 8

Beim Prozessgliederungsprinzip werden die Konten nach der Reihenfolge des Produktionsprozesses im Kontenrahmen angeordnet, also nach dem Prozess der betrieblichen Leistungserstellung. Es liegt ein Einkreissystem vor, da hier die Kostenrechnung direkt im Buchungsablauf integriert ist.

[1] Vgl. Döring/Buchholz, Buchhaltung und Jahresabschluss, 2013, S. 194.
[2] Vgl. auch zu den folgenden Ausführungen: Döring/Buchholz, Buchhaltung und Jahresabschluss, 2013, S. 195 f.

3 Die gebräuchlichsten Kontenrahmen

 

Rz. 9

Damit nicht jedes Unternehmen einen Kontenrahmen aufstellen muss, haben Wirtschaftsverbände verschiedene Musterkontenrahmen für einzelne Branchen (z. B. Einzelhandel, Industrie, Großhandel) entwickelt.[1] Nachfolgend wird auf 3 der gängigsten Kontenrahmen in der Industriebuchhaltung kurz näher eingegangen.

[1] Vgl. Tüllmann, Rechnungswesen – Finanzbuchhaltung IKR, 1991, S. 81.

3.1 Gemeinschaftskontenrahmen

 

Rz. 10

Im Jahre 1951 hat der "Betriebswirtschaftliche Ausschuss des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)" den Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie (GKR) herausgegeben, der nach dem dekadischen System aufgebaut ist. Der GKR verwendet das Prozessgliederungsprinzip, sodass ein Einkreissystem vorliegt.[1] Die Kontenklassen 0-3 erfassen dabei die Beschaffung, die Kontenklassen 4-7 die Produktion und die Kontenklasse 8 den Absatz. Dem Abschluss dient die Kontenklasse 9.[2]

Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau des GKR:

 
  Kontenklasse Inhalt der Kontenklasse
Beschaffung 0 Anlagevermögen und langfristiges Kapital
1 Umlaufvermögen und kurzfristige Verbindlichkeiten
2 Neutrale Aufwendungen und Erträge
3 Material- und Warenbestände
Produktion 4 Kostenarten
5 Platzhalter für Kostenstellenrechnung
6 Platzhalter für Kostenstellenrechnung
7 Best...

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