Die Ökobilanzierung ist ein hervorragendes Werkzeug, um sich die Auswirkungen der eigenen industriellen Tätigkeit zu verdeutlichen. Dabei kann ganz allgemein betrachtet der Bezugsrahmen der Ökobilanz unterschiedlich gesteckt werden: "Neben Betriebs- und Prozessbilanzen haben insbesondere Produkt-Ökobilanzen eine immer größere Bedeutung gewonnen."[1]

Produktion sowie vor- und nachgelagerten Prozesse beachten

Eine Ökobilanz erfordert die transparente Darstellung der Prozesse von der Rohstoffentnahme aus der Umwelt, der Rohstoffveredelung, der Herstellung von Halb- und Fertigprodukten, der Nutzungsphase sowie der Entsorgung und des Recyclings der Produkte. Dabei kann die Ermittlung von CO2-Äquivalenten dazu dienen, Klimaauswirkungen abzuschätzen und zu reduzieren. Die Interpretation der Ergebnisse solcher Betrachtungen verlangt jedoch ein breites und fundiertes Wissen über die Zusammenhänge von fossiler und erneuerbarer Energie, Endlichkeit der Ressourcen und Zusammenwirken von Ökosystemen und Klima.

Abb. 4: Gliederung einer Ökobilanz in vier Schritte (DIN EN 14040)[2]

Betrachtet man als Bilanzgrenzen die Rohstoffentnahme aus der Umwelt bis zum Werktor spricht man von "cradle to gate"; zieht man die Grenze bis zum Ende des "Produktlebens", spricht man von "cradle to grave".

In der gewählten Systemgrenze werden die Daten für die In- und Outputs gesammelt und eine Art der Wirkungsabschätzung ausgewählt, z. B. der Treibhauseffekt mit Hilfe der CO2-Bilanz. Es lassen sich auch noch weitere Wirkungsabschätzungen auf die Umwelt treffen, wie z. B. Treibhauspotential (GWP 100), Ozonzerstörungspotential (Ozone Depletion Potential), Eutrophierung (Nährstoffüberfrachtung) von Gewässern, Feinstaubbildung oder Versauerung (saurer Regen).

Auch wenn das Instrument der Ökobilanzierung seit Jahren bewährt und wissenschaftlich sowie methodisch einwandfrei ist, zeichnet sich derzeit in der Wirkungsabschätzung eine Schwerpunktsetzung auf einige wenige Umweltauswirkungen ab.[3] Die wichtigste ist hierbei die Wirkungsabschätzung mit dem Schwerpunkt carbon footprint, also dem CO2-Fußabdruck: "Der ‚Carbon Footprint’ ist ein Maß für die Gesamtmenge an Kohlendioxid, die direkt und indirekt durch verschiedene Aktivitäten verursacht wird oder durch Ansammlungen über alle Lebensphasen eines Produktes entsteht". Dieses Instrument kann bspw. dafür verwendet werden, unterschiedliche Stromerzeugungstechniken bezüglich ihrer Klimaverträglichkeit miteinander zu vergleichen:

 
jeweils in g CO2-Äqv./kWh Ökoinstitut 2007   Wagner et.al. BWK 2007   GaBi 6 D 2013
Energieform Min Max Min Max  
Kernenergie 32 126 4 56 5
Braunkohle Kraftwerk 729 1153 969 1190 1182
Steinkohle Importkohle Kraftwerk 622 949 898 952 1031
Erdgas 148 428 349 544 463
Erdgas BHKW 49        
Photovoltaik polykristalline Zellen 27   51 55 52
Biogas-BHKW –409        
Wasserkraft 20 101 4 40 6
Windenergie 23 24 9 68 12
Solarthermie Spanien 27        
Biomasse Kraftwerk     –580 156 88

Tab. 4: Lebenszyklus-Emissionen ausgewählter Stromerzeugungstechniken

[1] Seuring/Pick/Faßbender-Winands, 2008.
[2] Vgl. Klöpffer/Grahl, 2011.
[3] Vgl. Günther/Stechemesser, 2011.

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