Um digitale Daten steuerschädlich zu verändern, ist nicht unbedingt eine spezielle Hard- oder Software erforderlich. Manipulationen sind grundsätzlich mit allen Systemen möglich. Ob Daten ordnungsgemäß im System erfasst und verarbeitet werden, bestimmt der Anwender. Allerdings gibt es Kassensysteme und Software, die insbesondere nachträgliche Veränderungen nahezu unerkannt zulassen, und Kassensysteme und Software, die über entsprechende interne Schutzmechanismen verfügen, um genau das zu verhindern. Was tatsächlich im System abläuft, lässt sich selten lückenlos nachverfolgen, denn nicht immer wird jegliche Kassenaktivität explizit und jederzeit abrufbar ins systemeigene Protokoll übernommen.

Auch wenn einige Kassensysteme dem Betrüger die "Arbeit" erleichtern, andere vielleicht sogar dabei behilflich sind, an der steuerlichen Stellschraube in die falsche Richtung zu drehen, darf nicht verkannt werden, dass der Unternehmer alleine für die Folgen verantwortlich ist. Selbst wenn die Kasse während einer Steuerprüfung – wie tatsächlich in einem Restaurant geschehen – "versehentlich" ins Spülbecken fallen sollte, trägt der Steuerpflichtige hierfür die alleinige Verantwortung.

Aber es geht auch eleganter. Der Trickreichtum gepaart mit einer Prise Erfindungsgeist und einem Schuss krimineller Energie ist nahezu grenzenlos. Nicht nur in Einzelfällen wurde bekannt, dass die Erläuterungen spezieller "Umsatztricks" sogar zum festen Bestandteil des Verkaufsgesprächs geworden sind. Der Verkäufer macht sich in solchen Fällen einer vorsätzlichen oder leichtfertigen Pflichtverletzung schuldig, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann.[1] Arbeitet der Unternehmer letztlich mit diesen Tricks, kann er seine Verantwortung dennoch nicht auf den Kassenaufsteller abwälzen.

Manipulationsfähige Kassen haben sich nach Aussage mutiger Kassenaufsteller zu einem wahren Verkaufsrenner gemausert. "Die Antwort auf die Frage 'Lässt sich da was machen?' entscheidet vielfach darüber, ob die Kasse bei mir oder der Konkurrenz erworben wird", so ein Verkäufer. Der Boom scheint bis dato ungebrochen. Ein manipulationssicheres System in der Gastronomie zu verkaufen, galt zumindest in der Zeit bis 2017 als praktisch unmöglich.

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