Zusammenfassung

 
Begriff

Investitionen sind dadurch charakterisiert, dass zu Beginn eine Auszahlung erfolgt, an die sich eine längerfristige Kapitalbindung anschließt. Mittels eines Kapitalbindungsplans kann die von einer Investition hervorgerufene jährliche Kapitalbindung verdeutlicht werden. Die anfänglich negativen Zahlungsdifferenzen müssen dabei von der Unternehmung finanziert werden. Sowohl Investitionen als auch die entsprechenden Finanzierungsmaßnahmen beeinflussen das finanzielle Gleichgewicht eines Unternehmens, welches dann vorliegt, wenn einerseits die Liquidität sichergestellt ist, andererseits aber auch eine angemessene Rentabilität erzielt wird.

Im Rahmen einer Investitionsentscheidung sind immer auch die mit der Investition verbundenen Finanzierungsmaßnahmen und Finanzierungswirkungen zu beurteilen. Dies lässt sich im Rahmen der Investitionsrechnung nur über komplexe simultane Investitions- und Finanzierungsmodelle abbilden. Aus diesem Grund werden in der Praxis in der Regel stark vereinfachte Investitionsrechnungsverfahren angewendet, zu denen insbesondere die klassischen Investitionsrechenverfahren mit der Annahme des vollkommenen Kapitalmarktes zählen.

1 Kapitalbindende Wirkung von Investitionen

Kein allgemeines Begriffsverständnis von "Investition"

Jedoch existiert trotz ihrer großen Relevanz kein allgemeingültiges Begriffsverständnis, der Begriff "Investition" wird daher sehr heterogen verwendet. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter einer Investition häufig die langfristige Kapitalanlage zur Gewinnerzielung verstanden. Dagegen sind in der wissenschaftlichen Literatur u. a. eine kapazitäts-, eine zahlungsstrom- und eine kapitalbindungsorientierte Definition zu finden.

  • Der kapazitätsorientierte Investitionsbegriff betrachtet sämtliche Maßnahmen eines Unternehmens als Investition, die auf die qualitative und/oder quantitative Veränderung bzw. Sicherung der Produktions- und Absatzkapazität abzielen.
  • Nach der zahlungsstromorientierten Investitionsdefinition beginnt eine Investition mit einer Auszahlung, auf die in der Zukunft Einzahlungen folgen. Die Wirkungen einer Investition sind demnach in Form eines Zahlungsstroms darstellbar.
  • Im Rahmen des kapitalbindungsorientierten Investitionsbegriffs wird eine Investition durch eine Auszahlung, die eine längerfristige Kapitalbindung zur Folge hat, beschrieben. Das durch die Investitionsauszahlung gebundene Kapital wird anschließend durch die aus der Investition resultierenden Einzahlungen wieder freigesetzt. Diese Definition soll im Weiteren verwendet werden.

Kapitalbindungsplan verdeutlicht Kapitalbindung eines Investitionsprojekts

Für die negativen Zahlungsdifferenzen zu Beginn eines Investitionsprojektes ist von dem Unternehmen zusätzlich Kapital zu beschaffen. Bis dieses eingesetzte Kapital über die Rückflüsse des Projektes zurückgewonnen ist, bleibt es in dem Projekt gebunden. Anhand eines Kapitalbindungsplans kann die Kapitalbindung eines Investitionsprojektes verdeutlicht werden. Als Beispiel sei die Investitionszahlungsreihe aus Tab. 1 gegeben.

 
Zeitpunkt t = 0 t = 1 t = 2 t = 3 t = 4
Investition – 40.000 EUR 20.000 EUR 15.000 EUR 10.000 EUR 8.000 EUR

Tab. 1: Zahlungsreihe des Beispielfalls

Vereinfachend wird angenommen, dass die Unternehmung für die Kapitalbereitstellung mit einem über die Laufzeit konstanten Zinssatz von 10 % rechnet. Mit dieser Annahme ergibt sich der Kapitalbindungsplan aus Tab. 2.

 
Zeitpunkt Kapitalbindung Jahresanfang Zahlung Zins Tilgung Kapitalbindung Jahresende
1 40.000 20.000 – 4.000 16.000 24.000
2 24.000 15.000 – 2.400 12.600 11.400
3 11.400 10.000 – 1.140 8.860 2.540
4 2.540 8.000 – 254 7.746 – 5.206

Tab. 2: Kapitalbindungsplan der Investition

Im 1. Jahr besteht die Kapitalbindung der Investition aus der Anschaffungsauszahlung, da es noch nicht zu Rückflüssen gekommen ist. Diese Kapitalbindung verursacht bei dem Zinssatz von 10 % Zinszahlungen in Höhe von 40.000 EUR × 10 % = 4.000 EUR. Gleichzeitig fließen aus dem Projekt erste Zahlungen in Höhe von 20.000 EUR zurück. Insgesamt können damit 16.000 EUR (= 20.000 EUR – 4.000 EUR) zur Kapitalfreisetzung (bzw. zur Tilgung eines Kredits) eingesetzt werden, womit sich die Kapitalbindung auf 24.000 EUR reduziert. Hierfür fallen im nächsten Jahr wiederum Zinsen in Höhe von 2.400 EUR an. Unter Berücksichtigung der Zahlung von 15.000 EUR verringert sich damit das ausstehende Kapital für das 3. Jahr um weitere 12.600 EUR. Die Zinsen betragen im 3. Jahr 1.140 EUR, daneben kommt es zu einer Auszahlung von 10.000 EUR, wodurch sich die Kapitalbindung auf 2.540 EUR reduziert. Im 4. Jahr gelingt es mithilfe der Zahlung in Höhe von 8.000 EUR, sowohl das restliche gebundene Kapital zu tilgen als auch die hierauf entfallenden Zinsen zu zahlen. Darüber hinaus entsteht nun eine negative Kapitalbindung in Höhe von –5.206 EUR. Dieses Kapital steht jetzt für weitere Projekte zur Verfügung. Der Verlauf der Kapitalbindung wird noch einmal anschaulich durch Abb. 1 verdeutlicht.

Abb. 1: Verlauf der Kapitalbindung

Qualitative Merkmale einer Investition

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