Auch bei eifrigem Bemühen um gute Prognosen bleibt die Investitionsplanungsrechnung unsicher. Die Unsicherheit äußert sich in abnehmender Genauigkeit (es können nur von-bis-Werte angegeben werden) und/oder in abnehmender Eintrittswahrscheinlichkeit (Glaubwürdigkeit, dass ein bestimmter Wert eintritt) der Daten. Folgende Verfahren der Unsicherheitsbewältigung bieten sich für die Praxis an:

  1. Mit Sicherheitskorrekturen verändert man die Eingangsdaten, mit denen man die Rechnung auf Basis der glaubwürdigsten Zukunftserwartung bereits durchgeführt hat, in einer Zweitrechnung durch Zuschläge bzw. Abschläge so, dass das Ergebnis, z. B. der vor der Entscheidung berechnete Kapitalwert, bei Durchführung der Investition mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreicht wird. Zum Beispiel werden Verbrauchsmengen und Preise für Einsatzgüter, Lohnkosten usw. gegenüber der glaubwürdigsten Schätzung erhöht, Absatzmengen, Absatzpreise usw. gesenkt. Die Höhe der Zu- oder Abschläge richtet sich zum einen nach dem Maß der Unsicherheit, das bei der jeweiligen Eingangsgröße vermutet wird, zum anderen nach dem Sicherheitsbedürfnis des Entscheidungsträgers. In vereinfachter Form werden nicht die einzelnen Inputgrößen, sondern stellvertretend für alle der Kalkulationszinssatz verändert. Nach dem Grad der Unsicherheit, der bei der jeweiligen Investition vermutet wird, wird der Kalkulationszinssatz um bestimmte, subjektiv angesetzte Margen erhöht. Eine Investition, die aufgrund der glaubwürdigsten Zukunftsprognose noch vorteilhaft erschien, kann aufgrund dieser Beschwernis ihren Rangplatz gegenüber anderen, weniger unsicheren Investitionen verlieren oder ganz aus der Realisierung ausscheiden.

    Wertung der Sicherheitskorrekturen

    • Sicherheitskorrekturen sollen einerseits eine gegenüber der glaubwürdigsten Zukunftslage mögliche Prognoseabweichung erfassen, andererseits die Sicherheitspräferenz des Entscheidungsträgers abbilden. Die Höhe der Korrektur bleibt mehr oder weniger subjektiv.
    • Im Fall dezentraler Datenermittlung durch verschiedene Personen im Unternehmen entstehen unkontrollierbare Kumulationseffekte.
  2. Mit der Methode kritischer Werte versucht man, die in der Investitionsplanungsrechnung steckende Unsicherheit transparent zu machen. Zunächst wird die Planungsrechnung auf Basis der glaubwürdigsten Datenprognose durchgeführt. Anschließend wird die Frage gestellt, wie weit eine Eingangsgröße vom glaubwürdigsten Prognosewert abweichen darf, ohne dass die zu beurteilende Investition – absolut oder relativ zu anderen Handlungsmöglichkeiten – unvorteilhaft wird. Beispiele für kritische Werte sind:

    • Amortisationsdauer: Zeit, die die Investition mindestens durchhalten muss, damit der Kapitalwert nicht negativ wird – interpretierbar als kritische Nutzungsdauer.
    • Interner Zinssatz: Kalkulationszinssatz, den eine Investition maximal verkraften kann, bevor ihr Kapitalwert negativ wird.
    • Kritischer Sollzinssatz: Sollzinssatz, den eine Investition maximal verkraften kann, bevor ihr Kapitalwert negativ wird.
    • Break-even-Point: Absatzmenge, die mindestens erreicht werden muss, um mit den Deckungsbeiträgen die fixen Kosten zu decken.
    • Break-even-Point im Verfahrensvergleich: Absatzmenge, die mindestens erreicht werden muß, damit eine Produktionsanlage mit höheren fixen Kosten günstiger wird als eine Produktionsanlage mit niedrigeren fixen Kosten.

    Das Rechenprinzip ist in allen Fällen gleich und kann für beliebige Rechenelemente verallgemeinert werden: Zunächst wird die mathematische Gleichung aufgestellt, mit der eine bestimmte Zielgröße, zum Beispiel Kapitalwert, Gewinn usw., berechnet werden soll. Dann wird die Eingangsgröße, die man für besonders unsicher hält und der im Moment die Aufmerksamkeit gelten soll (z. B. die Absatzmenge), zur unabhängigen Variablen erklärt. Anschließend wird untersucht, bei welchem Wert die Zielgröße den Wert Null annimmt, und zwar bei Konstanz aller übrigen Eingangsgrößen.

    Wertung der Methode kritischer Werte

    • Im Gegensatz zur Rechnung mit Sicherheitskorrekturen geht man bei der Methode kritischer Werte nicht von vornherein von einem risikoscheuen Entscheidungsträger aus, sondern lässt offen, wie er das Ergebnis der Analyse bei der Entscheidung nutzt. Zusätzliche Prognosebemühungen können auf die sensiblen Daten konzentriert werden.
    • Kritische Werte werden jedoch immer unter Annahme der Konstanz aller übrigen Daten berechnet. Der Anwendungsbereich ist deshalb begrenzt.
  3. Unter der Bezeichnung Empfindlichkeitsanalyse (Sensibilitätsanalyse, Sensitivitätsanalyse) werden Verfahren zusammengefasst, mit denen geprüft werden soll, wie empfindlich die rechnerische Lösung eines Entscheidungsproblems auf Datenänderungen reagiert. Es werden insbesondere Antworten auf folgende Fragen gesucht: Wie ändert sich das Ergebnis der Investitionsrechnung, wenn man alternative Datenkonstellationen durchspielt? Wie stark reagiert das Ergebnis der Rechnung, wenn man die einzelnen Einflussgrößen in einer bestimmten Relation zu den ursprünglich gesc...

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