Zielsetzung des Moduls "Recht, Haftung, Risiko" ist es, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die potenzielle Haftungsmasse als auch die Qualität des Risikomanagements zu bewerten.

Die Risikosituation in einem Unternehmen wird durch Abweichungen von prognostizierten Entwicklungen bestimmt, wobei das Zusammenwirken verschiedener interner Faktoren wie Strategien, Zielerwartungen und Produktionsverfahren mit externen Ereignissen zu einer höchst komplexen Entscheidungssituation führen kann und eine umfassende, prozessorientierte Sichtweise mittels einer adäquaten Informationsbasis erfordert.

Speziell Risiken im Produktionsprozess oder im Unternehmensumfeld (in Form von Konjunktur- und Branchenabhängigkeit) können bestandsgefährdende Ausmaße erreichen. Eine effiziente und stringente (Risikomanagement-)Organisation sowie eine ständige Kontrolle des Produktionsprozesses ist gerade bei internationalen Unternehmensaktivitäten ein Merkmal von Stärke und Widerstandskraft eines Unternehmens. Wesentliche Bereiche des betrieblichen Risikomanagements werden mittels der in der Abb. 9 dargestellten Ratingkriterien erfasst.

Neben der Qualität des Risikomanagements ist zudem die Risikotragfähigkeit des Unternehmens von Bedeutung. Rücklagen und stille Reserven (Deltagröße zwischen den Buchwerten einzelner Vermögensgegenstände und deren tatsächlichem Zeitwert) bieten bei eintretenden Risiken eine potenzielle Haftungsbasis. Zudem sind die risikosteuernden Maßnahmen zu bewerten, wobei im Rahmen des Ratings zur Reduzierung der Ausfallwahrscheinlichkeit des Unternehmens ein Schwerpunkt auf der Liquidität liegt.

Ergänzend ist der Blick auf das Unternehmensumfeld zu richten und eine Beurteilung in der Form vorzunehmen, inwieweit externe Preisänderungs- und Finanzmarktrisiken oder aber gesetzliche Veränderungen das Unternehmen beeinflussen können. Verflechtungen mit der öffentlichen Hand oder aber die Qualität der Nachfolgeregelung können ebenfalls Hinweise auf die Risikoposition des Unternehmens liefern; insbesondere Kreditinstitute sind bezüglich einer ungeklärten Nachfolgeregelung oftmals sensibilisiert und erbitten detaillierte Informationen über eine mögliche Fortführung des Unternehmens.

Das Modul "Recht, Haftung, Risiko" wird durch die in der Abb. 10 abgebildeten Ratingkriterien erfasst. Durch die ausgewogenen Antwortmöglichkeiten eröffnet sich die Möglichkeit, verschiedene Nuancen im Umgang mit den beschriebenen Aspekten zu erfassen und eine Beurteilung hinsichtlich der sich daraus ergebenden Implikationen für das Rating zu ermöglichen.

Neben den in den vier Modulen vorgestellten Ratingkriterien ist die Kreditvergabe auch durch die Qualität der Beziehung zwischen Kreditnehmer und Kreditinstitut geprägt (Creditor Relations). Liegt dem Rating das Bestreben zu Grunde, die Informationsasymmetrie zwischen beiden Parteien zu reduzieren und das Kreditrisiko für eine objektive Beurteilung zugänglich zu machen, ist die Bedeutung einer soliden Vertrauensbasis zwischen den Partnern für die Kreditvergabe ebenso von herausragender Bedeutung. Vertrauensbildende Maßnahmen wie Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit dienen damit auch der Erreichung der finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen zur Verringerung der Refinanzierungskosten und einer Verbreiterung der potenziellen Refinanzierungsbasis.

Abb. 10: Modul IV: Recht, Haftung, Risiko: qualitative Informationen[1]

[1] Entnommen aus Reichmann/Kißler/Baumöl, 2017, S. 293.

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